In einem informativen Vortrag berichtete Jürgen Haas am Montag im Konstantinsaal des "Museums" über Hochwasserschutzmaßnahmen. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Vortrag über verheerendes Hochwasser im Starzeltal / Bauprogramm des Zweckverbands endet 2020

Vieles wurde mittlerweile dafür getan, dass sich die Hochwasserkatastrophe von 2008 nicht mehr wiederholt – das wurde beim Vortrag von Jürgen Haas deutlich. Gleichzeitig appelliert er aber an die Bürger, die Gewässerrandstreifen freizuhalten.

Hechingen. Es sind Bilder, die an ein Kriegsgebiet erinnern: Straßen, auf denen das Wasser komplett den Asphalt abgetragen hat, Fahrzeuge, die wie Spielzeugautos kreuz und quer liegen und Brücken, an denen sich alles staut, was nicht niet- und nagelfest war. Auch zehn Jahre, nachdem das verheerende Hochwasser im Starzeltal wütete, sorgen diese Aufnahmen nach wie vor für Gänsehaut.

Der fotografische Rückblick stand am Anfang des Vortrags von Jürgen Haas, Sachgebietsleiter Tiefbau bei der Stadt Hechingen, der auf Einladung des Weiterbildungsnetzes Hechingen in der Reihe "Weiter! Trotz Unsicherheit" zum Thema "Nach der Katastrophe – Zum Hochwasserschutz im Starzeltal" referierte. Einem kleinen, interessierten Publikumskreis rief er die schrecklichen Ereignisse von damals noch einmal in Erinnerung.

Gleichzeitig verweisen die Bilder aber auch auf ein nach wie vor bestehendes Problem. "Alles, was abgelagert wurde, rächt sich an den Bauwerken", erklärte Haas anhand von Fotos, die zeigen, wie allerlei Treibgut den Wasserdurchfluss an Brücken versperrt. Immer wieder sei zu beobachten, dass Gewässerrandstreifen, die eigentlich frei bleiben müssen, als Lagerstätten für Holz, Heckenschnitt oder Bauschutt genutzt würden.

"Das ist in diesen Zonen tabu", betonte der Referent, der hierbei auf die Mithilfe der Bürger hofft. Von Seiten der Kommunen und Behörden sind, wie im Vortrag deutlich wurde, hingegen zwischenzeitlich viele Maßnahmen ergriffen worden, um die Gefahr eines solch verheerenden Hochwassers zu minimieren.

Einen ersten wichtigen Schritt markierte die Gründung einer Planungsgemeinschaft, bei der alle Starzelgemeinden mit im Boot waren. Nach Fertigstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes schlossen sich Hechingen und Rangendingen 2013 zum Zweckverband Hochwasserschutz Starzeltal zusammen, während Jungingen und Burladingen eigene Wege beschritten.

"Der Zweckverband verbaut rund 9,5 Millionen Euro", erklärte Haas. Diese fließen in den Bau und Betrieb von sechs Hochwasserrückhaltebecken, Mauern und Dämmen entlang der Starzel sowie in ein Frühwarnsystem – alles hochtechnisierte Anlagen.

Seit 2013 liegt dem Zweckverband die Bewilligung der maximalen Landesförderung von 70 Prozent vor. Im selben Jahr rollten die ersten Bagger.

Gleich eine Reihe von Becken wird gebaut

Während die bereits bestehenden Hochwasserrückhaltebecken Im Tal und Im Wolfental in Rangendingen lediglich mit moderner Technik ausgestattet werden mussten, wurde im Gebiet um Hechingen eine Reihe von Becken gebaut.

Dazu zählt das Rückhaltebecken Killberg, das über ein Stauvolumen von 2500 Kubikmetern verfügt "und schön in die Landschaft eingebettet" ist. Neben einem Becken an der B27 gibt es außerdem das Einlaufbauwerk Katzenloch in Boll, das mit einem dreidimensionalen Rechen und einem hydraulischen Trichter ausgestattet ist.

In Stetten wurde das Rückhaltebecken Am Uttenbach mit 5500 Kubikmetern Stauvolumen errichtet und im Dezember 2017 erfolgte die Fertigstellung des Beckens Zellerbach in Boll. Mit einem Stauvolumen von 6500 Kubikmetern ist es – nach dem sich gerade im Bau befindlichen Hochwasserrückhaltebecken Reichenbach – das größte. Das Reichenbach-Becken zwischen Stetten und Boll wird indes einmal das "Herzstück" des Projekts werden.

Das Bauwerk besteht aus fünf Teilen, verfügt über ein Stauvolumen von 235 700 Kubikmetern und eine Dammhöhe von 12,5 Metern. Die Fertigstellung erfolgt voraussichtlich im Mai 2019. Bis 2020 soll laut Plan dann das komplette Bauprogramm des Zweckverbands abgearbeitet sein.