Anfang Januar trat die Kinzig zum wiederholten Mal über ihre Ufer. Laut IG B 33 war es diesmal aber dramatischer als zuvor. Foto: Kleinberger Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: IG B  33 bewertet Daten zu Pegelständen der Kinzig Anfang Januar / RP: "Kleineres Ereignis"

"Aktueller denn je" sei ihr Argument "Keine neue B33 im Überschwemmungsgebiet" meint die IG B 33/B 294 nach den jüngsten Hochwasserereignissen, die sie als bedenklich einstuft. Anders sieht dies das Regierungspräsidium.

Mittleres Kinzigtal. Nur mit "einer kleinen Portion Glück" sei das Hochwasser im Kinzigtal Anfang Januar glimpflich ausgegangen, schreibt IG-Sprecher Wolfgang Schmid in einer E-Mail. Er hat den Pegel Hausach mit Standort unterhalb der Radbrücke Hausach/ Fischerbach in Höhe des Gasthauses Hechtsberg auf der Internetseite der Hochwasservorhersagezentrale des Landes abgerufen und ausgewertet.

3,20 Meter überschritten

In der Nacht vom 4. auf den 5. Januar wurde das HQ 2 (2,84 Meter) demnach mit einem Stand von 3,20 Metern deutlich überschritten. Das war der Höchststand des Hochwasser Anfang Januar. Ähnlich stand das Wasser nur im Dezember 2001 (3,23 Meter). Höher lag der Pegel nur im Januar 2004 mit 3,39 Metern und im Dezember 1991, an dem das Hochwasser auf 3,64 Meter stieg. Damals überschritt der Pegel den für ein HQ 10.

Die Schlussfolgerung der BI: "›Keine neue B 33 im Überschwemmungsgebiet‹ ist aktueller denn je, ebenso die dringend anstehenden Deichsanierungsarbeiten an den Kinzigdämmen im Bereich Haslach", betont die Initiative, denn: "Das nächste Hochwasser kommt bestimmt – je früher desto besser, damit einige Politiker und Entscheider noch rechtzeitig aufwachen."

"Kleineres Hochwasser"

Ganz so dramatisch sieht es das Regierungspräsidium (RP) Freiburg nicht, das für den Hochwasserschutz im Kinzigtal zuständig ist. "Das Hochwasserereignis Anfang Januar 2018 war im Kinzigeinzugsgebiet ein kleineres Winterhochwasser, wie es statistisch etwa alle vier Jahre zu erwarten ist", schreibt Markus Adler als RP-Pressesprecher auf Anfrage des Schwabo. "Im Vergleich dazu war das obere Donaugebiet viel stärkeren Niederschlägen ausgesetzt, was sich in einem deutlich größeren Hochwasser niederschlug, wie es dort statistisch etwa alle 35 bis 40 Jahre auftritt."

Das Fazit des RP: Das Hochwasser an der Kinzig ist als jahreszeitlich üblich, jedoch nicht von besonderer Größe einzuordnen." Die Überschwemmungen im Kinzigtal hätten aus diesem Grund auch erwartungsgemäß entweder in bekannten, tief liegenden Bereichen stattgefunden oder die Überflutungsflächen waren Teil des Hochwasserbetts der Kinzig wie bei der alten Brücke Haslach-Schnellingen. Diese Bereiche seien in der Hochwassergefahrenkarte als Überschwemmungsgebiete ausgewiesen und dienten genau diesem Zweck, dem Rückhalt von Hochwasser. Grundlage der Ausweisung dieser Gebiete war ein statistisch wesentlich seltener auftretendes, sehr großes Hochwasser: das hundertjährliche Hochwasser (HQ 100).

Ortsumfahrung

Dennoch sieht das RP durchaus Handlungsbedarf für die Zukunft, zumindest in Bezug auf ein HQ 100: "In Haslach sollen die bestehenden Hochwasserschutzeinrichtungen unter Berücksichtigung der Ortsumfahrung verbessert werden, so dass zukünftig der Schutz vor einem HQ 100 sichergestellt ist." Seitens der Hochwasserschutzplanung werde dabei stets die Wirkung der Ortsumfahrung und eventuell zu ergreifender Gegenmaßnahmen betrachtet. Bei der Simulation der später angestrebten Zustände Ortsumfahrung und Verbesserung des Hochwasserschutzes zeige sich, dass beide Maßnahmen nicht nur miteinander vereinbar sind, sondern sich die Hochwassergefahrenlage nach Realisierung der Gesamtprojekts B 33 Ortsumgehung und Hochwasserschutz sogar beträchtlich verbessern werde, wie Adler abschließend schreibt.

Pumpen auf Vollleistung

Dass das Hochwasser Anfang des Monats nicht nur "ein bisschen mehr Wasser", aber auch keine unbewältigbare Herausforderung darstellte, dieser Meinung ist auch Andre Niederberger vom Verbandsklärwerk in Hausach. Dieses ist von Hochwassern immer besonders betroffen. "Wir haben keine Probleme gehabt. Die Pumpen liefen zwar auf Vollleistung, haben die Wassermassen aber gut bewältigt", so Niederberger. Auch die aktuell gerade wieder gestiegenen Pegelstände schaffe das Werk mühelos.

In Hornberg gab es diesmal keine Probleme mit dem Hochwasser. "Wir haben Glück gehabt", zieht Hauptamtsleiter Oswald Flaig Bilanz. Die Feuerwehr musste demnach nicht ausrücken. Die Wassermengen aus dem Bereich Schlossstraße/Sägegrün werden demnach nicht mehr in den alten Gewerbekanal, sondern direkt in die Gutach geleitet. Um die entsprechenden Sperren zu bedienen, haben sowohl der Bauhof als auch die Feuerwehr einen Schlüssel. Zudem soll laut Flaig für den Ernstfall noch ein Alarmierungsplan erstellt werden. Kurz und bündig zieht auch die Gemeinde Gutach ihr Fazit: "Wir hatten keine Probleme, die Feuerwehr blieb daheim, alles war gut ausgegangen", sagt Bürgermeister Siegfried Eckert auf Anfrage des SchwaBo.

Sandsäcke und Verschlüsse

Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert lässt Revue passieren: "Durch den schnell ansteigenden Wasserstandpegel an Wolf und Kinzig waren Feuerwehr und städtischer Bauhof während der Abendstunden und bis in die Nacht hinein damit beschäftigt, Abschottungen mithilfe von Sandsäcken einzurichten. An besonders neuralgischen Punkten wurden die ganzjährig vorgehaltenen Dammbalkenverschlüsse montiert." Beim Pegelstand von 2,80 Metern war Voralarm ausgelöst worden. Gegen 1 Uhr erreichte dieser 3,16 Meter und fiel danach langsam wieder ab.