"In erster Linie bin ich Mensch"

Haslach. Zu Ehren der beiden Priester war ein gemeinsamer Chor aus Mitgliedern der Kirchenchöre aus allen sechs Pfarreien gebildet worden. Mit festlichen Gesängen wurde der Gottesdienst stimmgewaltig umrahmt. 94 Ministranten aus den Gemeinden der Seelsorgeeinheit (siehe Info) zeigten eine beeindruckende Präsenz.

Im Mittelpunkt des Gottesdiensts stand der Dank für die Begleitung Gottes durch die Jahre des priesterlichen Diensts. "Gott selber ist das Ziel – darauf leben wir zu, darauf hoffen wir", befand Steidel. Bei allem Tun als Christen und in der Pfarrgemeinde müsse man die Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation ernst nehmen und möglichst behutsam und klug die Dimension der Hoffnung auf den Himmel einbringen. "Ich bin als erstes nicht Priester oder Christ, sondern Mensch mit allen Höhen und Tiefen des Seins – und weiß doch, dass ich Gottes Kind bin", betonte Steidel in der voll besetzten Haslacher Kirche. Es gelte der Leitsatz: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, die er ins Spiel bringt."

Nach dem Festgottesdienst wurde im Gemeindehaus "St. Sebastian" auf das Jubiläum der beiden Priester angestoßen. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Bruno Prinzbach skizzierte zunächst den beruflichen Werdegang Steidels.

Im Hinblick auf die Seelsorgeeinheit befand Prinzbach: "Mit Steinach und Welschensteinach kam dazu, was zusammengehört. Wir hoffen, dass es so bleibt und nicht weiter aufgebrochen wird." Seine subjektive Wahrnehmung von Pfarrer Steidel konnten dem Applaus nach zu urteilen die meisten der Gäste mittragen. So lege er viel Wert auf die Gestaltung der Gottesdienste in Wort und Musik, sei ein exzellenter Prediger und bringe Dinge in freier Rede auf den Punkt. Was zu Beginn seines Studiums für ihn selbst noch eine große Herausforderung gewesen sei, beweise sich heute als großes Talent. Steidels ausgeprägtes Technik-Interesse und die moderne Kommunikation hätte als Alternative zur Theologie vielleicht auch ein Informatik-Studium nahe gelegt, scherzte Prinzbach. Als Pfarrer behandle er alle sechs Pfarreien gleich, sei offen für die Ökumene, den Austausch und das Zusammenleben der Religionen in der Seelsorgeeinheit. "Sie scheuen sich nicht, Position zu beziehen – auch wenn diese von der ›offiziellen‹ Kirchenmeinung abweicht. Sie sagen ihre Meinung – und das schätzen wir sehr", endete Prinzbach und großer Applaus folgte.

Kooperator Klinger charakterisierte er anschließend als "Verfechter der zweiten Lesung", der aufgrund seiner klaren Aussprache eine große Fangemeinde bei älteren Kirchenbesuchern habe. Klinger sei ein Priester mit feinem Humor – und das nicht nur an der Fasent. "Wir sind sehr dankbar, Sie beide als Priester in der Seelsorgeeinheit zu haben. Damit ist Vieles noch möglich, was in anderen Seelsorgeeinheiten nicht mehr geht", schloss Prinzbach seine Ansprache.

Haslachs Bürgermeisterstellvertreterin Karla Mahne charakterisierte Steidel "aus distanzierter Position" der Kommune. Steidel sei ein Pfarrer, der sich nicht wegduckt, "ein tiefgründiger und ernster Mann, der mehr Sein als Schein ist." Bei einer bewundernswerten Standfestigkeit und Prinzipientreue zeige er Beweglichkeit in aktuellen Situationen, wenn auch greifbare Kontakte zwischen der Kommune und der Kirchengemeinde eher sporadisch wären. "Die Verpflichtung und Sorge um die Gesellschaft eint uns in der Kleinkindbetreuung, das ist eine Mammutaufgabe." Am Ende wünschte sie beiden Priestern noch viele Jahre nachdenklicher Unruhe.

Irene Schneider gratulierte im Namen der evangelischen Kirchengemeinde. Helmut Steidel blickte mit kleinen Anekdoten kurz auf "sehr bewegende 17 Jahre" zurück. Ein besonderes Dankeschön richtete er an alle kirchlich Engagierten, die im Vorder- und Hintergrund der täglichen Arbeiten dafür sorgten, dass der Laden laufe. "Ich bin sehr froh um Sie."

INFO

Seelsorgeeinheit

In der katholischen Seelsorgeeinheit Haslach sind die Pfarrgemeinden Haslach, Hofstetten, Mühlenbach, Fischerbach, Steinach und Welschensteinach zusammengeschlossen. Ihr Leiter ist Pfarrer Helmut Steidel.