Am Nagolder Amtsgericht wurden die Folgen einer "rumänischen Nacht" in einer Nagolder Bar verhandelt. Foto: Köncke

Bei "Rumänischer Nacht" anderen Gast angegriffen. Angeklagter zahlt 1000 Euro Schmerzensgeld an Opfer.

Haiterbach/Nagold - Bei einer "rumänischen Nacht" in Nagold flogen im Frühjahr die Fäuste. Das endete für einen Mann aus Haiterbach nun auf der Anklagebank des Nagolder Amtsgerichts. Doch das Verfahren endete ohne Schuldspruch.

Als Verteidiger Martin Hammer vorschlug, das Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung einzustellen, wenn sein Mandant 1000 Euro Schmerzensgeld an den Geschädigten zahlt – und Richter Martin Link damit einverstanden war –, verließ Staatsanwalt Felix Berner den Gerichtssaal, um sich bei seiner Dienststelle zu erkundigen, ob man auf diesen Deal eingehen könne. Als die Staatsanwaltschaft Tübingen zustimmte, endete die zweistündige Verhandlung.

Zur Vorgeschichte: Am 12. März 2017 hatte der Angeklagte aus Haiterbach mit Freundin und Bruder die regelmäßig in Nagold stattfindende "rumänische Nacht" besucht. Was sich dort um zwei Uhr morgens abgespielt hat, daran konnte sich der 39-Jährige "bei dem allgemeinen Durcheinander" nicht mehr genau erinnern.

Ein Zeuge sagte später bei der Polizei aus, der Rumäne habe einen Streit angezettelt, den Geschädigten niedergeschlagen und auf dem Boden weiter traktiert. Das bestritt der Angeklagte. Er habe mit seiner Freundin an diesem Abend öfter getanzt und die meiste Zeit gemütlich in einer Ecke der Bar gesessen. Er wisse nur noch, dass plötzlich eine Schlägerei im Gange war und sein Bruder darin verwickelt gewesen sei. "Ich habe versucht, ihn wegzuziehen". Es könne sein, dass er in dem Getümmel den Geschädigten erwischt habe.

Im Nagolder Krankenhaus wurden Hüft- und Rippenprellungen festgestellt "und ein Zahn im Oberkiefer wackelt bis heute", sagte der Rumäne in der Verhandlung aus. Sein drei Meter entfernter Bruder habe sich daraufhin eingemischt, übersetzte die Dolmetscherin. Danach habe man gemeinsam die Bar verlassen.

An der Eingangstür seien sie mit Fäusten und Pfefferspray angegriffen worden, weshalb man die Türsteher gebeten habe, die Polizei zu rufen. Die hätten sich taub gestellt. Obwohl er nur gebrochen deutsch spricht, habe er es mit seinem Handy selber versucht. Das wurde von den zwei als Zeugen geladenen Beamten des Nagolder Reviers bestätigt. Wegen der Sprachbarrieren sei es für sie schwierig gewesen, den genauen Sachverhalt zu ermitteln.

Sieben Vorstrafen stehen im Register des 39-Jährigen, er hat Banken überfallen, stand wegen räuberischer Erpressung vor Gericht und saß über vier Jahre im Rottenburger Gefängnis. Bei der Schlägerei in Nagold habe sich der Tatvorwurf aber nicht bestätigt, resümierte der Richter. Daraufhin rückte Verteidiger Hammer mit seinem Vorschlag der Zahlung von Schmerzensgeld heraus. Damit waren alle Prozessbeteiligten einverstanden. Der Mann verdient monatlich rund 1500 Euro netto, davon werden 300 Euro Unterhalt für seine fünfjährige Tochter abgezogen, die bei der Ex-Frau lebt. Deshalb war Richter Link damit einverstanden, dass die 1000 Euro in vier Monatsraten abgestottert werden.