Ibrahima Ndiaye ist einer der Stipendiaten bei der „Herbstlenz“. Foto: privat

Wie jedes Jahr werden beim Literaturfestival in Hausach wieder Stipendien sowie eine Dozentur und natürlich dem Leselenz-Preis vergeben. Nun hat die Jury die Schriftsteller bekanntgegeben, die sich bei der „Herbstlenz“ im November auf finanzielle Förderung ihrer Arbeit freuen können.

So werden in diesem Herbst neben dem Leselenz-Preis der Thumm-Stiftung für junge Literatur 2023 auch die Stipendien der Hausacher Stadtschreiberinnen und Stadtschreiber 2023/24 und die Poetik-Dozentur „kinderleicht und lesejung“ des Leselenzes und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe vergeben. Auch wenn die Stipendiaten, der Leselenz-Preisträger und der neue Dozent erst Ende November offiziell ausgezeichnet werden, lässt die Jury des Literaturfestivals, bestehend aus Ulrike Wörner, Ina Brendel-Kepser und dem Leselenz-Kurator José Oliver, die Nominierten nicht länger im ungewissen. Das sind die Autoren, die Autoren, die nicht nur gefördert werden, sondern auch wesentliche Teile des Programms des Literaturfestivals gestalten werden:

Martin Schäuble Foto: privat

Martin Schäuble erhält den Leselenz-Preis der Thumm-Stiftung für Junge Literatur 2023. Schäuble, auch bekannt als Robert M. Sonntag, recherchiert und schreibt seit mehr als 20 Jahren zu politischen Themen. Dabei geht er immer wieder der Frage nach, wie sich Lebensläufe radikalisieren können. Oft nimmt er junge Protagonisten in den Fokus. Die Geschichten spielen meistens in einer dystopisch angehauchten Welt. Viele von Schäubles Romanen und Sachbüchern sind laut Kurator Oliver Lektüre im Unterricht und wurden in andere Sprachen übersetzt. „Martin Schäuble versteht es wie kein Zweiter,Jugendromane zu schreiben, die den oft tabuisierten Themen und Sorgen unserer Zeit glaubwürdige Stimmen geben. Die große Kunst des Erzählens ist bei ihm immer auch eine unaufdringliche Einmischung in gesellschaftliche und politische Wirklichkeiten: sensibel, sprachgenau, überzeugend“, lautet die Begründung der Leselenz-Jury zur Auszeichnung des Autors. Zu Schäubles Werken zählen unter anderem: „Alle Farben Grau“, „Sein Reich“, „Cleanland“, „Endland“, „Die Scanner“ sowie „Die Gebrauchsanweisung für Israel und Palästina“.

Simone Scharbert Foto: privat

Simone Scharbert bekommt das Gisela-Scherer-Stipendium. Die Autorin ist ist 1974 in Aichach geboren, hat Politikwissenschaft, Philosophie und Literatur in München, Augsburg und Wien studiert und anschließend in Politikwissenschaft promoviert. Sie lebt und arbeitet als freie Autorin und Dozentin in Erftstadt. Außerdem ist sie Lehrbeauftragte am Institut für Deutsche Sprache der Universität Köln und der TH Köln. Seit Mai 2022 verantwortet sie auch die Kulturelle Bildung der VHS Erftstadt. Sie wurde unter anderem für die Werke „Fund- und Flutstücke“ und „Alice Schreiben“ mit einem Jahresstipendium der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und dem zweiten Platz beim Lyrikpreis Feldkirch ausgezeichnet. „Wenn Harmonie einen weiteren Namen hat, dann lautet dieser Simone Scharbert“, schreibt die Leselenz-Jury zu ihrer Wahl.

Foto: privat

Michael Stavarič erhält die Poetik-Dozentur „kinderleicht und lesejung“ des Hausacher Leselenzes und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Der 1972 in der früheren Tschechoslowakischen Republik geborene und in Wien lebende Schriftsteller, der 2020 Leselenz-Preisträger war, wird die Poetik-Dozentur 2023 und 2024 and der PH Karlsruhe innehaben. Stavarič studierte Bohemistik, Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, bevor er im diplomatischen Dienst als persönlicher Sekretär und Kulturbeauftragter in der Tschechischen Botschaft in Wien tätig war. Der Autor hatte bereits viele Dozenturen inne, unter anderem an der der Universität Karlsruhe. Auch gewann er viele Preise, wie bei den Paris Film Awards. Zu seinen Werken zählen der Film „Manifesto futuro“ und der Roman „Gotland“.

Markus Köhle Foto: privat

Markus Köhle bekommt das Stipendium für Lyrik und Prosa. Der Autor studierte in Innsbruck und Rom Germanistik und Romanistik, unterrichtete in Tunis Deutsch als Fremdsprache und war 2004 bis 2006 Forschungsprojektassistent an der Universität Innsbruck. Seit 2001 ist er literarisch, literaturkritisch, literaturwissenschaftlich und auch als Literaturveranstalter aktiv. Seit 2004 lebt und arbeitet er in Wien. 2018 wurde er mit dem Otto Grünmandl-Literaturpreis des Landes Tirol ausgezeichnet. Seit 2002 veranstaltet er in Innsbruck den dienstältesten Poetry Slam Österreichs und seit 2003 kuratiert er mit Robert Renk das Innsbrucker Prosa Festival. Seit 2007 ist er freier Autor und Mitarbeiter der Literaturzeitschrift Dum, seit 2010 ist er dort Redaktionsmitglied. „Markus Köhle ist Sprachinstallateur, Literaturzeitschriftenaktivist und Poetry Slam Papa Österreichs“, kommentiert die Leselenz-Jury ihre Wahl.

Ibrahima Ndiaye erhält das Amanda Neumayer-Stipendium. Den Autor, der auch als Ibo bekannt ist, führte im Jahr 1987 die Leidenschaft für die deutsche Sprache vom Senegal nach Deutschland, um seine Germanistik-Studien direkt an der Quelle fortsetzenzusetzen, so Oliver. Ibo erhielt unter anderem den Friedrich-Bödecker-Preis 2020 und den Adler Award der International Youth Foundation als bester Autor der schwarzen Diaspora zwischen Afrika und Europa. „Ibrahima Ndiaye gelingt es auf ganz wunderbare Weise mit seinen berührenden und lustigen Geschichten, mit Musik, Tanz und Gesang, eine emotionale Beziehung zwischen seinem Publikum aller Altersstufen und dem Erzählten herzustellen, schreibt die Leselenz-Jury zur Wahl des Stipendiaten. Ibos jüngste Werke sind das Märchen „Die Hyäne und die sieben Geißlein“ sowie das Liedbuch „Hakuna Matata – Lieder aus Afrika“.

Die Stipendiaten werden zwischen Ende Oktober 2023 und Ende Mai 2024 ihr jeweils sechswöchiges Stipendium antreten, so die Mitteilung der Leselenz-Organisatoren. Die Stipendien werden dabei in verschiedene, flexible Zeiträume aufgeteilt, die noch abgesprochen werden.

Info: Der „Herbstlenz“

Die Preisverleihung des Leselenz-Preises für Junge Literatur wird am Samstag, 25. November, ab 20 Uhr in der Hausacher Stadthalle stattfinden. Die Stipendiaten werden bereits am Nachmittag vorgestellt. Das genaue Programm und weitere Informationen werden in den ersten Novembertagen veröffentlicht, so die Ankündigung der Organisatoren.