Bürgermeister Andreas Hölzlberger (von links) stellt die Begleitgruppe zum geplanten KSK-Absetzgelände vor: Friedrich Schuler, Günther Graef, Karin Killinger und Egon Schuon. Auf dem Bild fehlen Angela Nisch und Martin Kraus. