Kunst: Artothek mit 98 Werken von insgesamt 35 Künstlern / Liaison besteht seit mehr als drei Jahrzehnten
Kunst bereichert das Leben – das ist unbestritten. Schwieriger ist hingegen die Frage: Für welches Werk entscheide ich mich? Bei der Artothek kann sowohl gekauft als auch gemietet werden. Es ist eine Liaison, die im Zollernalbkreis seit mehr als drei Jahrzehnten erfolgreich praktiziert wird: Kunst trifft auf Kunstfreunde.
Hechingen. Auch am Sonntag kamen Kunstfreunde in großer Zahl in der Villa Eugenia zusammen – und hatten einmal mehr die Qual der Wahl: 98 Werke von insgesamt 35 Künstlern warten dort darauf, entdeckt, ausgewählt und mit nach Hause genommen zu werden. Man könne, wie Landrat Günther-Martin Pauli in seiner Begrüßungsansprache betonte, nur staunen, ob der Kreativität, die die Kunstschaffenden an den Tag legten. Mal bunt, mal dezent, spannend oder ruhig, abstrakt oder detailverliebt: Die Vielfalt der Stile, Techniken und Formen ist nahezu unerschöpflich und beweise einmal mehr, dass Kunst viele Facetten hat.
"Kunst gibt es nicht auf Rezept"
Doch was will sie und was kann sie? Dieser Frage ging in seinem buchstäblich geistreichen Einführungsvortrag der Künstler Frieder Zimmermann nach, der seit den Anfängen im Jahre 1985 bei der Artothek vertreten ist. Und eines machte er gleich zu Beginn deutlich: "Kunst gibt es nicht auf Rezept." Und aus einem Landschaftsbild lasse sich keine Anleitung zum Rasenmähen ableiten. Wie also sich ihr nähern? Am besten, indem man durch den "Zeittunnel" schreitet und O-Töne von Menschen einfängt, die in einem anderen Jahrhundert lebten.
Als prominente Kommentatoren hatte Zimmermann das letzte Hechinger Fürstenpaar Konstantin und Eugenie auserkoren, die es sich – so plauderte er aus dem Nähkästchen – nicht nehmen lassen, ab und zu in ihrer ehemaligen Residenz herumzugeistern. Die unterschiedlichen Positionen, die sie beim Betrachten der Werke vertreten, zeigt: Kunst spaltet die Geister. Während Konstantin in den Tuscheporträts in der Rotunde "das Biedermeierliche unserer Epoche gut getroffen" sieht, findet Eugenie eher Gefallen an den modernen Exponaten, die bei der Artothek präsentiert werden. "Das Sein manifestiert sich eben in der Wahrnehmung", resümierte der Referent. Und diese ist von Betrachter zu Betrachter höchst verschieden. Die Liebe auf den ersten Blick gilt deshalb ganz unterschiedlichen Ausstellungsstücken.
Und die Bilanz kann sich sehen lassen: Rund 40 Prozent der ausgestellten Kunstwerke werden jedes Jahr verkauft oder verliehen, berichtete Kreisarchivar Andreas Zekorn. Auch dieses Mal klafften schon kurz nach der Eröffnung Lücken an den Wänden, denn gemäß dem "Auktionscharakter" der Veranstaltung durften die ausgewählten Exponate an Ort und Stelle abgehängt und gleich mitgenommen werden.
Zum Erfolg der Artothek tragen viele bei
Zum Erfolgsrezept tragen jedoch nicht nur die Künstler und das Publikum bei, die der Artothek seit Jahrzehnten die Treue halten. Der Dank von Günther-Martin Pauli galt ferner dem Förderverein Villa Eugenia. Denn eine Veranstaltung in diesem Rahmen auf die Beine zu stellen – das ist mit einer Menge Aufwand und Arbeit verbunden. Viel Beifall gab es auch für das Akkordeon-Ensemble der Jugendmusikschule, das die Eröffnung in diesem Jahr klangvoll umrahmte.
Geöffnet ist die Artothek in der Villa Eugenia von Montag, 11. Dezember, bis Freitag, 15. Dezember, von 16 bis 18 Uhr, sowie am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Dezember, von 15 bis 17 Uhr.