Anette Wohlfarth stellte die Ergebnisse aus dem Projekt "Herdenschutz in der Praxis" vor. Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Infoveranstaltung im "Grünen Baum" sehr gut besucht / Wer haftet bei Übergriffen?

Hardt (czh). Möglichkeiten für den Herdenschutz von Weidetieren beim Auftreten von Wölfen stellten Anette Wohlfarth vom Landesschafzuchtverband und Schäfer Theo Lehmann in Theorie und Praxis vor. Auf Einladung des Landschaftsentwicklungsverbands Mittlerer Schwarzwald und des Landschaftserhaltungsverbands Schwarzwald-Baar stellte zunächst Anette Wohlfahrt die Ergebnisse eines Pilotprojekts zum Herdenschutz im Gasthaus Grüner Baum in Hardt vor. Danach zeigte Theo Lehmann verschiedene Zäune auf Weiden im Kirnbach. Der große Andrang bei der ersten Informationsveranstaltung im "Grüner Baum" in Hardt zeigte, dass vielen Tierhaltern der Schutz ihrer Schafe, Ziegen und Rinder sehr wichtig ist, dass darüber in Baden-Württemberg aber nur wenige Erfahrungen vorliegen.

Das zwischen August 2015 und September 2017 laufende Projekt habe zwar erste wichtige Erkenntnisse gebracht, aber auch deutlich gemacht, dass weitere Versuche notwendig seien, stellte Anette Wohlfarth klar. In drei Schafe oder Ziegen haltenden Betrieben wurden Elektrozäune eingesetzt und in drei anderen versucht, Herdenschutzhunde zu integrieren. Das gelang mit Hunden der Rasse Maremmano schon nach zwei Wochen in der Kitzherde von Milchziegenhalter Holger Albrecht in St. Blasien. Auch Lämmer im Stall gewöhnten sich an die Hunde und mit ihnen im Schlepptau legten auch ältere Schafe auf der Weide ihre anfängliche Angst ab.

Dennoch gehen Schafhalter davon aus, dass eine vollständige Gewöhnung in einer Schafherde etwa fünf Jahre dauert. Als noch schwieriger erweist sich die Einhaltung von Vorgaben nach der Tierschutz-Hundeverordnung. Jeder Hund auf einer Weide brauche eine Schutzhütte und ein Liegeplatz mit wärmeisoliertem Boden. Außerdem müssten im dicht besiedelten Baden-Württemberg die Nachbarn von Weiden die Hunde in den Koppeln akzeptieren.

Ungeklärt sei bisher die Frage der Haftung, wenn Schafe bei einem Übergriff von Wölfen aus ihrer Koppel ausbrechen und Unfälle auf Straßen verursachen. Weil Versicherungen solche Risiken nicht absichern wollen, müsse eine Versicherung des Landes auftretende Schäden regulieren (über die Zäune berichten wir noch).