Es gibt keine Angaben, wie viele Fünftklässler die Werkrealschulen in Hornberg und im Wolftal besuchen werden. Symbolfoto: Ebener Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutlich mehr Anmeldungen in Graf-Heinrich-Schule als gedacht / Konstante Zahlen am Hausacher Gymnasium

Von unserer Redaktion

Mittleres Kinzigtal. Die Bildungslandschaft ist auch im Kinzigtal im Umbruch. Der SchwaBo hat sich deshalb an den weiterführenden Schulen nach den Anmeldezahlen erkundigt und dabei teilweise Verschiebungen festgestellt.

Großen Zulauf verzeichnet die neu gebildete Gemeinschaftsschule Hausach-Wolfach: Die Graf-Heinrich-Schule zählte 76 Anmeldungen. "Die Zahl überrascht viele", sagte Rektorin Simone Gisler. Sie habe mit etwa 40 neuen Fünftklässlern gerechnet. Mit zwei fünften Klassen fürs Schuljahr 2015/16 habe man kalkuliert, jetzt werden es drei: "Die Personalplanung war abgeschlossen, und die mache ich jetzt neu", sagt Gisler. Sie wird beim Schulamt eine weitere Lehrkraft beantragen.

Die meisten der fürs kommende Schuljahr angemeldeten Schüler kommen aus Hausach (15) und Wolfach (15). Jeweils fünf kommen aus Gutach und Hornberg, aus Oberwolfach sind es zwei, aus Schapbach einer. Das Einzugsgebiet umfasst somit das ganze mittlere Kinzigtal.

Simone Gisler stellte bereits kürzlich beim Tag der offenen Tür an ihrer Schule große Offenheit der Eltern für die neue Schulart fest. Die Resonanz sei sehr positiv gewesen. Gut informierte Eltern, die die Entscheidung gemeinsam mit ihren Kindern wohl sehr genau abgewägt hätten, habe sie dann bei den Anmeldetagen angetroffen.

"Die Eltern nehmen die Gemeinschaftsschule als eine alternative Schulart mit einer neuen Lernkultur an", vermutet Simone Gisler. So seien bei der Anmeldung Schüler mit allen möglichen Grundschul-Empfehlungen gewesen: "Das, was ich zufällig gesehen habe, hat gezeigt, dass alles dabei war."

Fragen hätte es bei der Anmeldung hauptsächlich zur Form der Ganztagsangebote gegeben, denn die Gemeinschaftsschule wird dienstags, mittwochs und donnerstags bis 16 Uhr geöffnet sein.

Wo es in Sachen Anmeldungen Gewinner gibt, da muss es auch Verlierer geben. So werden vom Sekretariat des Bildungszentrums Haslach folgende Zahlen vermeldet. Für die Werkrealschule haben sich 14 Schüler angemeldet (Vorjahr 25 Anmeldungen) und für die Realschule 62 (Vorjahr 81).Unter dem Strich steht bei den Anmeldungen also ein Minus von 30, wobei es sich hierbei nicht um endgültige Zahlen handelt. Zudem hatte es im Vorjahr auch ein Plus von 20 gegeben, so dass es sich heuer wohl wieder etwa auf den Stand von vor drei Jahren einpendelt.

Von den insgesamt 76 Anmeldungen haben sich 23 für die Ganztagesschule des Bildungszentrums entschieden. Hierbei werden Werkrealschüler und Realschüler gemeinsam in der Orientierungsstufe unterrichtet.

Für die zehnte Werkrealschulklasse gibt es am Bildungszentrum derzeit 16 Anmeldungen. Und damit gleich viele wie im Vorjahr, wo letztlich aber eine Klasse mit 23 Schülern gebildet wurde, informiert Konrektor Joachim Stötzel, der für die Werkrealschule zuständig ist.

In der neuen gemeinsamen Hauptschule Mühlenbach mit Außenstelle Hofstetten werden im kommenden Jahr zwischen 15 und 17 Fünftklässler unterrichtet werden. Dass Rektor Stefan Benz keine exakte Zahl nennen kann, liegt daran, dass unter den Anmeldungen auch Fälle sind, wo Schulbezirkwechsel anstehen würden. "Erst wenn sich die Schulen nicht untereinander einigen können, tritt das Schulamt als Schiedsrichter auf", erklärt Benz.

Er geht davon aus, dass eine richtig gute Klasse gebildet werden kann, in der sich gut arbeiten lässt. Dies sei auch in den vergangenen zwei Jahren gelungen, wo man schon mit Hofstetten kooperiert habe. Im ersten Jahr seien es 18, dann 17 Schüler gewesen. Jetzt werde es sich wohl bei 16 einpendeln. Einige davon hätten auch Selbstvertrauen in der Hauptschule getankt und seien später ans Haslacher Bildungszentrum gewechselt. "Das ist für uns auch absolut in Ordnung", sagt Benz.

Generell findet es der Rektor gut, dass es ein breites Bildungsspektrum gibt, in dem sich dann jeder für die passende Schule entscheiden könne. In der Bildungspolitik sei gerade viel im Umbruch. Daher seien auch so viele Eltern und Kinder zum Hauptschultag (wir berichteten) gekommen. "Wo ihr Bauchgefühl am besten ist, sollten dann die Eltern und ihre Kinder in ihrer Entscheidung unterstützt werden", meint Benz. "Ich freue mich auf das nächste Schuljahr und bin dann gespannt, wie sich die Schullandschaft weiterentwickelt".

