An den Mühlenbachern schätzt Helga Wössner die Offenheit und das Engagement. Foto: Stangenberg

Bürgermeister-Kandidatin möchte ihre Kontakte aus der Kommunalpolitik für die Stärkung der Gemeinde nutzen

Im Tourismus und dem Engagement ihrer Bürger liegen die Stärken Mühlenbachs. Helga Wössner möchte Bürgermeisterin der Gemeinde werden und von ihrer Erfahrung als Kommunalpolitikerin und Juristin profitieren.

Mühlenbach. Bereits vor ihrer Bewerbung um das Bürgermeisteramt hat Wössner Mühlenbach bei Dorffesten besucht und war offensichtlich vom Vereinsleben und den Menschen beeindruckt, dass sie sich für eine Kandidatur entschied. "Es hat einfach gepasst", beschreibt die 50-Jährige ihre ersten Eindruck. "Und das Bild hat sich verstärkt", betont sie.

"Bei meinen Hausbesuchen, Ortsbegehungen und Treffen mit Vereinen habe ich sehr offene, fleißige und engagierte Menschen kennengelernt", berichtet Wössner. Ihr seien die Begegnungen sehr wichtig gewesen, um herauszufinden, wo bei den Mühlenbachern der Schuh drückt.

Mit kleinen Gemeinde kennt sich Wössner aus. Geboren und aufgewachsen ist sie in Schuttertal-Dörlinbach. Nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Lahr , studierte sie anschließend Rechtswissenschaften. Als Rechtsanwältin arbeitet die zweifache Mutter seit 1999 im Unternehmen ihres Mannes und ist seit 2005 Dozentin für Recht in Gesundheit und Pflege an der Paritätischen Berufsfachschule in Hausach und Hochschule Offenburg. Ihre Tätigkeit als Juristin in der Verwaltung bei der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg nahm sie 2015 auf.

Wie kommt es, dass eine Lahrer Juristin Bürgermeisterin in Mühlenbach werden möchte? Als Kommunalpolitikerin hat Wössner bereits Erfahrung, unter anderem saß die CDUlerin von 1999 bis 2009 im Lahrer Stadtrat, ist Mitglied im Kreisvorstand der CDU Ortenau und Vorsitzende der Frauenunion Ortenau. "Die Kontakte, die ich dadurch geknüpft habe, möchte ich gerne für Mühlenbach nutzen", betont Wössner. Trotz ihrer Mitgliedschaft bei den Christdemokraten möchte sie als Bürgermeisterin überparteilich arbeiten.

Ihr Beruf als Rechtsanwältin qualifiziere sie zudem durchaus Bürgermeisterin: "Als Juristin beschäftigte ich mich mit Kommunal-, Verwaltungs- und Baurecht", erklärt sie. Während ihrer Zeit als Stadträtin in Lahr gehörte sie dem Verwaltungs- und Finanzausschuss an. Ihre Kenntnisse und Erfahrung mit dem Verwaltungsrecht sieht Wössner als klaren Vorteil für ihre Arbeit als Bürgermeisterin: "Das Wissen ist gerade dafür wichtig, um Zuschüsse für die Gemeinde zu erhalten", findet sie. Mühlenbach habe zu wenig Gewerbe und dadurch kaum Einnahmen durch die Gewerbesteuer. Deshalb muss der Ort auf andere Stärken setzen.

Potenzial liegt im Tourismus

Eine Stärke ist laut Wössner der Tourismus. "In Deutschland geht der Tourismus immer mehr in die Richtung im eigenen Land Urlaub zu machen. Außerdem ist die Naturverbundenheit stärker geworden", erklärt die Kandidatin. Mühlenbach sei ein Schmuckstück, das mehr beworben werden müsse und kein Ort sein sollte, durch den die Menschen einfach nur durchfahren. Konkret stellt Wössner sich unter anderem eine neue Internetseite und die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte vor.

Probleme, die Wössner angehen möchte, sind unter anderem der Schwund an Gastronomie und die Nahversorgung. "Die Bürger fahren zum Einkaufen nach Haslach. Aber gerade die ältere Bevölkerung braucht auch Angebote vor Ort", erzählt sie. Wössner kann sich gut einen Lebensmittelwagen vorstellen und möchte eine Bürgergemeinschaft in Form einer Nachbarschaftshilfe gründen. "Die Familienstrukturen in Mühlenbach stimmen, aber es gibt Einzelfälle unter den Einwohnern, die keine Angehörigen haben, die sie zum Beispiel beim Einkaufen unterstützen", berichtet die 50-Jährige. Weitere Anliegen sind ihr die Unterstützung der Landwirte, die Erneuerung der Straßen, der Breitbandausbaus und ein Beruhigung des Verkehrs in der Hauptstraße.

