Die unschöne Schotterpiste auf dem beliebten Wanderweg soll nach und nach wieder verschwinden. Foto: Rousek

Oberschwandorfer Ortsvorsteher ärgert sich, dass niemand über Arbeiten informiert wurde.

Ein nahezu unberührter Wiesenweg schlängelt sich seit Jahrzehnten rund 50 Meter oberhalb der jetzigen Baugebiete Gaisberg III und IV durch Wiesen, Felder und den Wald. Für Naturliebhaber ein Paradies. Bisher. Nun gleicht er eher einer Schotterpiste.

"Es war seit Jahrzehnten der schönste und trockenste Wanderweg", erzählt Michael Krammer, ehemaliger Ortsvorsteher von Oberschwandorf. Dass der Weg vor wenigen Tagen geschottert und mit Feinbelag überzogen wurde, kann Krammer nicht verstehen. Und auch viele andere nicht, sagt er. Es sei ein naturschutzrechtliches Problem, diesen Weg zu schottern, ist er sich sicher. Denn rund um den Weg sei ein FFH-Gebiet, also ein Bereich, der nach Fauna-Flora-Habitatrichtlinien (FFH) unter besonderem Schutz steht.

Der Wiesenweg, der von vielen Wanderfreunden liebevoll "Sonnenweg" genannt wird, zieht sich zwischen Häusern und Wald rund zwei Kilometer durch die Landschaft. Auf dem Südhang, wo bis in den Abend hinein die Sonne scheint. "Ein wunderbarer Weg", schwärmt Krammer.

Umso größer sind die Wellen, die die Maßnahme, den Weg zu schottern, in Oberschwandorf schlägt. "Ich bin auch nicht glücklich darüber", gibt Ortsvorsteher Bruno Bessey zu. Vor allem aber sei er überrascht gewesen über diese Maßnahme. "Da sind teilweise Kleinbiotope am Weg", erklärt Bessey. "So etwas sollte man halten." Auch aus der Bevölkerung höre er oft, dass die Bürger diese Maßnahme für "Schwachsinn" halten.

Wohl am meisten echauffiert der Ortsvorsteher sich aber nicht über die Tatsache an sich, sondern über die Vorgehensweise der Stadt Haiterbach. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt", beklagt er. Man habe einfach Tatsachen geschaffen – vorher war dort ein Wiesenweg, jetzt sei er nicht mehr da. Nur noch eine Schotterpiste. "Man muss die Natur mehr respektieren, nicht einfach ›jetzt mach ’mer halt‹", findet Bessey. "Wenn so was mal gemacht ist, kann man das Rad nicht mehr zurückdrehen."

Auf Anfrage nahm Bürgermeister Andreas Hölzlberger Stellung: "Ursprünglich war vorgesehen, nur Schotter in die Fahrspuren des Weges einzubringen." Wie sich im Laufe der Arbeiten herausgestellt habe, sei angesichts des Zustands des lange Zeit nicht instandgesetzten und zwischenzeitlich vergrasten Fahrwegs dieses Einbringen von Schotter in die Fahrspuren mit heutigen Fahrzeugen nicht mehr möglich gewesen. "Daher wurde die Entscheidung getroffen, den Grasweg als solchen neu aufzubauen, damit er wieder lange Zeit seine Funktion erfüllen kann", so Hölzlberger weiter. Hierzu wurde die vorhandene Humus-Schicht abgezogen und mit Schotter neu aufgebaut und abgewalzt.

Der Weg wird wieder wie früher zuwachsen

"Der Weg sieht nun zwar vorübergehend wie ein gewöhnlicher Schotterfeldweg aus, bleibt aber ein Grasweg und wird wieder wie früher mit Gras zuwachsen." Er sei so künftig aber auch wieder gut für den dortigen land- und forstwirtschaftlichen Verkehr befahrbar. Schließlich handele es sich bei diesem Weg am Waldrand nicht nur um einen Spazierweg, sondern auch um einen Haupterschließungsweg für die landwirtschaftliche Nutzung.

"Mir ist bewusst, dass hier die Verwaltung in der Ausführung am Weg, vom Beschluss des Ortschaftsrats abgewichen ist. Angesichts des Alters des Wegs und seines Aufbaus hätte ich dieselbe Entscheidung getroffen, den Weg jetzt einmal ordentlich herzurichten und für Jahre wieder Ruhe zu haben, anstatt sich immer wieder mit Flickwerk mit dem Weg beschäftigen zu müssen", sagt der Bürgermeister. Es handele sich zudem um eine sehr kostengünstige und hochwirksame Sanierungsmaßnahme. Die Baumaßnahme koste 4000 bis 5000 Euro für 1500 Meter Strecke. Außerdem müsse "der Weg nach meiner Auffassung, auch mit nicht durchweg geländegängigen Feuerwehrfahrzeugen befahren werden können, wenn Löscharbeiten im Waldrandbereich oder an den unten liegenden Häusern erforderlich sind", ergänzt Hölzlberger.

Was den Naturschutz betreffe, so liege der Weg zweifellos in einem FFH-Gebiet und führe durch Flachlandmähwiesen. "Diese sind zwar durch das Einbringen des humosen Materials am Wegrand kurzfristig und nur kleinflächig beeinträchtigt, keinesfalls aber unwiederbringlich zerstört", versichert er. Humoses Material was aufgrund der Geländesituation nicht eingearbeitet werden konnte, werde in nächster Zeit vom Bauhof beseitigt. Bei dem Weg handele es sich um einen befestigten Grasweg und ein solcher soll auch wieder entstehen. Auf die angrenzenden Biotope sei Rücksicht genommen worden, so Hölzlberger.