Alter Brauch lebt wieder auf: Zur Kräuterweihe kamen überraschend viele Besucher. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Der Brauch der Kräuterweihe lebte beim Gottesdienst in der St.-Silvester-Kirche wieder auf

Jungingen. Die große Zeit der Pilgerzüge in die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Silvester ist vorbei. Doch eine alte Tradition wird noch gepflegt und lockte viele auswärtige Gläubige über diejenigen aus der Starzelgemeinde hinaus an: der alljährlich durchgeführte Brauch der Kräuterweihe zu Mariä Himmelfahrt.

Mehr als 150 Kirchgänger waren am Donnerstag zu dem besonderen Gottesdienst in die schmucke Kirche gekommen, wie Wilma Evers vom Pfarrgemeinderat schätzte. Zu früheren Pilgerzeiten waren es wesentlich mehr. Denn ab 1935 begann eine Zeit tiefster Marienfrömmigkeit, als die Kirche eine Kopie der schwarzen Madonna von Einsiedeln/Schweiz erhielt, weshalb das Abbild auch als "Nebenquelle von Einsiedeln" bezeichnet wird.

Und wegen diesem Gnadenbild wurde Jungingen dann ein Zentrum hohenzollerischer Pilger und darüber hinaus. Auf diese Zeit ging Pfarrer Konrad Bueb zu Beginn des Hochamts zu Ehren von Jesu Mutter Maria und ihrer "Aufnahme in den Himmel" auch ein und erzählte die Legende vom "köstlichen Wohlgeruch" aus der Frühzeit der Kirchen, wonach den Aposteln der Geruch von Lilien und Rosen entgegen gekommen sei, als diese die Grabstätte Mariens betreten wollten.

Danach ging der Geistliche auf Marias Himmelfahrt ein, die an diesem Tage das zentrale Thema in der Liturgie war und auf dem Evangelium und vor allem der Lesung aus der Offenbarung des Johannes, der sich Maria angenommen hatte, aufbauend auch in der Predigt zum Ausdruck kam.

Denn aus der Blumenliebe Marias wurde diese in der Volksfrömmigkeit später zur "Königin der Blumen" und damit zur Beschützerin der Feldfrüchte erkoren. Daraus entwickelte sich der Brauch der Kräutersegnung, damit diese dem Menschen zum Heil diene, Krankheiten abwende und heile, aber auch die Häuser der Gläubigen und ihre Bewohner beschütze.

Kurz ging Pfarrer Bueb auch darauf ein, dass der im neunten Jahrhundert beginnende Brauch der Kräuterweihe zu Mariä Himmelfahrt auf frühere Bräuche polytheistischer Glaubensformen zurückgehe. So etwa auf die kosmisch-magische Frömmigkeit der Germanen, bei denen die Heilkräuteranwendungen eng mit der Anrufung der Götter verbunden war.

Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten der Brauch der Kräuterweihe zum Hochfest Mariens mehr und mehr vernachlässigt wurde, gemessen am großen Interesse am Donnerstag, als die Gläubigen die Kräuter zur Weihe am besagten Gnadenbild niederlegten, sieht es so aus, als feiere diese alte Tradition ein Comeback.