Unüberwindbare Treppen: Die Barrierearmut ist am Hausacher Bahnhof nicht gegeben, wovon der Bundestagsabgeordnete Johannes Fechner sich vor Ort überzeugen konnte. Foto: Reinhard Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Abgeordneter besichtigt Bahnhof

Der Hausacher Bahnhof und seine mannigfaltigen Defizite waren gestern beim Besuch des SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner Thema. Alle waren sich einig, dass es in der Sache endlich vorangehen soll.

Hausach. Wie wichtig der Stadt die Angelegenheit ist, wurde unter anderem dadurch deutlich, dass nicht nur Bürgermeister Wolfgang Hermann, sondern auch die Fraktionssprecher sowie Vertreter der Verwaltung dabei waren, als Fechner den Bahnhof besichtigte.

Wie Hermann berichtete, sind dessen Defizite nicht nur mannigfaltig, sondern auch seit Jahrzehnten bekannt und in der Stadt unter der Burg Thema. "Insbesondere die nicht vorhandene Barrierearmut ist ein Unding. Es gibt zu Gleis zwei und drei weder einen Aufzug noch eine Rampe", erklärte er.

Vor zwei Monaten habe es einen Vor-Ort-Termin mit dem neuen Konzernbevollmächtigten Thorsten Krenz der Bahn für Baden-Württemberg gegeben. Dabei habe Krenz sich verwundert geäußert, dass der Hausacher Bahnhof auf keiner Bedarfsliste aufgeführt ist, obwohl Hausach als alte Eisenbahnerstadt bekannt ist. Hermann wusste, wie es dazu kam: "Bisher hatte Hausach immer zu wenige Fahrgäste, um einen Platz auf in einem der Bedarfsprogramme zu finden. Als dann das Programm für kleinere Bahnhöfe konzipiert wurde, wurden dabei nur Stationen mit weniger als 1000 Fahrgästen berücksichtigt. Dafür ist Hausach wieder zu groß. Das heißt, wir fallen durchs Raster."

Generell sei die Stadt bereit, sich an den Kosten für eventuelle Baumaßnahmen zu beteiligen, auch wenn diese laut Krenz recht hoch werden würden. So würde nach Schätzung des Bahnbevollmächtigten ein Aufzug in Hausach etwa 2,1 Millionen Euro kosten.

Ein weiterer Missstand, den Hermann gegenüber Fechner erwähnte, war, dass der Weg ins Industriegebiet Hinterer Bahnhof nur über einen Umweg möglich ist – obwohl Bahnhof und Firmen nur etwa 100 Meter trennen.

Langer Umweg ins Industriegebiet

Da es keinen Weg unter oder über die Gleise gibt, nehmen viele Arbeitnehmer eine gefährliche Abkürzung, indem sie über die Gleise laufen. "Die Firmen sind zwar der Meinung, dass es eigentlich Aufgabe der Bahn ist, sich um eine Untertunnelung oder ähnliches zu kümmern, aber auch die Industrie im Hinteren Bahnhof ist bereit, sich an einer Verbesserung der Situation finanziell zu beteiligen", so Hermann.

Fechner fragte nach der Anzahl der Fahrgäste, die pro Tag am Hausacher Bahnhof ein- und aussteigen. Hauptamtsleiterin Viktoria Malek bezifferte sie auf rund 2000. der Bundestagsabgeordnete stimmte zu, dass in Hausach auf jeden Fall Handlungsbedarf besteht, auch wegen der Touristen.

Bernd Salzmann von der Hausacher SPD verwies in den Zusammenhang darauf, dass der Bahnhof Hausach Umsteigestation für Besucher des Gutacher Freilichtmusesums Vogtsbauernhof ist. Hermann warf ein, dass Hausach auch Schulstandort ist.

"Wir haben hier etwa 2200 Schüler, 80 Prozent kommen von Auswärts, die meisten mit der Bahn. Und wir investieren weiter in die Schulen, so dass die Anzahl der Schüler wohl noch steigen wird", sagte er.

"Ich werde alles dafür tun, damit Hausach auf einer Bedarfsliste landet", versprach Fechner. Da er sich vor Kurzem verletzt hatte und ein paar Tage an Krücken gehen musste, sei ihm mittlerweile bewusst, wie es ist, wenn man auf ebenerdige Infrastruktur angewiesen ist. "Wir brauchen Sie, denn wir müssen der von allen Seiten den bedarf signalisieren", betonte Hermann.

Kurz diskutiert wurde auch über die Möglichkeit der Stadt, das Bahnhofsgebäude zu erwerben. Wie Krenz mitgeteilt habe, stünde dieses zum Verkauf. Der Bürgermeister gab zu bedenken, dass die Gemeinde nur das Gebäude an sich kaufen könnte, für dessen Unterhalt dann Hausach zuständig wäre. Alles andere würde weiterhin der Bahn gehören. "Ich wüsste nicht, warum die Stadt das Bahnhofsgebäude kaufen sollte. Aber wir können einen Investoren vermitteln", meinte Hermann.

Auch der Schwarzwälder Bote hat sich vor Kurzem im Rahmen seiner Reihe "Bahnhifscheck" mit der Hausacher Station befasst. Die Redakteure gaben in ihrer finalen Bewertung dabei Noten von 4 bis 5. Er ist im Internet unter www.schwarzwaelder-bote.de nachzulesen.