Ein beliebter Nervenarzt, reger Geist und Musikliebhaber, der in Hechingen Spuren hinterlässt: Norbert Kirchmann wird heute, Samstag, 75 Jahre alt. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Geburtstag: Norbert Kirchmann, Hechinger Musiker, Arzt und Synagogenförderer, wird 75 Jahre alt

Er ist einer jener Hechinger, die Spuren hinterlassen. Als Musiker, als Aktiver im Synagogen-Förderverein, als Arzt. Heute, Samstag, wird Norbert Kirchmann 75 Jahre alt.

Hechingen. Als er 1977 nach Hechingen kam, hat er nicht lange gebraucht, um sich eng mit dieser Stadt zu verbinden. Gleich zu Beginn lernte er Wilhelm Eckenweiler kennen, eine jener Persönlichkeiten, die viel für die Restaurierung der Hechinger Synagoge getan haben.

Ein Inspirator für klassische Musik

Auch Bürgermeister Norbert Roth erkannte schnell, dass Kirchmann nicht nur der dringend benötigte Nervenarzt für die Stadt ist, sondern auch ein sprühender Inspirator für klassische Musik.

Mit Unterstützung der Stadt organisierte Kirchmann bald die ersten Hechinger Bachtage, gründete das Ärzteorchester, das regelmäßig sinfonische Musik nach Hechingen brachte und das mit programmatisch ausgefeiltem Programm auch die besondere Musikgeschichte Hechingens und dem letzen Fürst Wilhelm Constantin berücksichtigte.

Dass Hechingen in der klassischen Musik weithin einen Namen hat, ist nicht zuletzt auch Norbert Kirchmann zu verdanken.

Ein Hobby? Nicht ganz. Kirchmann hat drei Semester Musikwissenschaft in Köln studiert, bevor er seiner anderen Leidenschaft folgte, die ihn ebenso faszinierte. "Ich wollte unbedingt Psychotherapeut werden", sagt er. Ein vielschichtiger Beruf, der intensive Beratung der Patienten erfordert.

Über 30 000 Patienten hatte am Ende in seiner Datei, als er seine Praxis an einen Nachfolger übergab. Er habe sich später aus Neugier extra mal bei der Ärztekammer erkundigt, ob gegen ihn je Beschwerden eingegangen seien. "Das ist gar nicht so selten, aber bei mir war es nicht eine, offenbar war man mit mir zufrieden", sagt er.

Und wenn er aus seinem mit Büchern vollgetürmten Arbeitszimmer in der Kapfgasse aus dem Fenster schaut, blickt er auf ein Gebäude, das ihm ebenfalls viel verdankt. Die Alte Synagoge.

Von den Nazis kaum zerstört, ließen die Hechinger dieses Gebäude in den folgenden Jahren zu einem verrotteten Schuppen werden. Der Abriss drohte, als Männer wie Wilhelm Eckenweiler die Initiative ergriffen, und Norbert Kirchmann war schnell bereit, als Zweiter Vorsitzender hier ebenfalls viel Zeit und Geist zu investieren. 1979 wurde der Synagogenverein gegründet, 1986 konnte die Synagoge wieder der Öffentlichkeit übergeben werden.

Der Lohn der Mühe: Ein Veranstaltungssaal mit herausragender Akustik, wie er weithin kaum zu finden ist. Und der Lohn seiner vielfältigen kulturellen Aktivitäten: Tiefe Freundschaften zu Menschen, die seine Musikbegeisterung teilen.

Mittlerweile tritt Norbert Kirchmann etwas kürzer. Er hat vier Kinder, sechs Enkel, und die Fotos in seinem Arbeitszimmer zeigen, dass ihm auch das tiefe Erfüllung gibt.