Die Muslime des Kinzigtals und geladene Gäste trafen sich in der Moschee zum gemeinsamen Fastenbrechen. Foto: Störr Foto: Schwarzwälder-Bote

Muslimische Gemeinde lädt Politiker ein, beim Fastenbrechen dabei zu sein und die Moschee kennenzulernen

Von Christine Störr

Haslach. Für die Muslime ist Halbzeit im Fastenmonat Ramadan, das Fastenbrechen wird täglich nach Sonnenuntergang praktiziert. Am Freitagabend waren geladene Gäste in die Haslacher Moschee gekommen, um mit den Muslimen des Kinzigtals das Fasten des Tages zu brechen.

"Während der Woche wird nach Sonnenuntergang innerhalb der Familie gegessen, am Wochenende kommt man dafür in der Gemeinschaft zusammen", erklärte Merican Durmus, die seit geraumer Zeit stellvertretende Vorsitzende des DITIB Landesverbandes Baden ist.

Bevor es zum Essen ging, lud Durmus zur Moscheeführung und erklärte den Gästen ihr "Haus für den interreligiösen Austausch mit Lehranstalt". Die DITIB Gemeinde des Kinzigtals habe 185 Mitglieder, allerdings sei immer nur ein Vertreter der Familie als ordentliches Mitglied angemeldet. "In die Moschee kommen etwa drei Mal so viele Menschen."

Die Muslime seien verpflichtet, "von der Wiege bis zum Grab" zu lernen, womit der Lehrstuhl im Gebetssaal der Moschee den Charakter einer Lehranstalt verleihe. Der öffentliche Gebetsruf sei in Deutschland zwar noch nicht erlaubt, weil der Islam als Religionsgemeinschaft noch nicht anerkannt sei, aber innerhalb des Gebetsraumes werde er praktiziert. "Gott hat unsere Gebete nicht nötig", erklärte Merican Durmus, die auch als Integrationsbeauftragte im Kinzigtal wirkt, "aber es ist fünf Mal am Tag eine Flucht aus der Wüste des Alltags in die Oase der Liebe und Allmacht Gottes."

Nach der Moscheeführung trafen sich die Gäste in der Teestube, in der das Essen bereit stand.

Linsensuppe und Salat, gefüllte Weinblätter und Paprika, Reis mit Erbsen, Champignon und Fleisch – und abschließend viel Süßes aus Blätterteig. Dazu gab es viel Wasser und Tee, schließlich wird während des Tages auch beim Trinken gefastet. Bundestagsabgeordneter Peter Weiß (CDU) bedankte sich für die Einladung "und dafür, dass Sie uns an der Praxis Ihres Glaubens teilhaben lassen."

Christentum, Judentum und der Islam zeigten viele Unterschiede, hätten aber auch viele Gemeinsamkeiten. "Wir sollten das Verbindende des Glaubens betonen." Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) fand das Fastenbrechen eine "schöne Gelegenheit, um mit der eigenen Religion nach Außen zu treten."

Nur so funktioniere der Abbau von Ängsten und Vorurteilen in der Bevölkerung. Bürgermeisterstellvertreterin Karla Mahne (CDU) betonte das "unkomplizierte, freie und friedvolle Miteinander der Religionen im Kleinkosmos Haslach."

Mitglieder verschiedener Religionsgemeinschaften gingen selbstverständlich gemeinsam zur Schule und zur Arbeit, treffen sich im Städtle und feiern gemeinsam Feste – "und das ist auch gut so." Pfarrer Christian Maier (evangelische Kirche) erzählte von gemeinsamen Projekten beider Religionen, die am 29. Juli mit dem ersten interreligiösen Abschlussgottesdienst am Haslacher Bildungszentrum fortgeführt werden.

Den Fastenmonat Ramadan beschließen die Muslime mit einem großen "Zuckerfest", das um den 17. Juli stattfindet, je nachdem, wann sich die Sichel des neuen Mondes zeigen wird.