Der Köder, den die Ramsteiners Mia aus dem Maul nahmen Foto: Ramsteiner

Polizei ermittelt nach Fund von mit Glasscherbe gespickter Frikadelle. Besitzerin von "Mia" schildert Erlebnis.

Hausach - Mia hatte Glück: Ihr Frauchen Silke Ramsteiner nahm ihr eine mit einer Glasscherbe vorsätzlich gespickte Frikadelle gerade noch rechtzeitig weg. Die Hundebesitzer im Kinzigtal sind besorgt.

Es hätte auch ganz anders ausgehen können: Als Silke Ramsteiner mit ihrem Mann Manfred und ihrem zweijährigen Labradormischling Mia am Biotop in Hausach noch eine Gassirunde gingen. Auf dem schmalen Weg ging Silke Ramsteiner hinter ihrem Hund, als sie bemerkte, dass das Tier stehen blieb und schnüffelte. Nichts ungewöhnliches bei einem Hund, im Vorbeigehen bemerkte Mias Frauchen allerdings, dass der Vierbeiner etwas aufgenommen hatte.

"Ich stupste sie an, sie schoss davon zu unserem Auto und ich rief meinem Mann zu, dass Mia etwas im Maul hat", berichtet Silke Ramsteiner. Das dort wartende Herrchen griff dem Hund ins Maul und zog ein Fleischbällchen heraus – gespickt mit einer Glasscherbe. Hätte das Tier die vermeintliche Leckerei geschluckt, wäre es wahrscheinlich qualvoll an inneren Verletzungen gestorben.

"Da wird einem erst einmal ganz anders, da läuft es einem kalt den Rücken herunter", berichtet Silke Ramsteiner. Ihr erster Instinkt sei es gewesen, "das Ding" wegzuschmeißen und das Ganze zu vergessen. "Aber dann habe ich mir gedacht, dass man andere Hundebesitzer warnen sollte", erzählt sie. Also fotografierte sie den Köder, stellte die Bilder auf Facebook und rief schließlich die Polizei.

Ein sehr freundlicher Polizist habe versprochen, sofort eine Streife vorbei zu schicken. Und tatsächlich sei bereits eine halbe Stunde später ein Beamter da gewesen, der das Fleischbällchen sofort als vorsätzlich hergestelltes Präparat erkannt habe. Die Ramsteiners stellten Strafanzeige, denn: "Das geht gar nicht, so einen Tod hätte kein Tier verdient!", meint Silke Ramsteiner. Und schließlich hätte auch eine Katze oder ein Wildtier den Köder fressen könne, um danach auf schlimmste Weise daran zu verenden.

Die Polizei gab daraufhin einen Zeugenaufruf auf. Die Polizeihundeführerstaffel ermittelt nun wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Erfahrungsgemäß sei es aber schwierig, bei solchen Vorfällen Hinweise zu bekommen, weiß Offenburgs Polizeipressesprecher Wolfgang Kramer.

Seit dem Vorfall in Hausach sind die Hundebesitzer im Kinzigtal besorgt und vorsichtig geworden. Zeitweise ging das Gerücht herum, dass auch in Gutach und Hornberg Köder gefunden worden seien. Diese bestätigten sich jedoch bisher nicht. Sie kamen wahrscheinlich deswegen zustande, weil der Hund des Gutacher Engel-Wirts Samuel Reichert und seiner Frau Rosa-Maria Ohnemus wegen Verletzungen im Rachenraum beim Tierarzt behandelt werden musste. Wie Reichert berichtet, hatten sie den Berner-Sennen-Mischling zum Tierarzt gebracht, nachdem der Hund in der Nacht würgte und röchelte. Der Veterinär stellte dann die Verletzungen fest, woher diese stammen, konnte er aber nicht sagen. Möglich sei ein aufgenommenes Holzstück. Er schloss aber auch nicht aus, dass sie von einem Köder, wie er in Hausach gefunden wurde, herrühren.

Verendet ein Hund an den Folgen eines Köders oder ist nachweisbar, dass er wegen dessen Aufnahme große Schmerzen erlitt, kann der Täter mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe belegt werden. Dafür müsste der Täter aber natürlich erst einmal gefasst werden. Das ist laut dem Polizeipressesprecher des Präsidiums Offenburg, Wolfgang Kramer, selten der Fall. Bisher gab es vor allem im Bereich Baden-Baden und Rastatt mehrere Fälle von ausgelegten (Gift-)Ködern.