Die Geschäftsführerin der Paritätischen Berufsfachschule, Astrid Müller, freut sich. Foto: am

Paritätischer Wohlfahrtsverband schließt Vereinbarung. Pilotprojekt startet im September an Berufsfachschule.

Hausach - An der Paritätischen Berufsfachschule Hausach werden ab September 2014 bis zu 150 Chinesinnen eine komplette Altenpflegeausbildung absolvieren. Das gab gestern die Geschäftsführerin Astrid Müller nach dem Besuch der CDU-Abgeordneten Thorsten Frei und Kordula Kovac (wir berichten noch) bekannt.

"Auch nach ihrer Ausbildung werden uns die Chinesinnen noch eine gewisse Zeit als Arbeitskräfte erhalten bleiben, dann werden sie das hier erworbene Wissen und Know-How mit zurück nehmen", erklärt Müller die Vereinbarung, die der Paritätische Wohlfahrtsverband für das Pilotprojekt der Hausacher Schule mit China abgeschlossen hat. Laut der Geschäftsführerin ist es die erste derartige Kooperation bundesweit, die für die Altenpflegeausbildung mit dem Land in Fernost geschlossen wurde. Im Arbeitsalltag hingegen sind bereits einige Projekte mit chinesischen Pflegerinnen angelaufen.

An dem im September 2014 startenden, dreijährigen Pilotversuch werden laut Müller nur ausgewählte Chinesinnen teilnehmen. Allesamt haben zuvor in ihrem Heimatland Krankenpflege studiert, manche sogar ein paar Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Weil im chinesischen Bildungssystem Krankenpflege nur von Frauen studiert werden darf, rechnen Müller und die Mitglieder im Steuerungsteam des Projekts damit, dass nur Frauen im Alter von Anfang 20 zur Altenpflegeausbildung kommen.

"Die Unterrichtssprache ist Deutsch", unterstreicht Müller die sprachlichen Voraussetzungen, die die Teilnehmerinnen zum Ausbildungsstart erfüllen müssen. Hinzu kommen bei der Bewerbung die regulären Zugangsvoraussetzungen der staatlich anerkannten Berufsfachschule in Hausach. Das heißt auch in diesem Fall: Ausländische Schul- und Studienabschlüsse müssen hier anerkannt sein.

Doch erstmal muss die genaue Zahl der Teilnehmerinnen feststehen. Nächste Woche, nach dem chinesischen Frühlingsfest, soll die benannt werden. Dann wird Müller auch sehen, wie viele Kursklassen, -lehrer und -räume an der Hausacher Bildungseinrichtung gebraucht werden. Kapazitäten seien vorhanden.

Auch muss sie dann dringend an weitere Ausbildungsbetriebe im ganzen Bundesgebiet herantreten. Denn ein Praxisbetrieb ist Voraussetzung für die duale Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegerin, die in Deutschland drei Jahre dauert. Abwechselnd zu den Praxisphasen im Betrieb findet die theoretische Ausbildung in drei- bis achtwöchigen Blockphasen an der Paritätischen Berufsfachschule statt.

Wo die Chinesinnen in diesen Zeiträumen wohnen werden, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch der sichtlich erfreute Bürgermeister Manfred Wöhrle war sich gestern sicher, dass für sie Wohnraum gefunden wird. Müller nannte das auch in anderen Ausbildungsgängen gängige, temporäre Einmieten der Auszubildenden als eine Möglichkeit. Möglicherweise wird aber auch die Schule als Mieter auftreten und die chinesischen Schülerinnen bewohnen die Räume abwechselnd.

Dass sich für die noch offenen Fragen Lösungen finden, da sind sich alle Beteiligten einig. Seit zwei Jahren laufen bereits die Vorbereitungen. Mit einer deutschen Delegation hat Müller China besucht. Eine chinesische Delegation war ebenfalls in Hausach. "Wir werden in dem ersten Kurs einfach lernen, wie’s läuft", meint Müller erfreut. Bei Erfolg ist eine Fortsetzung der Ausbildungsvereinbarungen gut möglich. Denn in China steht man laut Müller vor noch größeren Herausforderungen durch den demografischen Wandel, als in Deutschland. Der Grund dafür war für sie sichtbar: die Folgen der Ein-Kind-Politik. Umgekehrt verspricht sich die Geschäftsführerin durch die Schülerinnen aus Fernost auch einen positiven Einfluss auf die Paritätische Berufsfachschule: "Wir können viel von deren Know-How lernen und profitieren."