Bircan Özkan (Mitte) kommt schnell mit den Jugendlichen ins Gespräch. Die meisten kennen die Streetworkerin. Foto: Huger Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Hechingens erste Streetworkerin stellt ihre Arbeit vor / Bisher keine Härtefälle

Viele Hechinger Schüler kennen Bircan Özkan vom Jugendzentrum. Kein Wunder, ist sie doch öfter in der Stadt unterwegs. Bei manchen ist Özkan aber froh, wenn sie sie nicht mehr sieht.

Hechingen. "Es ist nicht schlecht, wenn jemand nur einmal bei mir war", sagt Streetworkerin Bircan Özkan. Denn das bedeute meist, dass das Problem gelöst ist. Seit Oktober 2016 ist sie für das Jugendzentrum (Juz) im Einsatz und ist Hechingens erste Streetworkerin.

Die Probleme, mit denen Özkan unter anderem zu tun bekommt: Liebeskummer, schwierige Eltern, keine Lust auf Schule. Doch was immer die Jugendlichen erzählen: "Ich darf nichts verpetzen", sagt Bircan Özkan. Sie bezieht sich damit auf die Schweigepflicht, die sie in ihrem Beruf hat. Allein bei Gefährdungen des Kindeswohles müsste sie eine Ausnahme machen.

Die Jugendlichen – offiziell im Alter von 12 bis 27 – können Özkan also alles erzählen, was sie gerade bedrückt. Die meisten kennen die Streetworkerin deshalb auch nur als "Abla". Das ist türkisch und bedeutet so viel wie große Schwester.

"Es ist mittlerweile so, dass mich jeder kennt", erzählt Özkan. "Abla" ist sie deshalb, weil viele der Jugendlichen, die ins Juz kommen, türkisch sprechen. Die jungen Leute trifft sie aber nicht nur im Juz, sondern auch, wenn sie in Hechingen ihre Runde dreht. Die führt oft zum Starzelpark, dann an die Schulen über den Obertorplatz und wieder zurück. Manchmal schaut Özkan aber auch in die Cafés, Shisha-Bars und auf den Rewe-Parkplatz.

Sie geht stets offen auf die Jugendlichen zu und fragt sie, ob alles okay ist, ob sie bei einem Problem helfen kann. Özkan stellt ihre Arbeit vor, lässt ihre Dienstnummer da und am Ende wissen die jungen Leute: Die Streetworkerin ist für sie da. Wenn die Jugendlichen einfach nur "chillen" ist das in Ordnung. Dann geht sie eben wieder.

Drogen waren bisher noch kein Thema für die Streetworkerin

Ohnehin hatte Özkan noch nicht mit "ernsthaften Problemen zu tun". Damit meint sie beispielsweise, dass Drogen noch kein Thema waren. Aber: "Wenn ich sowas in der Zeitung lese, gucke ich, dass ich öfter rausgehe", sagt die studierte Pädagogin. Wenn es einen solchen Fall gäbe, würde sie mit dem Betroffenen zur Beratungsstelle gehen.

Spielsucht war allerdings mal kurzzeitig ein Thema. "Wir haben von Jugendlichen unter 18 Jahren gehört, die zocken", sagt Özkan. Im Gespräch mit Casino- und Spielautomatenbesitzern kam heraus, dass ein falscher Ausweis vorgelegt worden war. Inzwischen sei jedoch kein aktueller Fall bekannt. "Sie probieren es aus, verlieren Geld und sehen ein: Das mache ich lieber nicht", so die Streetworkerin.

Bei vielen ausländischen jungen Erwachsenen und Kindern sei ein Problem natürlich schon die Integration. Es fehle teils an Sprachkenntnissen, unterschiedliche Erziehungsstile kämen zum Tragen und dadurch, dass nicht jeder ein Kinderzimmer habe, gingen viele oft raus. Und da treffen sie Bircan Özkan.

So auch bald wieder an der Fasnet. Denn da wird Özkan vom Schmotzigen bis zum Aschermittwoch "draußen" im Einsatz sein. Längere Streetwork-Einsätze sind zudem beim Kinderfest und beim Weihnachtsmarkt vorgesehen. Im Sommer geht es dann auch mal zu Einsätzen ins Freibad.

Weitere Informationen: Das Jugendzentrum (Juz) in Hechingen hat dienstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet, mittwochs von 14 bis 20 Uhr, donnerstags und freitags von 16 bis 20 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr. Zusätzlich gibt es dienstags von 18 bis 20 Uhr die Fußball-AG und eine Mädchen-AG.