Dieser Ausblick nach Süden (S), Westen (W), Norden (N) und Osten (O) würde sich vom Urenkopftrum bieten. Foto: Präsentation Wusssler

Dritter Entwurf von Architekt Christoph Wussler findet Mehrheit der Stadträte. Nettobaukosten in Höhe von 358.000 Euro. Mit Kommentar.

Haslach - Nun also doch. Die Arbeiten für den Urenkopfturm werden mit einer Kostendeckelung ausgeschrieben. Den Segen der großen Mehrheit der Stadträte fand dabei ein dritter Entwurf von Architekt Christoph Wussler. Nach der Ratssitzung am 14. Januar schienen die Aussichten für den Turm noch denkbar schlecht zu sein. Damals kritisierten die Bürgervertreter und Bürgermeister Heinz Winkler am zweiten Entwurf von Wussler vor allem, dass ihrer Meinung nach kein Gegenverkehr auf der Treppe möglich gewesen wäre (wir berichteten).

Am Dienstag verwies Wussler nun zwar noch darauf, dass der Freiburger Schlossbergturm eine ähnliche Konstruktion aufweise und von dort keine Klagen zu hören seien, aber die Kritik der Räte hatte er dennoch berücksichtigt. "Die Spindeltreppe habe ich wegen der breiten Ablehnung nicht mehr weiterverfolgt", sagte der Architekt.

Seine dritte Version sieht nun eine geradläufige Treppe mit elf geräumigen Zwischenpodesten vor. Die Geschosshöhe beträgt dabei 2,70 Meter und oben auf der Aussichtsplattform sind die Nutzer nach 32,40 Metern angekommen. Ein Dach ist derzeit nicht vorgesehen, um im vorgegeben Budget von 356.500 Euro netto zu bleiben. Er selbst bezeichnete den Turm als "sicher, bequem und übersichtlich" und fand, er habe eine "schlanke, elegante Erscheinung".

Damit hat das jetzige Konzept mit dem ursprünglichen Entwurf fast nichts mehr gemeinsam, wie unter anderem Martin Kammerer enttäuscht anmerkte. Zudem gab es unter den Gemeinderäten auch eine Diskussion über die Ästhetik des Turms. So beklagte Karla Mahne (CDU), dass der Turm nun aussehe wie ein Relikt aus der Frühzeit der Industrialisierung.

Über 130.000 Euro an Spendengeldern sind bereits zugesagt

Norbert Hauer (CDU) meinte, er gewänne "keinen Schönheitspreis" und Michaela Vetter brachte die vorherrschende Meinung der CDU-Fraktion mit den Worten auf den Punkt: "Dort geht niemand hoch, weil er die Architektur bewundern will, sondern um die Aussicht zu genießen."

Nicht nur deshalb lobte Herbert Himmelsbach (SPD) und Manuel Seitz (Grüne) den Turmentwurf. Sie fanden ihn im Gegensatz zu den meisten anderen Räten nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch gut. Armin Goldinger (SPD) ist sogar zuversichtlich, dass sich durch den Turm weitere Touristen anlocken lassen und wähnte auch die Bevölkerung hinter dem Projekt.

Vetter (CDU) bezeichnete auch die bereits zugesagten Spenden in Höhe von exakt 134.461 Euro als imponierend. "Ich will den Gemeinderat sehen, der angesichts einer solchen Spendenbereitschaft ein Projekt stoppt". Bürgermeister Winkler zeigte sich zuversichtlich, dass auch noch die restlichen rund 16.500 Euro an Spenden zur Finanzierung zusammenkommen. Zudem sind Zuschüsse in Höhe von 196.900 Euro zugesagt, während der Anteil der Stadt weiterhin bei maximal 10.000 Euro bleiben soll. Die Vergabe wird nach Ratsbeschluss auch nur dann erfolgen, wenn nach Ausschreibung der Nettokostenrahmen und die vorgegebene Finanzierung eingehalten werden kann. Je nach Ergebnis wäre vielleicht auch noch ein Dach für die Aussichtsplattform realisierbar, so Bürgermeister Winkler.

Bedenken, das am Ende die Kosten eingehalten werden, äußerte Lars Giesler (Freie Wähler), der auch an den Unterhaltungsaufwand erinnerte.

Den Beschluss, die Arbeiten ausschreiben zu lassen, wollten von den anwesenden Räten – Martin Schaeffer (Grüne) und Joachim Prinzbach (Freie Wähler) fehlten entschuldigt – nur Joachim Allgaier, Lars Giesler (beide Freie Wähler), Hermann Duffner (CDU und Dieter Auer (SPD) nicht mittragen. 

Kommentar: Schöne und teure Aussicht

Lars Reutter 

Die Chancen auf eine Umsetzung des Urenkopfturms sind seit der jüngsten Gemeinderatssitzung rapide gestiegen. Damit wird sich den Haslachern und ihren Besuchern künftig eine unbestreitbar schöne Aussicht bieten. Diese wird aber auch teuer bezahlt. Denn Nettobaukosten in Höhe von 358.000 Euro sind wahrlich weit mehr als nur "Peanuts".

Diesen Begriff für einen kleinen Betrag kann man eher beim Betrag von 10.000 Euro, der an der Gemeinde hängen bleiben wird, verwenden. Doch Fördergelder fallen auch bei einem Aussichtsturm nicht vom Himmel, sondern sind letztlich umgeleitete Steuergelder. Diese könnte man meiner Meinung nach eigentlich für nötigere Projekte einsetzen. Aber was nötig ist und was nicht, ist letztlich wie auch das Aussehen des Turms eben Geschmacksache. Einige Haslacher finden die Idee jedenfalls offensichtlich toll.

Um dies zu erkennen, muss man den Blick nicht einmal von einem Turm schweifen lassen, sondern einfach auf die Spendenhöhe richten.