Frisch Auf Göppingen hat einen neuen Trainer. Foto: dpa

Handball: Trainer von Frisch Auf Göppingen ist erst seit kurzer Zeit im Amt, dafür kennt er Altensteiger Turnier bestens. 

Hartmut Mayerhoffer ist im Dauerstress. Vor einem Monat wurde er als neuer Trainer des Bundesligisten Frisch Auf Göppingen vorgestellt. "Dadurch, dass alles so kurzfristig abgelaufen ist, gibt es jetzt in kürzester Zeit unheimlich viel zutun." Er rast von Termin zu Termin: Offizielles Fotoshooting, Teampräsentation und natürlich am wichtigsten: Testspiele und Trainingseinheiten. Immerhin hat die Saisonvorbereitung bereits begonnen. Zwischendurch nimmt sich der 48-Jährige die Zeit, um unserer Zeitung im Vorfeld des Sparkassen-Cups (27. bis 29. Juli) in Altensteig ein Interview zu geben.

Herr Mayerhoffer, ich nehme einmal an, dass Sie in die Kader- und Vorbereitungsplanung von Frisch Auf nicht wirklich eingebunden waren.

Nein, natürlich nicht. Dadurch, dass mein Engagement hier sehr kurzfristig zustande kam, waren die Rahmenbedingungen bereits vorhanden. Die Mannschaft stand bereits fest genauso wie der Vorbereitungsplan.

Das sind für einen Neustart keine optimalen Bedingungen, oder?

Das stellt für mich überhaupt kein Problem dar. Ich kannte die Mannschaft bereits und bin absolut zufrieden. Wenn ich nach den Gesprächen mit der Vereinsführung nicht von diesem Konzept überzeugt gewesen wäre, hätte ich das Angebot nicht angenommen.

Sie gelten als Trainer, der großen Wert auf Teamgeist legt. Haben Sie eine intakte Mannschaft in Göppingen vorgefunden?

Bisher ist mein Eindruck sehr, sehr positiv. In der Mannschaft herrschen ein gutes Miteinander und eine gute Arbeitseinstellung. Wir haben vier Neuzugänge, die passen wirklich sehr gut in dieses Teamgefüge hinein. Nur mit einer guten Gemeinschaft kann man die bestmögliche Leistung erzielen. Deshalb lege ich sehr großen Wert auf Teamfähigkeit. Das macht vieles einfacher.

Sie hatten bereits im November angekündigt, dass Sie die SG Bietigheim verlassen werden. Dann wurden Sie am Ende der Saison Meister und zum besten Zweitliga-Trainer des Jahres ausgezeichnet. Bereuen Sie nach so einer Saison rückblickend den Ausstieg?

Es war 100-prozentig die richtige Entscheidung. Ich hatte in Bietigheim fünf sehr, sehr schöne Jahre. Aber alles hat seine Zeit und jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen, eine neue Aufgabe anzugehen. Es war aber ein gewisses Risiko, so früh in der Saison bekannt zu geben, dass sich die Wege trennen. Das kann auch in die Hose gehen. Da muss ich aber der Mannschaft ein Kompliment machen. Die hat bis zum Schluss professionell weitergearbeitet.

Nun bestreiten Sie Ihre zweite Saison als Bundesliga-Coach stattdessen mit Göppingen. Vor fünf Jahren sind Sie mit Bietigheim nach einer Spielzeit wieder abgestiegen. Damals hieß es, die Mannschaft, der ganze Verein sei nicht bereit gewesen für die Bundesliga. Sind Sie es jetzt?

Natürlich, keine Frage! Das kann man auch nicht miteinander vergleichen. In Bietigheim herrschten – und herrschen – ganz andere Voraussetzungen als in Göppingen. Der Aufstieg kam damals zu früh. Da waren wir unserem Zeitplan weit voraus. Jetzt arbeite ich bei einem der Traditionsvereine dieser Liga. Das ist natürlich auch eine große Herausforderung, doch ich glaube, dass wir, alle gemeinsam, diese gut meistern können.

Göppingen wurde in der Bundesliga zuletzt zweimal Zehnter. Das ist nicht der Anspruch des Vereins. Verspüren Sie schon einen gewissen Druck?

Druck macht man sich als Sportler meistens selbst. Wir wollen besser sein als dieser zehnte Platz. Aber in erster Linie geht es jetzt darum, zu arbeiten und die Mannschaft weiterzuentwickeln und nicht darum, über Ergebnisse oder Platzierungen nachzudenken.

Sie haben sicher eine umfassende Analyse durchgeführt, was in dieser Zeit alles schiefgelaufen ist. Was wollen Sie verbessern?

Das größte Problem in der vergangenen Saison war sicherlich, dass die Mannschaft sehr von Verletzungen geplagt war. Das gehört zum Handball dazu. Damit wir in dieser Saison wenig Ausfälle haben, versuchen mein Athletiktrainer und ich in der Vorbereitung die physische Basis zu schaffen und damit die Belastungsverträglichkeit nach oben zu schieben. Außerdem gilt es, der Mannschaft meine Spielidee beizubringen und zu schauen, wie wir die Stärken der Spieler in diese Idee einbringen können. Der erste Trainingsblock ist zunächst einmal aber von Athletiktraining, Ausdauer- und Krafteinheiten geprägt.

Sie stehen für Tempohandball. Passt dieses Konzept auch zur neuen Mannschaft?

Ich glaube, dass wir für diese Spielweise genau die richtigen Typen haben. Wir haben zwar bisher wirklich nur sehr wenig mit dem Ball gemacht, dennoch habe ich das Gefühl, dass es sehr gut passt.

Also dürfen sich die Zuschauer beim Sparkassen-Cup auf Tempohandball mit vielen Toren freuen?

