Als Arzt prüfte Büttel Tobias Rauber Bürgermeister Philipp Saar auf Herz und Nieren. Foto: Kleinberger

"Gunilla Vampirchen" fordert die Vermenschlichung des Ungeziefers.

Haslach - Amtstauglich ist er, der neue Bürgermeister. Das hat "Doktor Büttel" bei der zweiten Elfimeß am Dienstag im "Liung Tschang" zweifelsohne festgestellt.

Neben "glänzendem Fell", das Zunftmeister Manuel Seitz ihm attestierte, und einem bestandenen Schluck- sowie Reflextest, musste Philipp Saar eine psychologische Eignungsprüfung bestehen. Dass Büttel Tobias Rauber zunächst sieben Fragen im Publikum verteilte und danach nicht mehr wusste, welcher seiner Mitstreiter Frage Nummer eins in der Hand hielt, mag ein Indiz dafür sein, wie feucht-fröhlich der Vorabend endete. Nachdem allerdings klar war, dass die Fragerunde mit der Eins beginnt und nicht der Sieben und auch der entsprechende Fragesteller gefunden war, durfte Saar beweisen, wie gut er sich bereits mit der Haslacher Geschichte auskennt.

Zunächst musste er die Frage beantworten, welches Grafengeschlecht Haslach ab 1284 für ein knappes Jahrhundert beherrschte. "Das kann nur B sein: Winkler!", antwortete der Bürgermeister. Und wurde für die falsche Antwort gleich zum Trinken verpflichtet. Insgesamt schlug er sich aber recht gut und konnte sogar ohne Hilfestellung in Form von Antwortmöglichkeiten erklären, warum das Gasthaus Aiple während der Fasent "Liung Tschang" heißt (siehe Infokasten). Die grundsätzliche Amtstauglichkeit wurde Saar am Ende gern von Rauber attestiert.

Wunsch nach mehr Gemeinschaft

Ganz ohne Rügen ging es am Dienstagmittag aber nicht ab. Zwei der Schwarzwaldmädels, Heidi Winkler und Juliane Schmieder, gingen mit dem "Zweigestirn" der Narrenzunft ins Gericht, das sich während der Fasent vor allem dadurch hervorgetan habe, wenig zu grüßen und wenig zu loben. Sie unterstellten den Zunftchefs eine Sozialphobie. Da sie aber nicht in Ungnade fallen wollten, dankten sie Seitz und Klaus Müller fürs "Vornedranstehen" und wünschten sich einfach mehr Gemeinschaft unter den Narren.

Als "Gunilla Vampirchen, ich sauf’ statt Blut lieber mal ein Bierchen" forderte Antje Hettich die Emanzipation des Mannes. Die Frauen sollten diese "Küchenschaben" nicht mehr unterdrücken, sondern der Mann solle jetzt auch Mensch sein dürfen. Dazu gehöre auch das Recht zum Spülen oder Kinderkriegen. Aber die Frauen müssten schon "weil der Mann selbst es nicht schafft, ein bisschen für ihn mitdenken".

Auch in seinem dritten Jahr als Anführer des Hemdklunkerumzugs am Schmutzigen Donnerstag hat Herbert Rittershofer immer noch Probleme damit, den richtigen Weg zu finden. Er kritisierte die zahlreichen Baustellen in der Innenstadt, durch die er am Donnerstagmorgen den Weg nicht gefunden habe. "Ja, die sind ja auch über Nacht entstanden, das hat mich auch sehr überrascht", entgegnete Rauber. Dass ausgerechnet der "Saukarle" die Narren vielleicht zur Pünktlichkeit erziehen könnte, wurde zwar bezweifelt. Fakt ist aber, wie Gabi Burger einwarf: "Beim Alois konntest du auch ein paar Minuten zu spät sein, du kanntest den Weg. Das geht jetzt nicht mehr." Rittershofer wisse auch um 6 Uhr noch nicht, wo er lang gehen wolle. Alois Krafczyk selbst hörte das Lob nicht, war aber im Geiste dabei: Klaus Müller verlas eine Postkarte aus "Bayrisch-China".

Zwischen strickenden Frauen, einem Medley (nicht etwa "Mädle", wie Seitz noch extra betonte) und einem zusätzlichen Bürgemeisterehepaar in der Wirtschaft war die Stimmung bei der zweiten Haslacher Elfimeß sehr ausgelassen. Mit dem "Karlinchen" endete auch sie – die Fasent neigt sich nun schon ihrem Ende entgegen.

Info: Der Name

Einer der "Aiple"-Wirte, Rudolf Aiple (1878-1955), nahm als Freiwilliger bei der Niederschlagung des Boxeraufstands in China teil. Er soll eine große Ähnlichkeit mit Liung Tschang, dem Anführer der "Boxer", gehabt haben. So kam das Wirtshaus zu seinem Spitznamen.