Der Provinzialrömische Archäologe Klaus Kortüm referierte in der Hechinger Stadthalle über neue Grabungen auf dem Gelände der Villa rustica in Stein. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Vortrag über aktuelle archäologische Forschungen / Arbeiten am Tempelbezirk

Hechingen. Was haben das Rosenstein-Plateau, das Breite Ried in Bodnegg und der römische Gutshof von Hechingen-Stein gemeinsam? Alles sind Orte, die noch viel Potenzial für archäologische Forschungen bergen. Bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern, die am Wochenende in der Hechinger Stadthalle stattfand, nutzten viele Mitglieder die Gelegenheit, sich über diese und weitere Themen sowie über den Stand der Forschungsprojekte zu informieren.

Eine herausragende Örtlichkeit der Archäologie, nicht nur in der Region, sondern im Land, ist die Villa rustica in Stein. Über neue Ausgrabungen auf der Anlage berichtete am Freitag der Provinzialrömische Archäologe Klaus Kortüm. Mit Blick auf die Zukunft machte er aber auch deutlich, dass hier noch viele spannende Fragen im Raum stehen – so etwa die nach der Gesamtgröße des Areals.

Wieder vermehrt in den Fokus des Landesdenkmalamts gerückt war das Museum, das von einem engagierten Förderverein betreut wird, im Jahre 2011, als der Vereinsvorsitzende Gerd Schollian das Amt auf Mauerfunde aufmerksam machte. Schnell sei klar gewesen, dass es sich dabei um einen "Fund von besonderer Qualität" handle, so Kortüm.

Was bei Prospektionsgrabungen zutage kam, war ein zunächst wenig auffallendes Rechteckgebäude – in Fachkreisen das Gebäude M –, das jedoch eine Besonderheit aufwies: Die umgestürzte Giebelwand war den Hang hinabgekippt, die Fassade lag mit dem Gesicht nach unten im Waldboden.

Am Anfang habe die Archäologen die Frage beschäftigt, welchem Gebäude die umgefallene Giebelwand zuzurechnen sei, erklärte der Experte. Rasch klar war hingegen die Sturzursache: Der Untergrund bewegt sich stark. "Hier wirken gewaltige Kräfte", konstatierte Kortüm.

Ein weiteres interessantes Detail stellte für die Fachleute das innenliegende Dach dar. Außerdem wurden Architekturteile wie Konsolensteine und gut erhaltene Dachziegel entdeckt. Auffällig sei, dass das Gebäude, das wohl als Scheuer oder Speicher genutzt wurde, einst in dieser steilen Lage errichtet worden sei, so der Experte.

Wie es einmal ausgesehen haben könnte, verdeutlichte er den Anwesenden anhand einer Rekonstruktion. Nicht nur auf dem Papier, sondern Stein auf Stein vollzieht sich hingegen die Rekonstruktion des Tempelbezirks. Hier sind die Bauarbeiten bereits in vollem Gange.

Ziel sei, Archäologie mit diesem Projekt für die Museumsbesucher anschaulich erlebbar zu machen, erklärte Kortüm, der die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Förderverein hervorhob. Weitere Arbeitsschwerpunkte auf der Anlage werden in den nächsten Jahren die Klärung offener Fragen in Zusammenhang mit bisherigen Grabungen, das Einmessen der Gebäude und die Ermittlung der Gesamtgröße des Geländes sein. Bei einer Exkursion konnten die Tagungsteilnehmer den römischen Gutshof in Stein am Sonntag in Augenschein nehmen.