Christian Nonner. Foto: Privat

Bürgermeisterwahl: Christian Nonner aus Welzheim will Rathaus-Chef werden.

Haslach - Der Wahlzettel für die Haslacher Bürgermeisterwahl füllt sich: Der dritte Kandidat heißt Christian Nonner aus Welzheim. Es ist seine erste Kandidatur für ein solches Amt. Überaus pikant: Im Internet stolpert man bei seinem Namen über heiße Seiten.

Der 46-Jährige ist gelernter handwerklicher Buchbinder. Im Gespräch mit dem SchwaBo erklärte er, dass er inzwischen im Logistikbereich bei der DHL Delivery in Schwäbisch Gmünd arbeitet. Kommunalpolitische Erfahrung habe er bislang nicht und die Kandidatur im Schwarzwald sei die erste für ihn überhaupt. Nonners Wohnort liegt im Rems-Murr-Kreis, laut Nonner sind es rund zweieinhalb Stunden Fahrzeit bis Haslach. Warum er ausgerechnet in Haslach antreten will? "Der Schwarzwald ist schön", sagt er am Telefon. Er lebe in einer ähnlichen Gegend und sei "schon öfters in der Ecke gewesen", so Nonner.

Er wolle die Bürger der Hansjakobstadt stärker einbinden. So will er beispielsweise einmal im Monat eine Sprechstunde für Vieraugengespräche einführen. "Wenn eine Wahl ansteht und ein neuer Bürgermeister gewählt wird, merken die Bürger oft nichts von einem Wechsel", ist sich Nonner sicher. Das möchte er ändern. "Die Bürger sollen das Gefühl haben, dass man sich für sie interessiert. Sie sollen den Bürgermeister spüren", sagt er. "Allein vom Schreibtisch aus kann das nicht funktionieren." Zudem wolle er die Teilgemeinden fördern. Denn er habe in seiner Heimat die Erfahrung gemacht, dass die Stadt eingemeindete Teile benachteiligt habe. Das dürfe nicht passieren und daher wolle er eng mit den Ortsvorstehern zusammenarbeiten.

Auf eine Parteizugehörigkeit angesprochen, verneint der geschiedene Vater zweier Kinder. Er sei unabhängig und parteilos, wolle die Interessen der Bürger und der Stadt unabhängig von einer Parteilinie vertreten. Und: "Dass ich von außerhalb komme, ist nur von Vorteil. Damit bin ich wirklich neutral", betont er diese Unabhängigkeit. Wahlkampftermine hat Nonner noch nicht geplant. Er freut sich jedoch auf die Kandidatenvorstellung am Dienstag, 7. März, ab 19 Uhr in der Stadthalle.

Wer im Internet nach dem neuen Kandidaten sucht, stolpert über einige pikante Seiten. Unter anderem wird Nonner mit den Online-Seiten "sadistin.com" und "bordellverzeichnis.com" konkret und mit vollem Namen und Adresse in Verbindung gebracht. Diese Seiten habe er jedoch "nie betrieben", erklärte er gestern Abend auf Nachfrage unserer Redaktion. Er habe früher mit Domains, also Seitennamen für Online-Seiten, gehandelt. Er habe derlei Namen "im Paket gekauft, aber nicht persönlich genutzt".

Außerdem ist sein Name samt Welzheimer Wohnort als Verkäuferkonktakt bei der Internet-Plattform Ebay kinderleicht zu finden. Eine Gesellschaft namens "Die Truhe GmbH" pries dort unter seinem Namen bis vor einigen Jahren etwa erotische Bekleidung für spezielle Stunden an. "Sexy Leggings" wurden da verkauft, "Geisha"-Zubehör und "Schulmädchen-Kostüme". Letztere waren bei den Kunden offenbar der Renner. Mit diesem Online-Versand von Erotik-Zubehör habe er jedoch "nichts zu tun gehabt", beteuert der 46-Jährige auf Nachfrage. Die Verkäufe seien über eine enge Familienangehörige gelaufen. Er habe lediglich das Ebay-Konto, den Account, eröffnet.

Und noch eine Seite mit Nonners Namen wird in Haslach Beachtung finden: "Moscheenstopp.com" heißt sie und wird von der rechtspopulistischen Partei FPÖ in Granz (Österreich) betrieben. Dort werden Stimmen für einen "Stopp dem Moscheebau" gesammelt. 4107 Moscheegegner haben unterzeichnet. Vor acht Monaten auch Christian Nonner. "Wegen der Lage damals", erklärt er auf Nachfrage. Er sei zwar Islam-kritisch eingestellt, habe aber persönlich nichts gegen Moslems. Dass es in Haslach bereits eine Moschee gibt, erfuhr er erst im Telefonat mit unserer Redaktion. Dass die genannten Seiten online zu finden sind, hat den Bürgermeister-Kandidaten dann doch überrascht, sagte er. Und: "Das Internet vergisst eben nichts."