Philipp Saar mit seiner Lebensgefährtin Rebecca Koestel. Foto: Braun

39-Jähriger setzt sich im ersten Wahlgang deutlich durch und erhält 92 Prozent. Mit Kommentar

Haslach - Haslach hat entschieden: Philipp Saar ist der neue Bürgermeister der Hansjakobstadt. Er setzte sich im ersten Wahlgang klar mit knapp 92 Prozent gegen drei Mitbewerber durch. Die Wahlbeteiligung lag bei rund 59 Prozent.

Ein riesiges Menschenmeer hatte sich gestern Abend bei lauem Frühlingswetter vor dem Rathaus versammelt. Geschätzt rund 2000 Bürger hatten sich eingefunden, um das Ergebnis der Bürgermeisterwahl zu erfahren.

Laut vorläufigem amtlichen Ergebnis holte der 39-jährige Saar 2997 Stimmen der insgesamt exakt 3333 Wähler. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses durch den im Juni scheidenden Bürgermeister Heinz Winkler dankte der neue Haslacher Rathauschef seinen Wählern: "Mit einem Ergebnis in dieser Deutlichkeit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet!" Saar versprach in einer kurzen Ansprache an die Bürger, sich für die Belange der Stadt nach Kräften einzusetzen. Mehrfach küsste er vor Freude über den Wahlsieg seine Lebensgefährtin Rebecca Koestel – und bekam dafür tosenden Beifall der versammelten Bürger.

Die Zeremonie auf dem Rathausplatz wurde von der Bürgerwehr, der Feuerwehr und den Haslacher Bürgerinnen festlich umrahmt. Mit drei ohrenbetäubenden Salut-Schüssen gratulierte die Bürgerwehr dem neuen Stadtoberhaupt. Saar und seine Lebensgefährtin nahmen die Glückwünsche von vielen hundert Bürgern persönlich entgegen, in einem langen Gratulationsmarathon. Auch aus der Nachbarschaft im Kinzigtal waren viele Bürgermeisterkollegen nach Haslach gekommen, um dem neuen Kollegen im Kinzigtal die Hand zu schütteln und eine gute Zusammenarbeit anzubieten.

Für die Haslacher Vereine gratulierte Michael Geiger mit einer launigen Rede: "Sie sind als Sieger vom Platz gegangen", stellte Geiger fest. Er lobte die "läuferischen Qualitäten", die Saar gezeigt habe. Ohnehin habe der Wahlkampf sich nicht durch Tiefschläge oder "böse Fouls" ausgezeichnet. Saar und seine Gegner seien stets fair geblieben. "Die Haslacher Vereine und ihre Mitglieder freuen sich auf Sie", erklärte Geiger. Saars Lebensgefährtin bot er gleich an, einem Verein beizutreten, damit ihr der Start in Haslach leicht gelinge.

Die Bürgermeister aus der unmittelbaren Nachbarschaft – Karl Burger (Mühlenbach), Frank Edelmann (Steinach), Henry Heller (Hofstetten), Thomas Schneider (Fischerbach) und Udo Prange in Vertretung für Hausachs Bürgermeister Manfred Wöhrle – gratulierten Saar für den "großen Vertrauensbeweis" durch die Bürger, wie Burger ausdrückte. "Wir freuen uns alle auf Ihr Ankommen", bekräftigte er im Namen seiner Kollegen.

Sichtlich gerührt und sehr bewegt verfolgten der scheidende Bürgermeister Heinz Winkler und seine Gattin Bärbel die Wahl-Bekanntgabe. Für sie geht im Sommer eine mehr als 32-jährige Ära in der Stadt zu Ende, wenn Saar das Amt von Winkler übernehmen wird. So manche Träne der Ergriffenheit wurde von beiden aus den Augenwinkeln gewischt. Mit dem eindeutigen Resultat ist Heinz Winkler sehr glücklich, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte: "Mich freut für uns alle, dass es ein so klares Ergebnis für Saar gegeben hat. Das ist ein eindeutiger Vertrauensbeweis der Haslacher Bürger in ihren neuen Bürgermeister". Sehr erfreulich sei auch die hohe Wahlbeteiligung von nahezu 59 Prozent, erklärte Winkler.

Gefeiert wurde der Wahlsieg bis in die späten Abendstunden von vielen Hundert Bürgern, die vom TV Haslach an Ständen auf dem Platz bewirtet wurden. Die Rechnung für die Freigetränke wird der neugewählte Bürgermeister übernehmen. Für ihn war der Abend eine vorgezogene Geburtstagsfeier. Saar wird am heutigen Montag 39 Jahre alt und dürfte mit dem Wahlsieg sein schönstes Geschenk bekommen haben.

Martin Schaeffer landet auf Rang drei

Von den 5659 Wahlberechtigten gaben in den vier Wahllokalen und bei der Briefwahl 3333 Stimmen ab, davon 400 per Briefwahl. 64 Stimmen waren ungültig, das sind knapp zwei Prozent. Die drittmeisten Stimmen (51) erhielt gestern der Grünen-Fraktionsvorsitzende Martin Schaeffer, der 1,56 Prozent erreichte. Dabei war er gar nicht zur Wahl gestanden, sondern hatte die Stimmen von Bürgern erhalten, die ihn selbst auf den Wahlschein notiert hatten. Auch für Winkler gab es 39 Stimmen (1,19 Prozent). Joachim Prinzbach kam auf 19 Stimmen (0,58) und Hauptamtsleiter Adrian Ritter auf sechs Stimmen (0,18 Prozent).

Kommentar: Klare Wahl

Von Lisa Kleinberger

Mit seiner Wahl zum neuen Bürgermeister haben die Haslacher Philipp Saar ein starkes Geburtstagsgeschenk gemacht. Sie scheinen es ehrlich zu meinen: Bei der hohen Wahlbeteiligung ist davon auszugehen, dass die Bürger Saar ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Sie haben den einzigen ernstzunehmenden Kandidaten aus einem beschämend schwachen Mitbewerberfeld gewählt. Auffällig ist allerdings, dass die dritthöchste Stimmenzahl an den Grünen-Stadtrat Martin Schaeffer ging, der gar nicht angetreten war. Auch das ist ein deutliches Signal: Eines des Frusts über die Bewerberlage.

Saar tritt ein großes Erbe an. Nach mehr als 32 Jahren im Amt hat Heinz Winkler der Stadt seinen Stempel aufgedrückt. Zeigen wird sich, ob Saar die großen Schuhe, die ihm hinterlassen werden, anzieht. Zweifelsohne wird die Frage um die B 33-Umfahrung eine der ersten und größten Herausforderungen für den neuen Bürgermeister sein. Daran, wie er diese angeht, wird er sich messen lassen müssen.

Auch bei den anstehenden Wahlen in Hausach, Steinach und Mühlenbach machen die bisherigen Amtsinhaber Platz. Die Wahl in Haslach hat gezeigt, dass ernstzunehmende Kandidaten mit offenen Armen empfangen werden. Sie sollte auch ein Signal für "Spaßkandidaten" sein: Die Chancen erhöhen sich nicht, je öfter sie antreten. Sie mehren nur den Frust beim Wähler.