3,8 Kilogramm Marihuana und 183 Cannabispflanzen wurden im Jahr 2016 von Beamten des Polizeireviers Haslach sichergestellt. Foto: Symbol: Zinken

Anzahl der Verkehrsunfälle in Wolfach fast verdoppelt / Viele Körper- verletzungen in Haslach

Mehr Unfälle, mehr Straftaten – die Kriminalstatistik 2016 zeigt: Der Ton im Kinzigtal scheint rauer zu werden. Insgesamt, so das Resümee bei der Pressekonferenz im Haslacher Polizeirevier am Freitag, sind die Zahlen in einem verträglichen Bereich.

Mittleres Kinzigtal. Markus Huber, Leiter des Polizeireviers Haslach, stellte die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2016 vor. Dass es im Grunde "nichts gibt, um das das Revier sich nicht kümmert", schickte er den Statistiken mit einem kurzen Abriss trauriger bis kurioser Fälle vom Vorabend voraus.

Die Vorstellung der Unfallstatistik übernahm Martin Allgaier. Im Gebiet des Polizeireviers Haslach haben sich im Jahr 2016 insgesamt 906 Verkehrsunfälle ereignet – 2015 waren es 883. Das entspricht einer Zunahme von 2,6 Prozent. Die meisten der Unfälle ereigneten sich mit 98 in Haslach, neun weniger als im Vorjahr (107). An zweiter Stelle steht mit 70 Unfällen Hausach. Die Zahl stieg hier von 62 im Jahr 2015 stark an. Noch deutlicher allerdings hat die Unfallsituation sich in Wolfach verschärft. Hatte es 2015 lediglich 35-mal gekracht, ereigneten sich dort vergangenes Jahr 66 Unfälle. "Über Wolfach ziehen gerade sehr dunkle Wolken auf", kommentierte Allgaier. Ein Schwerpunkt sei der Innenstadtbereich, hier passierten viele Unfälle beim Wenden oder Rückwärtsfahren. Ein weiterer Unfallschwerpunkt ist der Bereich Straßburgerhof.

Revierweit ging es bei 192 Unfällen um das unerlaubte Entfernen vom Unfallort (2015: 177). Allgaier appellierte an das Gewissen der Verursacher, zu ihrer Unfallbeteiligung zu stehen.

Hatte es 2015 keine Verkehrstoten gegeben, waren es 2016 zwei. Die Zahl der Unfälle mit jungen Erwachsenen (18 bis 24 Jahre) steigt laut Allgaier "seit Jahren stetig an", zuletzt von 92 im Jahr 2015 auf 93 im vergangenen Jahr.

Straftaten

Im Gebiet des Polizeireviers Haslach haben sich 2016 72 Straftaten mehr ereignet als im Vorjahr. Eher durch Zufall – Huber selbst hielt das für derart kurios, dass er betonte, er habe noch einmal nachgerechnet – ist die Aufklärungsquote in beiden Jahren gleich geblieben und liegt bei 57,2 Prozent. (2015: 844 aufgeklärte Fälle bei 1475 Straftaten, 2016: 885 Fälle aufgeklärt, 1547 Straftaten verübt). Die meisten Straftaten wurden mit 345 (2015: 303) in Haslach verübt. Johannes Maier erklärte, in Haslach hätte sich vor allem die Zahl der Körperverletzungen deutlich erhöht. Das hinge mit der Wiedereröffnung einer Diskothek zusammen, in deren Umfeld es desöfteren zu Schlägereien komme – in 2016 insgesamt 57, um genau zu sein.

An zweiter Stelle steht Hausach. Hier konnte Volker Mäntele jedoch nicht ausmachen, warum sich die Zahl der Straftaten von 259 (2015) auf 319 erhöht hat. Von Einbrüchen in gewerbliche Betriebe oder Straftatbeständen wie Hausfriedensbruch oder Diebstählen bis hin zu Straßenkriminalität sei hier "querbeet" alles dabei.

"Das Niveau der Straftaten insgesamt ist niedrig", erklärte Huber. Für den interkommunalen Vergleich wird die Häufigkeitszahl mit einem Koeffizienten pro 100 000 Einwohner ausgedrückt. Die 14 Kommunen, die in den Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Haslach fallen, liegen alle unter der entsprechenden Zahl für Baden-Württemberg (5599). Hausach (5552) und Haslach (4975) nähern sich dieser zwar an, "das sind aber keine kritischen Zahlen. Insgesamt sind wir in einem verträglichen Bereich", resümierte Huber.

Drogendelikte betreffen in der Regel Cannabis, das Revier stellte 2016 insgesamt 3,8 Kilogramm Marihuana und 183 Cannabispflanzen sicher. 83 Rauschgiftdelikte sind 2016 verzeichnet worden, die Zahl ging im Vergleich zu 2015 zurück (111). Huber schränkte jedoch ein, dass Rauschgiftkriminalität ein klassisches "Holdelikt" sei: Sobald die Polizei aktiv werde, generiere sie neue Zahlen. Dass weniger Delikte angezeigt wurden, sei insofern auch durch Personalengpässe zu begründen, nicht zwingend mit einem veränderten Verhalten der Bürger.

Flüchtlinge

"Flüchtlinge wirken sich bei uns im öffentlichen Leben mit Straftaten nicht aus", stellte Huber klar. Das liege mit darin begründet, dass im Kinzigtal überwiegend Familien untergebracht seien und nicht unbedingt männliche Alleinreisende. Insgesamt fielen eher geringfügige Straftaten auf die Flüchtlinge im Einzugsbereich des Präsidiums. Gerade den Straftatbestand der illegalen Einreise oder des illegalen Aufenthalts erfüllten sie "fast automatisch". "Die Gesamtsituation ist erträglich", sagte der Revierleiter. "Wir haben auch 30 Ladendiebstähle weniger als 2015 zu verzeichnen, das darf man nicht vergessen." Dass es so laufe, sei auch dem "hervorragenden bürgerschaftlichen Engagement" zu verdanken.

Gewalt gegen Beamte

Eine "ungute" Situation verzeichnet das Revier allerdings hinsichtlich der zunehmenden Gewalt gegen Polizeibeamte. Diese ist "überproportional" gestiegen: Von sechs Fällen 2015 auf elf im vergangenen Jahr. Mit der Zunahme um 83,3 Prozent ist das Revier Haslach Spitzenreiter im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg. "Es ist rauer geworden", sagte Huber. Die Situation müsse beobachtet werden. Glücklicherweise habe es bisher keine schweren Verletzungen gegeben, "aber insgesamt gefällt mir das nicht."

Personal

Zum Schluss blickte Huber auf eine weitere eher unerfreuliche Entwicklung: "Ich rechne mit weiteren Personaleinbußen". Derzeit arbeiten im Revier rund 50 Beamte. Viele gehen jedoch in den kommenden Monaten in Ruhestand, Nachwuchs kommt nicht so schnell nach wie erhofft. "Die Ausbildungsstätten sind zwar voll, aber die brauchen auch noch Zeit."