Viele leere Stühle: Die Zuhörer in Hechingen wirken ruhig, ihre Diskussionsbeitäge aber sind emotional. Vorne sitzen (von links) Finanzdezernent Christoph Heneka, Landrat Günther-Martin Pauli und der Ärztliche Direktor des Klinikums, Michael Bitzer. Foto: Stopper

Krankenhausdebatte: Beim Infoabend entschuldigt sich Ärztlicher Direktor für damalige Entscheidung.

Hechingen - Kawumm in Hechingen: Bei der Vorstellung des Gutachtens, das den Neubau eines Zentralklinikums auf der "grünen Wiese" empfiehlt, hat sich Michael Bitzer, Ärztlicher Direktor des Zollernalbklinikums, für die Schließung des Hechinger Krankenhauses entschuldigt.

"Im Nachhinein war die Entscheidung falsch. Der Bau eines neuen Zentralklinikums auf der grünen Wiese mit der Fortführung der Häuser in Hechingen, Balingen und Albstadt bis zur Inbetriebnahme der Klinik wäre richtig gewesen." Es sei ein Fehler gewesen, dass er sich damals für das Zwei-Häuser-Modell (Kliniken in Balingen und Albstadt) eingesetzt habe. "Ich bereue das", sagte er.

Dafür bekam er viel Applaus von den Zuhörern, die in die Stadthalle Museum gekommen waren. Ob die klatschenden Bürger damit bekunden wollten, dass sie seine Entschuldigung annahmen, oder ob es reiner Hohn war, der da aus dem Publikum geklatscht wurde, war schwer auszumachen. Wahrscheinlich war es eine eine Mischung aus beidem.

Die TeamPlan GmbH hatte zuvor den Neubau einer Kreisklinik auf der grünen Wiese (irgendwo) im Zollernalbkreis als einzig für die Zukunft wirtschaftliches Konzept empfohlen, und dabei auch drei andere Varianten durchgespielt.

Heberle appeliert an den Zusammenhalt im Kreis

Anschließend schilderte Bitzer eine sehr ähnliche Sicht der Chefärzte im Zollernabkreis, die er mit der ewähnten Entschuldigung einleitete. Eine Reaktion aus dem Publikum darauf kam schnell, als abschließend diskutiert werden sollte. "Ich wundere mich schon, dass Sie sich heute hier hinstellen, bereuen, aber keine persönlichen Konsequenzen ziehen und nun glauben, dass man Ihnen wieder vertraut", sagte Rolf Ege von den Freien Wählern im Hechinger Gemeinderat.

Außerdem bezweifelte Ege, dass man sich im Kreistag nicht bereits für einen Standort auf der grünen Wiese entschieden habe. Landrat Günther-Martin Pauli, der die Veranstaltung auch moderierte, antwortete: "Sie können jeden Kreisrat fragen. Ein Standort ist noch nicht festgelegt." Ege konterte, er sei schon lang genug in der Kommunalpolitik, um zu wissen, was hinter verschlossenen Türen vorgehe. Pauli versicherte in dem Zusammenhang: "Wir werden den intelligentesten Standort finden, es wird keine Gefälligkeitsentscheidung geben."

Sehr emotional sprach Gerti Heberle, medizinisch-technische Radiologie-Assistentin, die bis zur Schließung im Hechiner Krankenhaus gearbeitet hatte und nun im Zollernalbklinikum in Balingen schafft, ins Publikum: "Unsere Stadt (Hechingen) hat durch die Schließung viel verloren. Dennoch ist Balingen jetzt mein Krankenhaus geworden. Und wenn wir eine medizinische Versorgung in unserem Landkreis wollen, müssen wir uns alle für eine zentrale Klinik einsetzen." Heberle appellierte an den Zusammenhalt im Kreis, ansonsten würde man vielleicht irgendwann ganz ohne Klinik dastehen. Etwas deplatziert – zumindest in diesem Zusammenhang – wirkte die Aussage einer Albstädterin, die an Pauli herantrug, dass sie die Stärkung des Standorts Albstadt für notwendig halte, weil es dort immer weniger niedergelassene Ärzte gebe.

Es wurde lang diskutiert, obwohl die Hälfte der Stühle an dem Abend leergeblieben waren. Auch Hechingens Bürgermeisterin Dorothea Bachmann blieb der Veranstaltung fern. Ihre Argumente kamen dennoch zur Sprache: dass die Hechinger bei der Standortdebatte "außen vor" blieben, für eine Zentralklinik aber mitbezahlen müssen.

Zudem wurde die Verlässlichkeit der TeamPlan-Empfehlung in Frage gestellt. Diese geht davon aus, dass – sollte der Standort der Kreisklinik in Balingen beibehalten und Albstadt geschlossen werden – sich Patienten aus Albstadt aus Enttäuschung nicht in Balingen behandeln lassen würden. Damit würden die Fallzahlen dramatisch sinken, die finanziellen Auswirkungen wären laut TeamPlan verheerend. "Sie können doch kein Konzept erarbeiten, das auf einer solchen Annahme beruht", war da aus dem Publikum zu hören.