Mit Bollerwagen unterwegs: Rainer Hoffmann machte Station in Haslach. Foto: Kleinberger

Rainer Hoffmann sammelt aus Protest Kilometer

Haslach. Kilometer gegen Kindesmissbrauch: Diese Rechnung hat Rainer Hoffmann aufgestellt. Der Hamburger ist seit inzwischen 15 Jahren auf Wanderschaft quer durch Europa. Am gestrigen Dienstag machte er in Haslach Station – nach exakt 30 320 Kilometern Wanderschaft.

Für Aufsehen sorgte der Besuch des 56-Jährigen gestern in der Haslacher Innenstadt durchaus: Zotteliges Haar, zerzauster Bart, ein 160 Kilogramm schwerer Bollerwagen und Hoffmanns sonore, laute Stimme sorgten dafür, dass der Besuch nicht unbeachtet blieb.

Seit dem 1. April 2002 ist Hoffmann auf der Reise, aktuell ist er auf dem Weg zum Europaparlament in Straßburg. Auch den Jakobsweg hat er schon abgewandert, erzählt der Vagabund im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Auslöser sei der Missbrauch eines achtjährigen Mädchens aus seinem Bekanntenkreis gewesen, berichtet Hoffmann. Der Täter kam mit einer Bewährungsstrafe davon. Kurzerhand verkaufte der Orthopädie-Schuhmacher seine Besitztümer und machte sich auf den Weg. Die mittlerweile 15-jährige Wanderung: Ein Protestmarsch, um auf Kindesmissbrauch aufmerksam zu machen.

30 000 Kilometer zu erreichen, hatte Hoffmann sich auf die Fahne geschrieben. Während dieses Marschs sammelte er Unterschriften, mit denen er "härtere Strafen gegen Kinderschänder" fordert. Die 30 000 Kilometer sind erreicht, Hoffmann jedoch nicht zufrieden. Er will weiter wandern und hat sein Ziel inzwischen um 20 000 Kilometer aufgestockt.

Auf seinem Weg steuert der Hamburger in der Regel die Rathäuser oder Polizeireviere der Kommunen an, in die es ihn gerade verschlagen hat. Dort lässt er sich gern den Besuch von offizieller Stelle dokumentieren, möchte die Unterschriftenlisten abgeben oder wirbt um "Mitläufer". Dass viele Ämter seinem Wunsch jedoch nicht entsprechenden, kann Hoffmann mit einer umfangreichen Dokumentation belegen. Neben zahllosen Zeitungsartikeln fördert er in der umfangreichen Mappe auch Schreiben aus ganz Deutschland zutage. In denen ist zu lesen, dass Polizisten nicht mitwandern könnten, weil sie gerade Linsensuppe kochten – oder die Felchen im Gewässer zählen müssten. Hoffmann bleibt jedoch unbeirrbar auf seinem Weg.