Ob in der Alten Festhalle Wohnungen eingebaut werden, erscheint fraglich – geprüft wird es nun dennoch. Foto: Archiv: Fritsch

Investoren können alternative Pläne einbringen. Nach Sommerferien soll Entscheidung stehen. Mit Kommentar

Haiterbach - Auch nach der jüngsten Sitzung des Haiterbacher Gemeinderats scheint die Zukunft der Alten Festhalle ungewiss. Nun soll Investoren die Gelegenheit gegeben werden, den Einbau von Wohnungen zu prüfen.

Der Gemeinderat kann sich eine Veräußerung der Festhalle an einen Investor zur denkmalgerechten Sanierung und zu Umsetzung eines nachhaltigen Nutzungskonzepts vorstellen. So der Wortlaut im Beschluss, den das Gremium am Mittwochabend fasste. Laut Bürgermeister Andreas Hölzlberger liegt mittlerweile eine zweite Anfrage eines Investors vor. Über das Denkmalportal der Denkmalschutzbehörden soll eine Ausschreibung erfolgen.

Eine derartige Nutzung beziehungsweise die Entscheidung, dies zu prüfen, können sich indes nicht alle Stadträte vorstellen. Die Mehrheit bei neun Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und einer Enthaltung kam durch die Stimmen von UBL und Bürgermeister zustande, die anderen Fraktion stimmten dagegen.

"Wir müssen spätestens nach den Sommerferien einen Knopf an die Sache kriegen", gab Hölzlberger den Zeitplan aus. Wenn nichts komme, dann könne das weitere Vorgehen auch in der Juli-Sitzung beschlossen werden.

Karl Braun (DBH) sprach von einer "unendlichen Geschichte". Jetzt komme – wie schon oft zuvor – noch mal eine Idee und damit noch eine Verzögerung.

Ihm stoße insbesondere auf, dass die Vertreter aus den Ortsteilen mitstimmten, zumal man immer alles in den Ortsteilen mitgetragen habe. Eine Mehrzweckhalle – ein Thema das hier immer mitschwingt – ist für Braun keine Alternative. Man solle an der Sanierung der Festhalle festhalten.

"Seit 1999 fülle ich Ordner mit Plänen ohne Umsetzung", brachte Johann Pagitz (CDU/FWH) seinen Unmut zum Ausdruck. Das koste die Bürger unnötig Geld. Man habe mehrfache Beschlüsse zur Sanierung. Außerdem sah Pagitz ein Wahlversprechen Hölzlbergers zur Sanierung der Halle.

Rita Frey (CDU/FWH) bezeichnete die Klausurtagung zur Festhalle als beschämend. Man habe nun viel Geld ausgegeben und brauche eine Entscheidung. Festhalle und zusätzliche Halle seien für sie zwei Projekte.

Für völlig unrealistisch hält es Karl Keppler (DBH), dass ein Investor in so kurzer Zeit ein seriöses, funktionierendes Konzept auf die Beine stellen .

Rosemarie Palmer (UBL) zeigte auf, dass man ein Problem bekommen werden, sollte der Netto-Markt eines Tages die Nutzung seiner Parkplätze untersagen. Das müssten die Bürger wissen. Palmer brachte wie andere Redner die Idee einer Bürgerbefragung auf, bei der man dann alle Möglichkeiten und Kosten, auch jene einer neuen Mehrzweckhalle, auf den Tisch bringen müsse.

So forderte etwa Gerhard Walz (CDU/FWH), dass man hier die Kostenseite beleuchten müsse. Und man müsse Bürgern sagen, welche Folgen etwa der Neubau einer Mehrzweckhalle haben könne, beispielsweise die Verdoppelung der Grundsteuer.

"Langsam wird es peinlich", sagte Otto Roller (CDU/FWH). "In den Ortsteilen hätte man längst gebaut." So verbaue man sich selbst die Zukunftsplanung, sagte Roller. Eine Mehrzweckhalle koste sicher fünf bis sechs Millionen Euro.

Man müsse auch Pläne für eine neue Halle haben, vertrat Theo Schuon (UBL). Jeder im Gremium sei verpflichtet zum Wohle der Stadt zu handeln, sagte Schuon, der sich zuvor persönlich von Pagitz angegriffen sah.

Dass die Ortsteilsvertreter als Verhinderer dargestellt würden, bezeichnete Bruno Bessey (UBL) als Märchen. Man sehe genau, wo die Fronten lägen und dass die Verhinderer in Haiterbach säßen und sich gegenseitig blockierten. Das Thema laufe 25 Jahre, er mache es schon acht Jahre mit. "Mir steht das da oben", sagte Bessey.

Matthias Stöhr (UBL), sieht den jetzigen Beschluss als "letzte Runde", auch wenn er sich nicht viel davon verspreche.

"Es ist legitim, einen Neubau zu wollen", stand Mathias Kaupp hier zu seinem Ziel. Beim Hallenbad-Neubau habe es genauso Gegner gegeben. Den habe man mit einer Stimme Mehrheit beschlossen.

Hölzlberger hinterfragte am Schluss, ob man eine Bürgerbefragung brauche, wenn man im Gemeinderat eine klare Mehrheit bekommen könne.

Kommentar: Umleitungen

Von Markus Katzmaier

Die Festhalle als "unendliche Geschichte" zu bezeichnen, wäre der literarischen Vorlage gegenüber unangemessen. Der Wunsch verschiedener Stadträte, endlich einen Knopf an die Sache zu machen, ist verständlich. Die Mehrheit will aber einem Investor die Möglichkeit geben, den Einbau von Wohnungen zu prüfen. Wenn dies die letzte Umleitung sein sollte, kommt es darauf auch nicht mehr an. Würde sich da nicht noch eine Umleitung mit einem Bürgerentscheid andeuten. Ein solcher ist im Prinzip gut, käme aber recht spät. Unabhängig von den sachlichen Aspekten, liegt das größte Problem im Gemeinderat selbst. Es ist die Unfähigkeit, alte Gräben zu überwinden, auf Angriffe zwischen Fraktionen sowie zwischen Kernstadt und Ortsteilen zu verzichten. Ganz nebenbei beweist man, dass die Zeit für die Abschaffung der unechten Teilortwahl immer noch nicht reif ist.