Um das Miteinander der Kinder mit und ohne Behinderung zu fördern bietet "Jule" beim Festival der Straßenkunst seit einigen Jahren die Familienmeile an. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder Bote

Lebenshilfe: Aus der Elterninitiative für Kinder mit geistiger Behinderung entsteht das Hilfsangebot "Jule"

Die Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Aus der Elterninitiative zur Beschulung von Kindern mit geistiger Behinderung hat sich im Laufe der Zeit ein umfangreiches Unterstützungs- und Hilfsangebot entwickelt.

Haslach . Es besteht in den Bereichen Arbeiten, Wohnen, Leben. Bei "Jule", der Jungen Lebenshilfe, stehen Eltern mit ihren Kindern im Mittelpunkt.

"Wenn man Eltern wird, ist das Kinderkriegen ein Abenteuer. Mit der Diagnose einer Behinderung werden die Herausforderungen und das Abenteuer noch größer", sind sich Katja Wangler (Lebenshilfe) und Beate Schwab (Club 82) einig.

Aber sie wissen auch: Ein Kind ist ein Kind. "Und manchmal eben auch wie eine Wundertüte", sagt Schwab und lacht. Mit "Jule", der jungen Lebenshilfe, bieten der Club 82 und die Lebenshilfe ein niederschwelliges Angebot für Eltern mit Kindern und Jugendlichen.

Regelmäßiges Elternfrühstück

Während der regelmäßigen Elternfrühstücke tauschen sich die Teilnehmer aus, beim Familiensonntag steht das Miteinander von Kindern mit Behinderung und gesunden Geschwistern auf dem Plan und durch die themenbezogenen Vorträge werden die Eltern zusätzlich informiert.

"Wir wollten eine Anlaufstelle für Eltern mit kleinen Kindern schaffen", blickt Wangler auf die Anfänge vor elf Jahren zurück. Nach der Geburt ihres eigenen Sohnes sei klar gewesen: "Ich wollte nicht, dass das Leben von Lorenzo mit dem üblichen Weg der Frühförderung, sonderpädagogischem Kindergarten und Schule sowie der anschließenden Arbeit in der Werkstatt vorgezeichnet ist."

Ihr sei es sehr wichtig gewesen, dass es auch für Kinder mit einer Behinderung eine Wahlmöglichkeit gebe. Um Veränderungen bewirken zu können, habe sie die Verantwortung für "Jule" übernommen und in Christa Seck seitens des Clubs mehr als zehn Jahre lang eine engagierte Mitstreiterin an ihrer Seite gehabt.

Ziel und Zweck sei von Anfang an das Treffen, der Austausch und das Vernetzen von Eltern gewesen, die sich in einer entspannten Atmosphäre wohl und verstanden fühlen sollten.

"Durch die Kindergarten- und Schulbegleitung, die psychomotorischen Gruppen sowie das Freizeitangebot für Kinder mit Behinderung hatte der Club enge Kontakte in betroffene Familien, ein niederschwelliger und fließender Zugang zur neuen ›Jule‹ war damit leicht möglich", erklärt Wangler die Zusammenarbeit.

Das monatliche Elternfrühstück diene als Plattform des Austauschs, dort würden sich Gleichgesinnte treffen und sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite stehen. "Darüber sind in den vergangenen Jahren enge Freundschaften entstanden", weiß Wangler aus Erfahrung.

Schwab ist seit zwar erst seit Kurzem in der Verantwortung für "Jule", aber auch für sie ist klar: "Jede Familie muss den für sie passenden Weg finden".

Während für die einen der sonderpädagogischen Weg der richtige sei, wäre es für die anderen der inklusive Weg, beides sei richtig und beides sei gut.

Mit dem in Kraft treten der Behindertenrechts-Konvention habe sich seit 2009 zwar einiges verändert, aber es gebe immer noch viel zu tun, sind sich die beiden Frauen einig.

Um das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung zu fördern und Hemmschwellen abzubauen, bietet "Jule" am Rande des Festivals der Straßenkunst seit einigen Jahren beispielsweise die Familien-Meile an.

"Über die verschiedenen Angebote bekommt die Begegnung eine Natürlichkeit, bei der das Miteinander im Vordergrund steht. Die Kinder profitieren davon", betont Schwab.

"Jule" ist ein Angebot für Eltern mit kleinen Kindern und Jugendlichen. Das nächste Frühstück findet am Freitag, 9. November, ab 9.30 Uhr im Haslacher Wohntreff des "Haus Ketterer" statt. Der nächste Familiensonntag beginnt am 25. November um 14.30 Uhr und das Dezember-Elternfrühstück ist auf Freitag, den 7. Dezember, ab 9.30 Uhr terminiert. Eine Anmeldung zum Elternfrühstück oder dem Familiensonntag ist nicht notwendig.