Auf Wössners Facebook-Seite stehen viele Bilder, auf denen die Lahrerin bei Vereinen oder Festen zu Besuch ist. Die Förderung des Ehrenamts ist für sie wichtig. Tritt sie im Falle ihrer Wahl zur Bürgermeisterin auch in einen Mühlenbacher Verein ein? Generell sei sie schon dran interessiert in einem Chor mitzumachen, so Wössner.

INFO

Fünf Fragen an Helga Wössner

 > In welchen Formen können Sie sich eine Beteiligung der Bürger an Entscheidungsprozessen vorstellen?

Für mich ist jede Form der Bürgerbeteiligung unter Einbeziehung des ehrenamtlichen und kirchlichen Engagements sehr wichtig. Die Bürger sollen, zusätzlich zum Besuch der öffentlichen Gemeinderatssitzungen, viele Möglichkeiten der Beteiligung haben: Die Mitarbeit in Arbeitskreisen - zum Beispiel in dem zu entwickelnden Gesamtkonzept für die Tourismusförderung - weiterhin die Nutzung meiner "Ideenbox", spezielle Veranstaltungen für Jugendliche und feste Sprechstunden im Rathaus, barrierefrei im Erdgeschoss. Die wichtigste und einfachste Form der Bürgerbeteiligung ist das Gespräch mit den Menschen im Dorf - dafür bin ich da.

 > Stichwort Finanzen: Sparen oder investieren? Wofür sollte das Geld verwendet werden?

Es geht nicht um Sparen oder Investieren, sondern um Sparen und Investieren. Solides Haushalten bedeutet, dass die vorhandenen Schulden langfristig zurückgeführt und Rücklagen aufgebaut werden müssen, damit Spielräume für erforderliche Investitionen vorhanden sind. Schon angestoßene Projekte, wie den Bau des Feuerwehrhauses, müssen wir zum Abschluss bringen. In wichtige Aufgaben der Gemeinde, zum Beispiel den Straßenausbau, gutes Internet, eine verbesserte Infrastruktur, Tourismus und die Förderung der Vereine ist zu investieren. Hier sind alle Fördermittel bei Land, Bund und der EU auszuschöpfen.

>  Einige Menschen, gerade Zugezogene und junge Familien, wohnen in Mühlenbach, nehmen aber nicht am Gemeindeleben teil. Wie könnten sie besser eingebunden werden?

Mühlenbach macht es durch sein aktives Dorfleben Zugezogenen einfach, schnell eingegliedert zu werden: Die vielen Vereine, das kirchliche Engagement, der sehr gut geführte Kindergarten sowie hervorragende Schularbeit bieten hier beste Voraussetzungen. Die Menschen in Mühlenbach sind offen und herzlich, das habe ich in den letzten Wochen selbst erfahren dürfen. Als Bürgermeisterin werde ich aber gerne Zugezogenen Impulse geben, um schnell eingebunden zu werden, zum Beispiel durch einen Begrüßungsbesuch, ein Begrüßungspaket mit einheimischen Produkten, einem Neubürgertreffen, und Werbung für die Vereinsarbeit.

 > Wie könnte Mühlenbach den Weg ins digitale Zeitalter besser finden?

Die Digitalisierung stellt die wichtigste Schlüsselfrage für den ländlichen Raum dar, auch Mühlenbach braucht unbedingt leistungsstarkes Internet, um seine Zukunft gestalten zu können. Für den Breitbandausbau sind deshalb genügend Gelder einzuplanen. Kosteneinsparungen wären zum Beispiel durch die Verlegung von Leerrohren im Zusammenhang mit der Verlegung von Abwasserrohren möglich. Mit dem Beitritt zur Breitband Ortenau hat Mühlenbach professionelle Kompetenz ins Boot geholt. Soweit ein Glasfaserausbau noch zu teuer ist, ist noch ein offener Technologiemix mit drahtloser Funktechnologie erforderlich.

 > Mit welchen Strategien könnte die Gastronomie in Mühlenbach gestärkt und gefördert werden?

Alle Gaststätten, die Mühlenbach hat, stellen mit ihrem unterschiedlichen Angebot eine Bereicherung für den Ort dar, die es zu erhalten gilt. Um für die Bürger, aber auch für den Tourismus die gastronomische Versorgung zu erhalten und weiterzuentwickeln, ist gemeinsam mit den Bürgern, den Gastwirten, den Landwirten und Vereinen ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Hierbei ist der Bedarf zu ermitteln und es sind Angebot, Kapazitäten und Öffnungszeiten abzustimmen, damit die bestehende Gastronomie gestärkt werden kann. Wo ein Angebot fehlt, ist jede Anstrengung zu unternehmen, um für eine Nachfolge oder einen neuen Anbieter zu sorgen.