(lacht). Es dauert natürlich seine Zeit, bis die Mannschaft dieses System verinnerlicht hat und sich die Abläufe automatisiert haben. Das Turnier in Altensteig findet aber noch zu Beginn der Vorbereitung statt – und wie bereits gesagt, liegt da der Fokus auf dem athletischen Bereich. Deshalb wird es bei diesem Turnier noch nicht darum gehen, schöne Spielzüge umzusetzen. Aber wir wollen schon auf das Tempo drücken.

Sie haben das Verletzungspech angesprochen. Beim S-Cup bestreitet das Team drei Partien in drei Tagen. Ist das ein Risiko?

Das ist in der Vorbereitung nun einmal so. Man spielt solche Turniere auch durchaus bewusst, um an die Grenzen zu gehen. Dadurch, dass man Freitag, Samstag und Sonntag jeweils ein Spiel hat, ist das Risiko überschaubar. Ich habe beim Turnier in Altensteig bisher immer sehr positive Erfahrungen gemacht. Und für die Spieler ist es vermutlich eine willkommene Abwechslung zum Athletiktraining.

Weshalb schätzen Sie dieses Turnier so sehr?

Bei diesem Turnier stimmt einfach alles. Die Organisation von Reinhard Krebs ist super. Man hat gute Gegner, mit denen man sich messen kann, unabhängig vom Ergebnis. Ich glaube, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine Mannschaft ihr Top-Level erreicht hat. Dazu herrscht eine gute Atmosphäre und es ist eine schöne Umgebung.

Im ersten Spiel treffen Sie auf den Drittligisten Pfullingen. Hätten Sie sich lieber einen Erst- oder Zweitligisten gewünscht?

Nein. Ich glaube, das ist gut, um ins Turnier reinzukommen. Wir werden am Vormittag noch eine Einheit absolvieren. Deshalb passt diese Konstellation sogar ganz gut.  

Die Fragen stellte Kevin Schuon

Große Namen kommen nach Altensteig

Frisch Auf Göppingen

Besonders freut sich Turnierchef Reinhard Krebs, dass er mit Frisch Auf Göppingen mal wieder einen echten württembergischen Traditionsclub zum S-Cup nach Altensteig locken konnte. Einen Wechsel gab es beim elfmaligen Meister kürzlich auf der Trainerbank: Hartmut Mayerhoffer hat den Chefposten übernommen und einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Die dritte Trainerverpflichtung in nur neun Monaten war notwendig geworden, nachdem Rolf Brack aus seinem Vertrag entlassen worden war. Mayerhoffer kommt vom Zweitligisten SG Bietigheim, den er zum zweiten Mal in fünf Jahren zum Aufstieg in die 1. Bundesliga geführt hat. Er sieht in Göppingen einen Club mit viel Potenzial – und das will er herauskitzeln. Dass er es kann, hat er auch mit dem Olympiasieg als dänischer Nationaltrainer bewiesen. FA-Manager Gerd Hofele ist deshalb auch sicher: "Mit Meyerhoffer haben wir in jeder Beziehung einen Fachmann als Kapitän an Bord geholt". Der 48 Jahre alte Mayerhoffer wurde jüngst zum Trainer der Saison in der 2. Bundesliga gewählt, nachdem er die SG BBM Bietigheim als Tabellenzweiter zurück in die höchste Spielklasse geführt hatte. Zuletzt war der Erstligist 2012 beim S-Cup am Start und holte sich damals den Titel. Das Saisonziel der Göppinger steht zwar noch nicht fest, aber klar ist, dass der mit zwölf Nationalspielern gespickte Kader auch in Altensteiger wieder eine gute Rolle spielen will. Kein Wunder, dass der Traditionsclub für den Turnier-Organisator zu den heißen Favoriten zählt.

 HSG Wetzlar

Zu den heißen Favoriten zählt ebenso die HSG Wetzlar, die seit 20 Jahren ununterbrochen in der ersten Bundesliga spielt und ihr Debüt beim S-Cup geben wird. "Die gehören zu den stärksten Teams der ersten Liga und spielen immer um einstellige Tabellenplätze mit", weiß Reinhard Krebs. Gespannt darf man sein, wie die Wetzlarer die personellen Rochaden kompensieren. Acht Abgängen stehen sechs Neuzugänge gegenüber – und erklärtes Saisonziel ist es, den Klassenerhalt frühzeitig klar zu machen.

 HC Erlangen

Sehr gut in der Bundesliga hat sich der HC Erlangen etabliert, der auch den Top-Teams immer wieder erfolgreich Paroli bietet. Vor allem mit der Verpflichtung des 49-fahcen norwegischen Nationalspielers Petter Overby glückte dem HC Erlangen ein echter Coup. Der zwei Meter große und 110 Kilogramm schwere Abwehrspezialist wechselte vom 14-fachen dänischen Meister Kolding Kopenhagen nach Mittelfranken.

 TVB Stuttgart

Vierter im Bunde der Erstligisten beim S-Cup ist der TVB Stuttgart, der bereits zu den Stammgästen des Turniers zählt. Im letzten Jahr hatte das Team um die beiden Weltmeister von 2007 Johannes Bitter und Michael "Mimi" Kraus im Finale gegen MT Melsungen den Kürzeren gezogen. Für Reinhard Krebs gehören die Stuttgarter um Trainer Jürgen Schweikardt schon deshalb erneut zu den absoluten Turnierfavoriten. Dabei hat der TVB Stuttgart in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben: 2004 noch als TV Bittenfeld in die Oberliga Baden-Württemberg-Liga aufgestiegen folgte schließlich der Durchmarsch bis in die 1. Bundesliga 2015. Dort will man auch in der vierten Spielzeit wieder die Klasse halten.