Die Kuba-Therapie kann Michele D’Urso nicht heilen, könnte aber die Sehfähigkeit erhalten, die er noch hat. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder-Bote

Michele D’Urso erblindet langsam. Kuba-Therapie könnte Vorgang aufhalten. Krankenkasse zahlt Behandlung nicht.

Hausach - Michele D’Urso muss nicht lange überlegen, wenn man ihn nach seinem größten Wunsch fragt: "Nicht blind werden", antwortet er ernst und mit fester Stimme. Der 39-jährige Hausacher leidet an einer Netzhauterkrankung, die ihm langsam sein Augenlicht nimmt. Seine letzte Hoffnung ist eine Therapie, die ihm die Krankenkasse aber nicht zahlen will.

"Ganz schlimm ist es im Dunkeln", erzählt Michele D’Urso, "ich bin nachtblind und kann nachts mittlerweile fast gar nichts mehr sehen." Der 39-Jährige leidet an Retinitis pigmentosis, einer genetisch bedingten Krankheit, bei der bestimmte Zellen in der Netzhaut absterben und die ihn langsam erblinden lässt. Auch einige seiner Familienmitglieder leiden an ihr. Er erkrankte mit drei Jahren. "Ich stolperte, lief gegen Türrahmen", berichtet D’Urso, "seitdem hatte ich immer wieder Schübe und meine Sehkraft wird schleichend schlechter."

Schlechter bedeutet, dass er von außen nach innen blind wird. Mittlerweile hat er ein Gesichtsfeld von drei bis fünf Grad und eine Sehkraft von 15 bis 20 Prozent. Das schränkt ihn natürlich ein. "In gewohnter Umgebung geht’s", so D’Urso. Dann benötigt er nicht einmal einen Blindenstock. "Den benutze ich nur, wenn ich ihn wirklich brauche", sagt er. Wenn er dann unterwegs sei, wirke er manchmal so, als habe er überhaupt keine Sehschwierigkeiten, was aber natürlich nicht stimmt. "Da verletzt es mich schon, wenn ich dann Sprüche höre wie ›der tut bestimmt nur so‹", gibt D’Urso zu. Dabei müsse er bereits auf viele Dinge verzichten. Aufs Autofahren zum Beispiel. Auch seinen erlernten Beruf als Einzelhandelskaufmann musste er aufgeben. Momentan schult er um und beginnt in Köln bald mit einer Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister.

Auch wenn es so aussieht, als würde er sich allmählich auf ein Leben ohne Augenlicht einstellen, hat Michele D’Urso die Hoffnung noch lange nicht aufgegeben. "Es gibt eine Therapie, die mich zwar nicht heilen kann, die aber zumindest die schleichende Verschlechterung meiner Sehkraft zum Stillstand bringen könnte", erzählt er. Mit der sogenannten Kuba-Therapie könnte das letzte bisschen Sehkraft, das er noch hat, erhalten bleiben. Das Problem dabei ist aber, dass sie in Deutschland nicht anerkannt ist, keine Krankenkasse bezahlt sie. Der Grund: "Es gibt keine deutsche Studie, die die Wirksamkeit der Therapie nachweist", so D’Urso. In Kuba, dem Heimatland des Arztes, der sie entwickelte, gilt sie allerdings schon längst als Behandlungsmethode, deren Erfolg nachweisbar sei. In Deutschland habe es zwar immer wieder Versuche gegeben, Studien zu starten, doch diese seien abgeblockt worden. "Das kann ich einfach nicht verstehen", meint D’Urso und schüttelt den Kopf. "Warum will man die Behandlungsmethode nicht akzeptieren, wenn es doch Nachweise aus Kuba gibt, dass sie hilft?" 10 000 bis 12 000 deutsche Patienten hätten sich der Therapie in Kuba schon unterzogen "und ich habe nur Positives gehört", berichtet der 39-Jährige.

Da es in Deutschland keine Ärzte gibt, die die Therapie durchführen, und die Krankenkasse nicht zahlt, bleibt D’Urso nur eins: Er muss nach Kuba fliegen und sich vor Ort behandeln lassen. Für die Kosten von 12 000 Euro müsste er selbst aufkommen. Geld, das er nicht hat. Aus diesem Grund unterstützt ihn jetzt der Verein "Hilfe bei Tunnelblick", der ein zweckgebundenes Spendenkonto für ihn eingerichtet hat. D’Urso hofft, dass so das Geld für die Therapie zusammenkommt. "Sehen zu können ist für mich ein essenzieller Bestandteil meiner Lebensqualität", sagt D’Urso und betont: "Ich will nicht blind werden."

Wer Fragen an ihn hat, kann per E-Mail an m.durso76@o2online.de Kontakt aufnehmen.

Spendenkonto: u  Kennwort: Hilfe für Michele, Spendenkonto: Volksbank Köhten-Bitterfeld, IBAN: DE11 8006 3628 0203 5315 62, BIC: GENODEF1KOE

Info: Retinitis pigmentosa

Retinitis pigmentosa (auch Retinopathia pigmentosa) ist eine Augenkrankheit, in deren Verlauf bestimmte Zellen in der Netzhaut, die Stäbchen, absterben. Die Krankheit führt im Endstadium zur Erblindung. In Deutschland sind etwa 30 000 bis 40 000 Menschen betroffen. Eine Heilungsmethode gibt es bislang nicht. Die Kuba-Therapie wurde von dem kubanischen Augenarzt Orfilio Pelaez Molina in Havanna entwickelt. Sie soll insbesondere schnelle Krankheitsverläufe stoppen und besteht aus einer speziellen Operation in Verbindung mit verschiedenen anderen Therapien, unter anderem mit Ozon, Elektrostimulation und Vitaminen. Sie kostet laut D’Urso 12 000 Euro.