Blech, Blech, Blech: Ob Obertorplatz, Parkhaus, Marktplatz oder Museum – an manchen Tagen sind fast sämtliche Parkplätze in der Oberstadt belegt. Foto: Stopper

Mehr als 450 Autos quetschen sich auf öffentlichen Stellplätzen. 200 Plätze fallen bald weg. Mit Kommentar

Hechingen - Überall Autos. Die Hechinger Oberstadt ist vollgestopft davon. Es ist Mittwochsmarkt, Parkplätze sind Mangelware. Und viele, die in der Stadt unterwegs sind, fragen sich, wie das werden soll, wenn First und Obertorplatz als Parkgelände wegfallen.

Wir machen am Mittwochvormittag mal einen Rundgang durch die Oberstadt und schauen, wo die Autos stehen. Erstaunlich. Zwischen First, Parkhaus und Schloßplatz zählen wir etwa 450 geparkte Autos. Die Stadt ist eine Blechlandschaft. Wenn all die Fahrer dieser Autos im Hechinger Einzelhandel einkaufen würden, wären hier Ladenlokale knapp. Aber natürlich parken hier auch viele, die hier wohnen oder arbeiten.

Egal. Auch sie brauchen offensichtlich Parkplätze. Und natürlich gibt es immer noch viele Kunden von Behörden und Geschäften, die in die Oberstadt kommen. Die meisten mit dem Auto. Und so wird mittlerweile vielen in der Stadt klar: Wenn der Firstparkplatz einem Wohnblock weicht und fast zeitgleich der Obertorplatz zum Stadtpark wird, dann fallen etwa 200 Parkplätze weg, ohne dass klar ist, wo die bisher dort stehenden Autos hinsollen.

Wo gibt es noch Parkplatzreserven in der Oberstadt?

O der gibt es noch Parkreserven in der Oberstadt? Jedenfalls nicht mittwochmorgens während des Wochenmarkts, wie ein kleiner Rundgang zeigt. Es ist 9.20 Uhr. Die 15 geschotterten Parkplätze in der Stiftsgasse hinter der Kirche sind ebenso komplett voll wie die 13 Plätze hinter dem Klaiber. Immerhin: Auf dem Firstgelände sind noch etwa zehn Parkplatz-Lücken zu sehen. 63 Autos sind dort geparkt. Viele Einwohner aus dem Killertal stellen hier ihre Autos ab, wie eine kleine Umfrage zeigt. Ist halt geschickt, wenn man den Highway hochfährt.

Auf dem Museumsparkplatz sind zu der Zeit alle 17 Parkplätze voll. Merkt man aber erst, wenn man dort reingefahren ist. Genervt kehren dort regelmäßig erfolglose Parkplatzsucher um. Sehnsüchtig schauen Autofahrer auf den leeren Platz vor der Orangerie. Parken ist da aber verboten. Der Fahrradständer daneben ist übrigens leer. Aber das ist ein anderes Thema.

Also weiter auf den Obertorplatz. Was hier auffällt: Es gibt einen regen Wechsel. Ständig fahren Autos weg, wer neu ankommt, stellt sich wartend in die Parkgasse. Etwa 55 Parkplätze gibt es auf dem zentralen Platz. Fußgänger haben es hier schwer, weil einfach überall geparkt wird, wo geteert ist. Auch auf den Flächen, die eigentlich für Fußgänger wären. Weitere acht Parkplätze gibt es vor der Stadtapotheke, nochmal etwa 35 vor dem neuen Gebäude Gfrörer-Gebäude, wo demnächst wohl auch die lokale Filiale einer Ulmer Zeitung ihr neues Domizil finden soll. Das ist insofern interessant, weil ihr jetziges Domizil am Obertorplatz, das die EJL gekauft hat, dann abgerissen werden könnte.

EJL-Tiefgarage wird nicht fertig vor Beginn des Obertorplatz-Umbaus

Ein Gebäude mit Tiefgarage soll da hingebaut werden, etwa 100 Parkplätze könnte die Stadt dort für die öffentliche Nutzung kaufen oder mieten. Konkret ausverhandelt ist da noch nichts, und das heißt: Diese Ausweichparkplätze stehen noch lange nicht bereit, wenn tatsächlich im Herbst der Obertorplatz umgebaut werden sollte.

Viele in der Stadt meinen deshalb, dass die Bebauung des Firstgeländes auf jeden Fall so lange auf Eis gelegt werden soll, bis die EJL-Tiefgarage Einweihung gefeiert hat. Geschäftsleuten am Obertorplatz aber wäre das zu wenig. Sie sammeln derzeit bekanntlich Unterschriften, um ihren Wunsch zu bekräftigen, dass auf dem neu gestalteten Obertorplatz zumindest noch einige Parkplätze eingeplant werden sollten. Sie vertreten damit auch den Wunsch ihrer Kunden, denen sie allzu weite Wege nicht zumuten wollen. "Wir können die nicht umerziehen", erklärt ein Friseur am Platz. Ohne Parkplätze werde er an diesem Ort mit seinem Geschäft wohl nicht überleben. Am Freitag wird die Liste im Rathaus an Bürgermeister Philipp Hahn übergeben.

Natürlich könnte man als Hechingen-Besucher auch mal ins Parkhaus fahren. Das ist am Mittwochmorgen zwar fast voll. Fast 100 Autos, etwa 130 haben hier Platz. Viele sind aber fest vermietet. Aber ganz oben ist nach viel Gekurve noch ein Parkdeck frei. Der Parkplatz unterhalb des Parkhauses, der zum Citypark gehört, ist übrigens auch voll. Über 50 Autos stehen hier Seite an Seite.

Gleiches Bild auf dem Münz-Parkdeck. Über 80 Stellplätze voll. Lücken zu finden ist Glückssache. In der Schloßstraße parken 15 Autos, einige auch etwas wild, auf dem Schloßplatz sind 19 von 24 Parkplätzen besetzt, seitlich vor dem türkischen Laden sind 16 von 17 Plätzen voll, hinter der Sparkasse immerhin, sind zwischen 30 Autos noch eine Hand voll freie Plätze zu finden.

Kommentar: Parkxit

Von Klaus Stopper

Alle freuen sich, dass der Obertorplatz bald Flanierqualität erhält und auf dem Firstplatz Innenstadt-Wohnungen entstehen sollen, aber es wächst auch die Erkenntnis, dass beide Entwicklungen auf Kosten des Parkplatzangebotes gehen. Dass 200 wegfallende Parkplätze ein massives Problem sind, haben auch Gemeinderäte und Bürgermeister erkannt. Allerdings hat noch niemand öffentlich eine überzeugende Lösungsidee präsentiert. Firstplatz-Bebauung verschieben? EJL-Tiefgarage am Obertorplatz mit Hochdruck vorantreiben? Doch einen Teil des Obertorplatzes den Autos als Parkraum überlassen? Fragen, auf die noch vor der Entscheidung über die Obertorplatz-Gestaltung Antworten gefunden werden müssen. Ähnlich wie beim Brexit nur zu sagen, dass alle Lösungen Nachteile hätten, bringt jedenfalls nichts. Sonst droht in Hechingen noch der ungeregelte Parkxit.