Am Robert-Gerwig-Gymnasium in Hausach hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nichts geändert. Das war von Rektor Michael Fritz zu erfahren. Schon damals wollten Schüler und Eltern von G8 und Französisch als erster Fremdsprache nichts wissen. Das ist so geblieben. Keine Anmeldung gab es für den G8-Zug, ebenfalls keine für Französisch. 105 neue Fünftklässler wurden am Gymnasium angemeldet. Auf vier fünfte Klassen werden sich die Schüler verteilen, die sich alle für das selbe Profil entschieden: Englisch als erste Fremdsprache und G9. Rektor Fritz findet das angenehm für die Organisation, kann aber auch abseits davon gut nachvollziehen: "Die Eltern entscheiden vernünftig – wenn ich diese Möglichkeit hätte, dann würde ich mein Kind auch nicht für den G8-Zug anmelden." Er führte alle Anmeldegespräche selbst und habe festgestellt, dass sich die Eltern auch ohne Zwang wohl in der großen Mehrheit an die Grundschulempfehlungen hielten.

In der Realschule Wolfach haben sich laut Rektor Franz Kaspar 97 Schüler für die Klasse 5 im nächsten Schuljahr angemeldet. "Das wird also vier Klassen in einer angenehmen Größe geben", betont Kaspar. Für ihn befinden sich die Anmeldezahlen im erwarteten Bereich.

Mittleres Kinzigtal (red). Keine Anmeldezahlen hat der SchwaBo von den Werkrealschulen in Hornberg und im Wolftal bekommen.

Für die Wolftalschule Oberwolfach/Bad Rippoldsau-Schapbach kündigte die Rektorin Lydia Seyffert bereits im Vorfeld an, keine Zahlen nennen zu wollen. Seyffert begründete dies mit einem neuen Verfahren bei der Anmeldung. Und in der Tat, auf SchwaBo-Anfrage bestätigte dies sowohl das Regierungspräsidium (RP) in Freiburg als auch das Staatliche Schulamt in Offenburg.

Seitens des RP hieß es dazu: "Wir haben in dieser Anmelderunde erstmals den Schulen vorgegeben, dass sie zwar alle Anmeldewünsche aufnehmen dürfen, über die Aufnahme jedoch erst nach Rücksprache mit dem zuständigen Staatlichen Schulamt entschieden werden darf." Dieses Vorgehen werde schon seit einigen Jahren bei den Realschulen und Gymnasien praktiziert. Dieses Jahr also auch bei den Werkrealschulen.

Hintergrund ist, dass wenn die Rektoren den Schülern die Anmeldungen bestätigt haben, keine Schülerlenkung mehr vorgenommen werden könne. "Am letzten Anmeldetag weiß aber jede Schule, wie viele Schüler kommen wollen", heißt es vom RP. Und weiter: "Sie weiß nur nicht, ob sie diese auch aufnehmen darf oder ob wir lenken werden."

Doch warum geben die meisten Rektoren dennoch Auskunft und andere nicht? "Es ist den Schulleitungen freigestellt, zum jetzigen Zeitpunkt Auskünfte zu den Anmeldezahlen zu geben, da ja noch nicht feststeht, wie die Klassenbildung aussieht", heißt es dazu seitens des RP.

Auch Gabriele Weinrich, die leitende Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts in Offenburg bestätigt dies: "Anmeldungen werden entgegen genommen, aber die Aufnahme wird verschoben." Nachdem die Schulen dem Schulamt in Offenburg die Zahlen gemeldet haben, werde dort entschieden, wie es weitergeht. "Dort, wo wir nur ganz wenige Anmeldungen haben, müssen wir die Schüler umleiten", erklärt Weinrich und betont: "Wir können nicht mit vier bis fünf Kindern eine neue Klasse aufmachen."

Hintergrund der defensiven Informationspolitik der beiden Werkrealschulen könnte auch die Sorge vor möglichen Spekulationen sein.

Zu möglichen Schulschließungen im Allgemeinen heißt es auf SchwaBo-Anfrage vom Büro der bildungspolitischen Sprecherin der Grünen, Sandra Boser: "Wenn zwei Mal hintereinander die Schülerzahl von 16 nicht erreicht wird, bedeutet dies nicht, dass die Schule automatisch geschlossen wird." Es bedeute vielmehr, dass dann zwingend eine regionale Schulentwicklung eingeleitet werden müsse, die dann aufzeige, welche Möglichkeiten es gebe, ein dauerhaftes Angebot aller Schulabschlüsse in der Region zu gewährleisten.

Dabei müssten dann laut Abgeordnetenbüro auch regionale Gegebenheiten wie beispielsweise Fahrwege und andere Schulangebote einbezogen werden. "Natürlich müssen auch die Entwicklungen der Region einbezogen werden, dabei kann es in Absprache mit allen Beteiligten auch an dem Standort mit geringen Schülerzahlen weitere Möglichkeiten für den Erhalt der Schule geben", heißt es in der Mitteilung.

Ob sich die Entwicklung bei den Flüchtlingszahlen – die Kinder müssen ja auch die Schule besuchen – dabei als langfristiges Thema für einen Schulstandort zeige, sei schwer planbar. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren in denen es bereits einen Rückgang um zehn Prozent der Schüler gegeben habe, lasse sich aber nicht umkehren und werde derzeit auch für die weiteren Jahre so prognostiziert. "Dies wird vermutlich auch nicht durch die Flüchtlingszahlen ausgeglichen werden, zumal nicht alle Flüchtlinge, die derzeit zu uns kommen auch ein Bleiberecht erhalten", heißt es vom Abgeordnetenbüro Bosers.