Paul Armbruster freut sich über den Wahlerfolg seiner Enkelin Céline. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Jüngste Gemeinderätin und ihr Großvater sprechen über das Amt / Spannende Themen stehen an

Hausach. Céline Armbruster ist die Jüngste, die im Kinzigtal in den Gemeinderat gewählt wurde. Ihr Großvater Paul Armbruster hat für sein wirken im Gemeinderat und sein Engagement im Vereinsleben im April die Staufermedaille erhalten. Im Gespräch mit dem Schwabo berichten die Beiden über die Kandidatur und inwiefern ihr Großvater eine Inspiration war.

Frau Armbruster, Sie sind mit 21 Jahren als das jüngste Mitglied im Kinzigtal in den Hausache Rat gewählt worden. Viele Ihrer Altersgenossen haben wohl andere Freizeit-Vorstellungen davon als abends über Bebauungspläne zu diskutieren. Was hat sie dazu bewogen, zu kandidieren?

Céline Armbruster: Stefan Armbruster, der ja schon im Rat ist und Kandidaten gesucht hat, hat mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, mich zur Wahl aufstellen zu lassen. Ich kenne ihn aus der Landjugend, da war er früher Vorsitzender und einer meiner Vorgänger. Er hat mir auch empfohlen, mich vorher bei meinem Großvater zu informieren, weil der sich ja auskennt. Dann habe ich mir zwei, drei Gemeinderatssitzungen angeschaut und fand sehr interessant, was dort besprochen wurde. Ich finde es wichtig, dass sich auch junge Menschen einbringen. Das hat mir schon in der Landjugend Spaß gemacht.

Herr Armbruster, Sie sind Célines Großvater und saßen selbst jahrelang im Gemeinderat. Was sagen Sie zum Engagement Ihrer En kelin?

Paul Armbruster: Ich habe zu ihr gesagt, wenn sie Lust hat, warum nicht? Ich meine, Jeder muss mal anfangen. Ob er dann 21 oder 25 Jahre alt ist, ist doch egal. Ich war auch nicht so viel älter, als ich mich das erste Mal aufstellen ließ. Bei mir hat es wegen der unechten Teilortswahl das erste Mal nicht ganz gereicht. Mit 28 Jahren, 1971, bin ich dann in den Rat gekommen. Ich traue ihr das zu. Sie ist couragiert und ist ja auch schon in der Landjugend ehrenamtlich aktiv.

Über was haben Sie beide denn im Vorfeld über die Kandidatur gesprochen? Haben Sie Céline vielleicht etwas geraten, Herr Armbruster?

Céline Armbruster: Ich habe ihm eben erzählt, dass Stefan Armbruster mich gefragt hat und habe ihn gefragt, was man im Rat so alles macht und wie das abläuft. Paul Armbruster: Geraten habe ich ihr eigentlich nichts. Aber dass sie für die Freien Wähler kandidiert, war mir schon ganz recht, da war ich ja auch. Zumindest in meiner zweiten Legislaturperiode. Davor war ich bei der SPD. Insgesamt habe ich mich aber bewusst ein wenig zurückgehalten. Nicht, dass es dann heißt, dass der alte Armbruster versucht, seine Enkelin da irgendwie reinzubringen und Werbung für sie macht. Viele haben nicht einmal gewusst, dass Céline meine Enkeltochter ist.

Sie wollten also keinen Wahlkampf für Céline betreiben.

Paul Armbruster: Nein, das hätte sich ja auch negativ auswirken können. Céline Armbruster: Viele haben mich schon gefragt, ob ich mich aufstellen lassen habe, weil mein Opa mir das gesagt hat. Aber nein. Ich möchte das einfach. Paul Armbruster: Ich habe sie nicht gedrängt. Es freut mich aber natürlich, dass sie das gemacht hat und es gleich geklappt hat.

Sie haben auch ziemlich viele Stimmen bekommen, Frau Armbruster.

Céline Armbruster: Ja, knapp mehr als 1000. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Mit was für Erwartungen und Zielen nehmen Sie Ihre Arbeit als Rätin auf?

Céline Armbruster: Ich hoffe, dass die Gemeinderäte, die schon mal im Gremium waren, uns "Neue" gut aufnehmen und das Ganze ein bisschen zeigen. Als Außenstehender kriegt man ja doch nicht so viel mit wie jemand, der da schon eine Weile mitten drin ist. Ich bin mit 21 Jahren noch recht jung und hoffe, dass ich die Interessen der jungen Leute in Hausach gut vertreten kann.

Herr Armbruster, erinnern Sie sich noch, mit was für Vorstellungen Sie das erste Mal im Gemeinderat saßen?

Paul Armbruster: Für mich war das damals eine ziemliche Überraschung, dass ich gewählt wurde.

Aber Sie haben sich bestimmt Gedanken darüber gemacht, was Sie bewegen möchten?

Paul Armbruster: Ja, schon, aber allein kann man nichts erreichen, man muss schauen, dass man viele Leute hinter sich bringt, wenn man etwas durchsetzen will.

Frau Armbruster, was sind Ihrer Meinung nach die dringlichsten Themen in Hausach und wie wollen Sie sich dafür einsetzen, dass sie angegangen werden?

Céline Armbruster: Ich finde den Breitbandausbau sehr wichtig, der betrifft mich ja auch persönlich. Und dann will ich noch die Großprojekte wie das Kinzigtalbad und den Schulausbau begleiten. Spannend finde ich das Thema Rewe/Edeka.

Herr Armbruster, glauben Sie, dass das Gremium mehr junge Mitglieder braucht?

Paul Armbruster: Ja, aber da hat sich in Hausach ja gut entwickelt, das muss ich sagen, auch wenn wir viele Altgediente im Rat haben, die schon seit 30 Jahren dabei sind.

Frau Armbruster, werden Sie denn auch mal Rat bei Ihrem Großvater einholen?

Céline Armbruster: Er ist für mich schon ein Vorbild. Ja, ich denke, dass ich den einen oder anderen Rat mal einholen werde. Paul Armbruster: Einen gebe ich dir gleich: Keine Enthaltungen. Die anderen müssen dann für dich entscheiden. Ich kann mich noch gut an meine letzte Enthaltung erinnern. Das war 1990. Da habe ich mich hinterher so geärgert, dass ich mir gesagt habe, dass mache ich nie mehr. Habe ich auch nicht. Céline Armbruster: Ja, entweder man ist für etwas oder dagegen.   Die Fragen stellte Charlotte Reinhard.

Paul Armbruster war ab 1979 34 Jahre lang Mitglied im Hausacher Gemeinderat. Am 15. April erhielt er für seine Tätigkeit im Gremium und ein Engagement im Vereinswesen die Staufermedaille. Céline Armbruster vereinigte bei der Kommunalwahl am 26. Mai 1068 Stimmen auf sich.