Die Nerven beim HBW-Spiel lagen in der Schlussphase blank. Foto: Bartler-Team

Bundesliga: Abstiegsgipfel vor 2350 Zuschauern endet Remis. Siebenmeter-Aufreger im Video.

Was für ein Drama. Die dicke Feier war beim Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten schon in vollem Gange – doch die Referees spielten Schicksal. Statt eines 27:26-Erfolgs über Lemgo stand am Ende ein 27:27 auf der Anzeigetafel.

Was war passiert? Lars Friedrich hatte den HBW in der ausverkauften Balinger Sparkassen-Arena zehn Sekunden vor Schluss mit 27:26 in Führung geworfen. Lemgos Coach Florian Kehrman nahm eine Auszeit. Der TBV griff mit voller Wucht an. Drei Sekunden vor Schluss rasselten HBW-Kapitän Martin Strobel und Dominik Ebener zusammen. Die Schiedsrichter Matthias Brauer und Kay Holm, die sich im Laufe der Partie bei beiden Teams nicht beliebt machten, entschieden auf Rote Karte gegen Strobel und Siebenmeter für Lemgo.

Tim Hornke trat an, wollte werfen, aber die Hallenuhr lief nicht. Zweiter Versuch: Hornke wirft, HBW-Keeper Tomáš Mrkva pariert. Der Jubel in der Arena kannte keine Grenzen – bis Brauer und Holm signalisierten, dass der Strafwurf wiederholt werden musste. Ihre Wahrnehmung: Hornke hatte innerhalb der verbleibenden Sekunden Spielzeit geworfen, Mrkva aber erst mit oder nach der Sirene gehalten. Regelkonform durfte Hornke noch mal ran, und er traf zum 27:27-Ausgleich. Nun feierte Lemgo das Remis, die Gastgeber fühlten sich um den Sieg betrogen.

HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel kündigte einen Protest gegen die Wertung an: "Wir werden uns beraten." Sollte sich der HBW dazu entscheiden, dürft er jedoch kaum Aussicht auf Erfolg haben, weil es sich um einen Tatsachenentscheidung der Referees handelte.

Zuvor hatten die Zuschauer Abstiegskampf pur erlebt, bei dem Lemgo zur Pause mit 14:12 führte, das Team von HBW-Coach Rúnar Sigtryggsson sich aber ins Spiel zurückbiss und auch einen 23:25-Rückstand (52.) wettmachte.

HBW Balingen-Weilstetten: Mrkva, Johannesson; Hens (1), Foth, Wagner, Flohr, Hausmann (3), Friedrich (8/4), Nothdurft, Kirsch (1), Strobel (4), Kunkel (8/2), Stegefelt (1), Ilitsch (1). TBV Lemgo: Maier, Wyszomirski; Mansson, Kogut, Ramba, Ebner (4), Theuerkauf (1), Hornke (8/5), Suton (4), Bartok (5), Valiullin (1), Klimek, Zieker (4), Lemke.

Reichlich Gesprächsbedarf sahen Spieler und Verantwortliche des HBW Balingen-Weilstetten nach dem 27:27 gegen den TBV Lemgo. Sie wähnten sich um einen Punkt betrogen.

Die Entscheidung der beiden Schiedsrichter Kay Holm und Matthias Brauer, Tim Hornkes Siebenmeter wiederholen zu lassen, sorgte für ordentlichen Diskussionsstoff nach dem Kellerduell in der Handball-Bundesliga. Denn nachdem Hornke zunächst an HBW-Torhüter Tomáš Mrkva gescheitert war, durfte er noch einmal ran und versenkte den ball zum 27:27-Endstand.

Prompt ließ HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel im Spielbericht vermerken, einen Einspruch gegen die Spielwertung einzulegen – nur wenn dies binnen 15 Minuten nach dem Abpfiff geschieht, kann überhaupt offiziell Protest eingelegt werden. In der Halle belagerten HBW-Spieler das Kampfgericht um Jürgen Rieber, um Aufklärung zu erhalten. Trainer Rúnar Sigtryggsson hatte nach dem Siebenmeter-Drama keine Lust auf eine eingehende Spielanalyse. "Man hat uns einen Punkt weggenommen. Ich weiß nicht, was bei den Offiziellen vorgeht, die dieses Spiel leiten. Er hatte drei Chancen. das erste mal lief die Uhr nicht, beim zweiten Mal verwirft er den Siebenmeter und dann darf er ein drittes Mal ran. Das schön zu reden wäre lächerlich."

"Ich frage mich, ob die beiden Schiedsrichter den Siebenmeter auch dann hätten wiederholen lassen, wenn er im Tor gelandet oder ich Torhüter beim THW Kiel wäre", sagte HBW-Keeper Mrkva nach den dramatischen Schluss-Sekunden. Zunächst für seine Parade gegen Hornke als Matchwinner gefeiert, musste er den Ball bei der zweiten Ausführung des Lemgoers dann doch passieren lassen – 27:27 stand am Ende auf der Anzeigetafel.

Was Mrkva besonders sauer aufstieß, war, dass die SchiedsrichterHornke und ihn nicht darauf hinwiesen, dass sie die drei verbleibenden Sekunden herunterlaufen lassen und nach der Sirene zum Showdown antreten sollten. "Dann hätten wir das wie Männer geregelt. Ich finde, dass wir verarscht worden sind", so Mrkva weiter.

Kreisläufer Tobias Wagner rang um moderate Worte:"Ich habe mir die Regel auferlegt, dass ich nach einem Spiel nie Worte über die Schiedsrichter verliere. Die muss ich brechen. Ihre Leistung war für beide Seitren nicht gut, mit dem offensichtlich schlechteren Ende für uns. Uns wurde durch äußere Einflüsse die Chance genommen, das Spiel zu gewinnen."

Regel 2.4 der Internationalen Handballregeln "(...) Ertönt das Schluss-Signal, wenn ein Frei- oder Siebenmeter Wurf noch auszuführen ist oder der Ball sich nach einem solchen Wurf noch in der Luft befindet, ist dieser Wurf (...) zu wiederholen. In beiden Fällen beenden die Schiedsrichter das Spiel erst, wenn der Freiwurf oder Siebenmeterwurf ausgeführt oder wiederholt wurde und das Ergebnis dieses Wurfes feststeht."