Das Kammerorchester "Musica viva" hat am dritten Advent in der Hausacher Dorfkirche konzertiert. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Advent: Das Orchester "Musica viva" spielt unter der Leitung von Peter Stöhr in der Hausacher Dorfkirche

Mit Pauken und Trompeten hat das Kammerorchester "Musica viva" am dritten Advent in der Hausacher Dorfkirche konzertiert. Dirigent Peter Stöhr hatte wieder drei eher unbekannte Komponisten des 18. Jahrhunderts ins Programm genommen.

Hausach. Dabei handelte es sich um William Boyce, Johann Bernhard Bach und Johann Carl Christian Fischer. Dazu kam der große Georg Friedrich Händel mit einem Concerto grosso, der für damalige Größen der Musikszene üblichen Zweitvermarktung schon als Einzelstücke erfolgreicher Melodien.

William Boyce widerstand in seinen acht erhalten geblieben Sinfonien der Verlockung, den großen Händel nachzuahmen. Seine Sinfonie Nr. 5 gefällt mit einem noch einmal in drei Tempi unterteilten ersten Satz, in dem sich Violinen und Trompeten die Aufmerksamkeit teilen. Im zweiten Satz, einer barocken Gavotte, war für die Streichinstrumente Zurückhaltung angesagt, was auch dynamisch sehr gut umgesetzt wurde. Das Cembalo rückte in den musikalischen Vordergrund.

Kammermusik ist Mannschaftssport

Für den dritten Satz beziehungsweise den zweiten barocken Tanz, einem Menuett, blockte schließlich die Pauke einige Takte für die beiden Oboen frei. Auch Kammermusik ist "Mannschaftssport" und Kapitän Peter Stöhr hatte sein Team perfekt auf das Heimspiel in der Dorfkirche eingestellt.

In Händels eingangs erwähntem Concerto grosso in F-Dur opus 3/4 hatten Pauke und Trompeten Pause. Mit viel Spielfreude und hoher individueller musikalischer Klasse bereiteten die Streicher-Register den beiden Oboen einen wunderschönen Klangteppich, den Sonja Müller und Michaela Kirste virtuos zu bespielen wussten. Im vierten Satz bewies Händel ein Herz für die oft unter Wert gehandelten Bratschen, die dem Menuett im Verband mit dem Cembalo die für die Zeit typische barocke Klangfarbe gaben.

Johann Bernhard Bach, ein entfernter Vetter des großen Johann Sebastian Bach, folgte mit seiner achtsätzigen Suite "Ouvertüre in D-Dur Nr. 4". Der Begriff "Ouvertüre" vermittelt hier ein bewusst falsches Bild, hatten die Streicher für die acht Sätze doch eine gehörige Portion Stehvermögen mitzubringen. "Caprice", "Marche", "La Joye", auch ohne italienische Tempo-Angaben verhießen die Sätze Spielfreude für die Zuhörer und anstrengende Streich-Arbeit für die Musiker.

Im sechsten Satz kann Luft geholt werden

Lediglich im sechsten Satz "Air" konnte ein wenig Luft geholt werden, dann kehrten die bekannten Melodiemotive in "Caprice III" wieder zurück. Wäre es nach dem Publikum gegangen, hätte Bach hier gerne noch die eine oder andere Laune mehr komponieren können.

Johann Carl Christian Fischers selten aufgeführte "Sinfonie mit acht obligaten Pauken" sprengte beinahe die räumlichen Möglichkeiten im Altarraum der Dorfkirche. Nach einigen Stellproben fand sich dann aber doch Platz für Christian Hartmann und seine acht diatonisch gestimmten Instrumente. Zu Kaisers Zeiten galten Pauker und Trompeter als privilegierte Musiker-Elite. Wer es von der einfachen Trommel zur Pauke geschafft hatte, dem war der soziale Aufstieg sicher. Hartmann, Musiker am renommierten Tonhalle-Orchester in Zürich, behandelte seine Instrumente mit geradezu väterlicher Liebe. Zwischen den Einsätzen zog er sanft die Stellschrauben nach um dann umso präziser die Melodiemotive der Violinen zu spiegeln. In der mit "bezaubernd" noch unzureichend beschriebenen Allianz mit den beiden Trompetern Patrick Hornisch und Christian Schöner zeigte sich dann die musikalische Wucht dieser Sinfonie, mit der – glaubt man den Musikwissenschaftlern – Fischer auch Eindruck auf den neunjährigen Wolfgang Amadeus Mozart machte.

Mozart hin oder her, in der Hausacher Dorfkirche hinterließen "Musica viva" mit dem Pauker Christian Hartmann einen vorzüglichen Eindruck, langanhaltender Beifall "erzwang" das Weihnachtslied "Jesus bleibet meine Freude" als Zugabe.