Romas "Kiwi" Kirveliavicius nimmt das Tor ins Visier. Foto: Eibner

Handball: Neuzugang hat nicht lang über Wechsel nach Balingen nachgedacht. Spieler fühlt sich bestens aufgehoben.

Seit Jahren setzt der HBW Balingen-Weilstetten auf die Dienste österreichischer Nationalspieler – nun soll Romas Kirveliavicius dem Handball-Zweitligisten in der Offensive zu mehr Durchschlagskraft, in der Deckung zu mehr Stabilität verhelfen.

Geht es um Ballsportarten, wird Litauen prompt mit Basketball in Verbindung gebracht – die Korbjagd ist dort die Nummer eins. Mit seinen 2,00 Metern hätte Romas Kirveliavicius die ideale Größe für den Volkssport seines Heimatlandes gehabt. Doch er wählte einen anderen Weg.

"Ich bin sportverrückt. Mir macht alles Spaß, was mit einem Ball zu tun hat. Natürlich habe ich mit meinen Freunden Basketball gespielt. Als ich sieben Jahre alt war, wurde ich in der Schule dann gefragt, ob ich zum Handball-Training kommen möchte. Es hat großen Spaß gemacht. Es war etwas anderes – mit viel Körperkontakt und anderen Laufwegen. Ich dachte mir, Basketball kannst du immer noch irgendwann spielen." Zwar lief er im Gymnasium für seine Basketball-Schulmannschaft auf, doch das Dribbeln mit dem roten Lederball blieb ein Hobby. Zumal sich beim Handball für ihn die Erfolge einstellten.

Als Spieler des Jahres 2007/08 ausgezeichnet

In seiner Debüt-Saison beim Erstligisten HC Vilnius wurde er als Spieler des Jahres 2007/08 ausgezeichnet, und schon meldeten sich der österreichische Erstligist Fivers Margareten. "Das war für mich wie eine andere Welt, die Bedingungen waren viel professioneller als in Litauen." Kirvaliavicius überzeugte in der Vorbereitung, die Wiener wollten ihn verpflichten. "Ich habe meine Eltern angerufen und gesagt, dass ich noch mal kurz vorbei komme, um meine Sachen zu packen", sagt der Rechtshänder. Und fortan hielt er für die Fivers die Knochen hin. Dort bekam der 30-Jährige sogleich einen neuen Spitznamen verpasst.

"Den Österreichern war es zu anstrengend, meinen Nachnamen auszusprechen. Deshalb haben sie mich ›Kiwi‹ gerufen", sagt Kirveliavicius und lacht. In Litauen wurde er von seinen Freunden noch "Kirvis", die Axt, genannt – ein Name der seine Abwehr- und Shooter-Qualitäten im linken Rückraum doch treffender beschreibt, als eine pelzige Frucht oder ein flugunfähiger Vogel aus Australien. Doch inzwischen wurde "Kiwi" für ihn ein Markenname. Als reinen Shooter sieht sich Kirveliavicius nicht. "Ich kann schon aus neun Metern werfen, habe aber auch im 1:1 viel gelernt und kann auch mal einen Ball durchstecken.

SG BBM Bietigheim erste Station in Deutschland

Bis Oktober 2014 blieb er den Fivers treu, 2014 nahm er zusätzlich die österreichische Staatsbürgerschaft an, um die Alpenrepublik auf internationalem Parkett zu vertreten. "Mit Litauen wäre es mir nie gelungen, die Qualifikation für ein großes Turnier zu schaffen. Ich habe mir aber erst das Okay von meinen Eltern geholt." In Wien lernte Kirveliavicius auch seine Ehefrau Lisa kennen. Seit sechs Monaten sind die beiden Eltern der kleinen Lelija – "Seither ist sie mein schönstes Hobby."

Seine erste Station in Deutschland war die SG BBM Bietigheim, ein halbes Jahr später schloss er sich dem HSC 2000 Coburg für zwei Spielzeiten an. Nun also der Wechsel nach Balingen.

"Ich fand es cool, dass Jens Bürkle bei mir angerufen hat. Balingen ist für mich ein großer Namen. Deshalb musste ich gar nicht lange überlegen, um zuzusagen. Ich habe mit Bietigheim und Coburg in der 1. Liga gespielt, dort möchte ich jetzt mit dem HBW wieder hin", sagt Kirveliavicius, der sich bei seinem neuen Klub bestens aufgehoben fühlt. "Die Vorbereitung ist zwar sehr hart, aber wir haben auch unseren Spaß."