Da mussten einige Besucher wohl zweimal hinschauen: Die Ausstellungsstücke entführten die Besucher in ausgefallene Fantasiewelten. Foto: Maute

Kultur: Ausstellungseröffnung in der Villa Eugenia / Besucher sollen der Verzauberung erliegen

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Auch wenn die Werke von Norbert Stockhus und Jochen Wahl zunächst ein Gedankenkarussell in Gang setzen: Das Zauberhafte, Verzaubernde ist auf den ersten Blick allgegenwärtig.

Hechingen. Was sehen wir, was sehen wir nicht? Es sind ganz elementare Fragen, die sich denjenigen eröffnen, die die Kunstwerke in Augenschein nehmen, die seit gestern in der Villa Eugenia zu sehen sind.

"Zweierlei" könnte die Antwort mit Bezug auf den Ausstellungstitel lauten. Und doch wäre dies zu kurz gegriffen. Denn die Skulpturen und Bilder, die, wie es Dietmar Schönherr beschrieb, "in wunderbare Welten" entführen, gehören zusammen. Ergänzen sich auf geradezu magische Weise.

Sicherlich machen sie es dem Betrachter nicht leicht. "Beide irritieren", betonte denn auch Dirk Mende, der am Sonntag in die Ausstellung einführte. Beide jedoch auf ihre ganz ureigene Art und Weise.

Wahl schafft Wesen, Stockhus Gehäuse. Letztere lassen sich mit "Haus und Behausung", einer "festen, schützenden Umhüllung" in Zusammenhang bringen. Aber auch mit einem "inneren Gehäuse", das auf Kern und Zentrum abzielt.

Während die Werke von Norbert Stockhus erst auf den zweiten Blick irritierten, wirkten die Wesen des bereits verstorbenen Künstlers Jochen Wahl unvermittelbar "befremdlich" – jedenfalls im Auge des Betrachters. Der Grat vom Schein zum Sein ist jedoch schmal und Wahrnehmung kann auch trügen.

Bezug auf eine irreale Welt stets präsent

"Achten Sie auf das Tänzerische, dass sich in den Wesen verkörpert. Das nimmt den Schein des Befremdlichen", so der Experte. Die Bewegung, der Bezug auf die irreale Welt, sind in Wahls Werken dementsprechend allseits präsent.

Da wird der "Kleine Läufer" zum "Hals-über-Kopf-Läufer", zum "Schnüffelläufer", ist der "Unbehauste" stets auf dem Sprung, scheint der Weg das Ziel zu sein.

Anders bei Norbert Stockhus. Hier schwinde das erst auf den zweiten Blick Befremdliche durch das Anknüpfen an Traum- und Rauscherfahrungen. Oftmals gehe die Perspektive "über den Blick hinaus", würden die Trugbilder unter dem Schleier einer moribunden Schönheit erscheinen. Mal sind es Kugeln, mal Pyramiden. Selten offenbart sich "ein mögliches Fünkchen Leben."

"Es ist eine Fülle geheimnisvoller Erzählbilder, die so lange unerzählte Erzählungen bleiben müssen, bis wir sie mit unseren Geschichten ausmalen", ermunterte Dirk Mende die Besucher, eigene Deutungen zu wagen und der "Verzauberung" zu erliegen.

Dass Kunst ein "genaues Hinsehen" erfordere, unterstrich der Erste Beigeordnete Philipp Hahn, der sich – ebenso wie die Mitglieder des Fördervereins Villa Eugenia – freute, dass mit Norbert Stockhus und Jochen Wahl zwei hochkarätige Künstler für ein Ausstellungsprojekt gewonnen werden konnten.

Nicht bildlich, sondern musikalisch setzte sich mit den Werken Jürgen Lehmann am Piano auseinander, der am Sonntag von Moritz auf dem Didgeridoo begleitet wurde.

Die Ausstellung in der Villa Eugenia ist noch bis zum 26. November, jeweils samstags von 15 bis 17 und sonntags von 14 bis 17 Uhr, zu sehen.