Annika Schüle (rechts) spricht im Beisein von Elfriede Stephan im Elterncafé des Kindergartens Arche Noah. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Großes Interesse am Elternangebot zur sexuellen Entwicklung von Kita-Kindern

Alle Plätze im Gartenzimmer des evangelischen Kindergartens Arche Noah waren besetzt und der Vortrag mit Diskussion zum Thema Gesunde sexuelle Entwicklung von Kita-Kindern fördern – Kinder schützen" war ein voller Erfolg.

Haiterbach. Im Rahmen seines Fortbildungsprogrammes bietet der Diakonieverband Nördlicher Schwarzwald für Eltern und Mitarbeiter ein Elterncafé an, bei dem sich jetzt 20 Mütter und die Leiterin des Kindergartens Arche Noah, Beate Maier, zum Thema sexuelle Entwicklung im Kleinkindalter informierten und austauschten.

Seitens des Trägers der Einrichtung hatte Elfriede Stephan vom Diakonieverband Sozialpädagogin Annika Schüle, die als Systemische Beraterin arbeitet, mitgebracht. Sie referierte zum Thema und ermunterte die Mütter von Anfang an zum Mitmachen und Mitdiskutieren, lud aber auch zum Einbringen von eigenen Beispielen und Erfahrungen ein. Der Nachmittag im Gartenzimmer des Kindergartens war Information und Erfahrungsaustausch gleichzeitig und lieferte Antworten auf die vielen Fragen der Anwesenden.

In ihren einleitenden Worten verdeutlichte Stephan, dass es bei der Nachmittagsveranstaltung um die frühkindliche Entwicklung in den ersten sechs Lebensjahren geht. Thematisiert werden sollte das Erkennen von Übergriffigkeiten, aber auch die Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt und Missbrauch sowie das Wahrnehmen von Anzeichen, die darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt.

Annika Schüle, die seitens der Onyx-Beratungsstelle im Landkreis Calw, für diesen Vortrag eingesetzt wurde, war es wichtig zu vermitteln, dass Kinder, die sich nicht wehren und auch nicht auf sich selbst aufpassen können, unterstützt werden müssen.

An einem Beispiel von sexueller Gewalt eines Vaters bei seiner 14-jährigen Tochter verdeutlichte sie, dass Betroffene meist bis zu sieben Anläufe brauchen, bis Außenstehende oder die eigenen Eltern registrieren, dass dem Kind Gewalt angetan wird. Oft übermittelten Betroffene nur Wortfetzen oder Puzzleteile, die sich nicht deutlich interpretieren lassen.

Bei der Veranstaltung ging es nicht um erwachsene Sexualität, die primär von Körperlichkeiten, wie Küssen, Austausch von Streicheleinheiten bis hin zum Geschlechtsakt reicht. Mittels einer Kartenabfrage wurde seitens der Teilnehmenden ein Bild darüber gezeichnet, wo die Unterschiede zwischen kindlicher und Erwachsenensexualität liegen.

Deutlich wurde dabei, dass Kleinkinder keinerlei Gedanken an einen körperlichen Austausch haben, bei ihnen gehe es primär um die Neugier und das Entdecken von Unbekanntem.

Nach Schüles Worten legt die frühkindliche Sexualentwicklung die Basis für die spätere Sexualität.

Gefühle werden als Zuneigung gegenüber anderen Kindern gezeigt. An einem weiteren Beispiel verdeutliche sie, dass das Berühren der Mutterbrust durch die dreijährige Tochter auf keinen Fall als sexueller Missbrauch zu deuten sei, sondern als kindliche Neugier. Auch das Stillen sei der erste Akt der Sexualentwicklung, durch die entstehende Befriedigung des Kindes.

Schüle ging auf die Entwicklungsstufen ein, innerhalb deren die Genitalien für die Kinder interessant werden und sie sich zur Entspannung anfassen, bevor sich sogenannte Sandkastenlieben" entwickeln können. Kinder sollten dabei ernst genommen werden und bei Gesprächen sollten die Dinge bei ihrem tatsächlichen Namen genannt werden. Wichtig sei auch der Austausch der Eltern untereinander, beispielsweise zu Themen wie "Doktorspiele".

Im Laufe des Nachmittags entwickelte sich eine rege Diskussion rund um das Thema der gesunden sexuellen Entwicklung von Kindern bis zu sechs Jahren.