Das ehemalige Einbacher Schulhaus, das Datum der Fotoaufnahme ist unbekannt. Foto: Repro: Archiv Selter

Bevor die Seitentäler ihre eigenen Unterrichtsräume bekamen, zogen die Lehrer mit ihren Schützlingen von Haus zu Haus

Eine Wanderschule, ein Lehrer, der neben Geld auch in Naturalien bezahlt wurde und Unterricht nur von November bis Sommer: So sah das Schulwesen im Stab Einbach früher aus. Bis die Seitentäler ihre eigenen Schulen bekamen, musste einiges geschehen.

Hausach. Geprägt war die Gemeinde Einbach durch rund 70 bäuerliche Betriebe, auf denen es viele Kinder gab und die alle sobald es möglich war bei den unterschiedlichen Arbeiten auf den Höfen mithalfen. Zwölf Kinder waren keine Seltenheit, manchmal gab es auch das sogenannte "Kaltbrunner Dutzend" mit 13 Kindern. Unterrichtet wurden sie früher zumeist auf den Höfen von Mitbürgern, die lesen und schreiben konnten. Bereits 1578 hielt ein fürstenbergischer Amtsträger in einem Protokollbuch aber fest, dass Einbach einen Schulmeister benötige. Ihm solle eine Behausung gestellt werden und er solle eine Besoldung von acht Gulden erhalten, zuzüglich vier Gulden für das Schulgeld.

Erster Schulmeister

In Hausach lässt sich der erste Schulmeister Philipp Vogler bereits 1569 nachweisen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts hatte der Einbacher Stab dann schon eigene Lehrer. Eine eigene Schule gab es damals aber noch nicht.

Mitte des 18. Jahrhunderts bekam der Stab Einbach dann eine eigene Schule, wobei der Unterricht in der Stube des Lehrers stattfand. Als erstes Schulhaus diente das Jägerhaus hinter dem Vorderbenzenhof. Auch die Schulkinder der Hausacher Seitentäler, speziell im Hauserbach mit dem Adlersbach und den Kindern der eigenständigen Gemeinde Sulzbach, wurden ursprünglich in einer Stube unterrichtet. Nachweislich schloss die Gemeinde Einbach mit Johann Schmid und der Witwe Magdalena Schmider vom Deckerhof im Hauserbach zwischen 1786 und 1846 den "Hauserbacher Schulstubenvertrag". Danach wurden die Hauserbacher Kinder bis 1969 im idyllisch gelegenen neuen Schulhaus unterrichtet.

Vom Martini bis Sommer

Der Schulbetrieb dauerte jedoch nur von Martini bis Ostern. Eltern, die es sich leisten konnten, schickten die Kinder, dann aber auf die Schule in Hausach, was meistens einen Schulweg von bis zu zwei Stunden bedeutete.

Wann genau der Einbacher Stab eigene Lehrer bekam, lässt sich nicht genau nachweisen. Sicher ist aber, dass Fürst Joseph Wilhelm Ernst von Fürstenberg sich zwischen 1728 und 1746 um das Schulwesen in den Stäben gekümmert hat. Es existiert ein entsprechendes Dekret, dass das nachweist. Die ersten gesicherten Belege gibt es zu dem Zeitpunkt, als die fürstenbergische Regierung das Schulwesen nicht mehr den unteren Behörden überließ.

Ein Erlass des Fürsten Wenzel aus dem Jahr 1775 verlangte eine detaillierte Bestandsaufnahme zur Anzahl der Schulen, Lehrer, deren Bezahlung, sowie deren Arbeitsorten. Im folgenden Bericht heißt es: "Im Einbach ist der Schuhlmeister ein Taglöhner im unteren Neuenbach. Er heißt Johann Georg Jilg. Die Bauern geben ihm dafür, daß er Schuhl in seiner Stube hat, vier Klafter Holz und wöchentlich ein Gulden. Ein Bauer muß außerdem 15 Kreuzer Schuhlgeld geben, jeder Taglöhner drei Kreuzer. Die sechs Bauern der Frohnau haben, falls sie einen eigenen Schuhlmeister halten, denselben Kost und die Schuhl. Bauern im Hauserbach äzen den Schuhlmeister auch um und ziehen mit der Schuhl von einem Bauern zum anderen. Der Lehrer ist jetzt Sebastian Kayser."

Hausach hatte im Erhebungsjahr 1775 insgesamt 100 Schulkinder, im unteren Neuenbach sind es 30, im Hauserbach zehn, in der Frohnau fünf und im Sulz- und Arenspach 15.

Reform des Schulwesens

Einige Jahre später wurde das fürstenbergische Schulwesen reformiert. Zwei besonders gebildete Lehrer kamen eigens nach Hausach, um die Reform vorzubereiten und zu verbreiten. Im Einbacher Stab wurde in diesem Sommer der Unterricht ins beim Vorderbenzhof gebaute Jägerhaus verlegt. Vor Beginn des Winterkurses 1783/84 wurden sämtliche Lehrer im Amtsbezirk nach Wolfach bestellt, und zu "gehorsamer Befolgung" des neuen Schulplans verpflichtet.

Auch wenn einige die Zusammenlegung aller Hausacher Schulen als gute Idee priesen, wollten die Bewohner der einzelnen Zinken ihre Lehrer behalten und baten in Schreiben darum. Sie fanden Gehör, unter der Bedingung, dass eigens für den Unterricht Schulstuben bereit gestellt würden, die nicht gleichzeitig als Wohnraum dienten.

Ende 1786 wurden zwischen der Gemeinde Einbach und Bauern Abmachungen zwecks einer Einrichtung von Schulstuben auf ihrem Gelände getroffen. Das Schuldgeld sollte fortan auch nicht mehr vom Lehrer selbst, sondern von der Gemeinde eingezogen und ohne Abzug ausbezahlt werden. Von da an hatte der Stab Einbach zwei Schulen zu unterhalten, eine nördlich und eine südlich der Kinzig. Das war mit großen Kosten verbunden. Kein Wunder, dass die Stimmen für eine einzige Schule im Einbach wieder lauter wurden, doch der Großteil der Bevölkerung war dagegen. Bald danach wurden von 1843 bis 1846 das Hauserbacher Schulhaus beim Winterlesehof und von 1847 bis 1850 das Einbacher Schulhaus gebaut. Die neu errichteten Gebäude waren für die damaligen Verhältnisse eher zu groß, nach Ansicht eines Amtmanns geradezu verschwenderisch.

Während es im Hauserbach stets nur eine Schule mit einem Raum gab, wurde das von Anfang an vorhandene zweite Schulzimmer im Einbach erst 1911 gebraucht, als Emma Doll als zweite Lehrerin nach Hausach kam.

1966 wurden die obere der zwei Klassen im Einbachtal, also der fünfte bis zum achten Jahrgang, und die älteren Schüler aus dem Hauserbach wegen der Einführung des neunten Schuljahrs nach Hausach geholt. 1970 folgten Grundschüler aus Hauserbach, 1972 die aus Einbach. Seither haben die Talbewohner keine eigenen Schulen mehr.

INFO

Die Serie

Einbach feiert im September sein 925-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass veröffentlicht der Schwarzwälder Bote zweimal pro Woche, mittwochs und samstags, eine Serie. In dieser werden Themen zur Geschichte, dem Leben, der Wirtschaft der ehemals eigenständigen Gemeinde aufgegriffen und Porträts präsentiert.