Arrangeur Lutz Krajenski an seinem eigentlichen Arbeitsplatz: dem Keyboard Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Arrangeur Lutz Krajenski und Dirigent Peter Stöhr unterhalten durch launige Moderation

Mit einer Jazz-Matinee der Extraklasse hat die Bigband Surprise am Sonntag im Haslacher Haus der Musik aufgewartet. Dirigent Peter Stöhr "durfte" seine Bigband aber zwei Tage nur aus der letzten Reihe betrachten.

Haslach. Denn Arrangeur Lutz Krajenski hatte für ein Workshop-Wochenende und die Matinee die Leitung übernommen. Stöhr und Krajenski kabbelten sich in ihren wechselseitigen Moderationen aufs Heftigste und transportieren dabei eine Extraportion Liebe für ihre gemeinsame Schwäche Bigband.

Krajenski habe sich gesträubt, die Einladung nach Haslach anzunehmen und es habe einer wahren Lawine an E-Mails bedurft, damit er endlich zugesagt habe, so Stöhr. Krajenski konterte, dass Stöhr ihn "erpresst" habe mit der Aussicht auf eine Kinzigtäler Bigband von großem musikalischen Format und aus disziplinarischen Gründen habe er Stöhr auf die Zuhörerbank setzen müssen. Dort habe dieser derartig Hände und Füße nicht stillhalten können, dass er ihn notgedrungen mit einem Querflötensolo (brillant gespieltes Thema zur Konzerteröffnung mit Gershwins "Summertime", abgelöst vom ebenso gut aufgelegten Ralph Keil am Altsaxofon) habe ruhig stellen müssen. Als dies nicht mehr ausreichte, stellte Krajenski die Dosierung um auf das eheliche Querflötenduett Luzia und Peter Stöhr. "Wie die sich angeflötet haben, ersetzt jede Paartherapie", meinte Krajenski.

Im Programm löste eine Preziose die andere ab. Der Spaß an den neuen Arrangements färbte auch auf die Sänger Maik Schwendemann und Melanie Schäfer ab. Schwendemann gab der West-Side-Story-Melodie "Tonight" im Krajenski-Arrangement eine komplett neue Note, Justus Braach (Gitarre) und Maximilian Stöhr (Klavier) steuerten ausdrucksstarke Soli bei. "Ich hab‘ mich so an Dich gewöhnt" bescherte dem Publikum das besagte Querflöten-Duett aus dem Hause Stöhr. Mit Manfred Läufer bekam ein weiterer Saxofonist Platz für ein tolles Solo. "How come you don’t call me" sponn Sängerin Melanie Schäfer das Thema Liebe und Leidenschaft weiter, zu "It’s only a Papermoon" steuerte die Bigband Solo-Läufe über alle Register dazu. Man kann erahnen, wie fruchtbar der Workshop-Tag mit Krajenski für die Bigband verlaufen war. Mit dem Motown-Kracher "Signed, sealed, delivered" ging es in die Pause. Krajenski beklagte zunehmenden Muskelkater vom Dirigieren, seine eigene Bigband dirigiere er vom Keyboard aus, jetzt fühle er sich wie nach tausend Metern Brustschwimmen.

Folgerichtig nahm Krajenski nach der Pause zum "Take the A-Train" am Keyboard Platz, überließ es aber wenig später wieder dem glänzend aufgelegten Maximilian Stöhr. Eine etwas surreale Moderation zu einem Youtube-Film über die Trabi-Produktion im Werk Zwickau leitete über zur Zeitreise in die 70er und dem Soundtrack zur britischen Agentenserie "CI 5 – Die Profis". Das wuchtige Posaunen-Intro, ein nicht enden wollendes Schlagzeug-Solo und Stöhrs auf den 70er-Sound eingestelltes Keyboard schufen das perfekte Klangerlebnis.

Mit Andrea Krumm und Thilo Haas kamen auch die beiden übrigen Saxofone ihre Soli-Stellen und belegten eindrucksvoll, wie dicht die Bigband in der musikalischen Spitze besetzt ist.

Mit der Zugabe "Ain’t no Mountain high enough" endete ein denkwürdiges Konzert. An dieses werden sich Bigband und Publikum sicher noch lange erinnern.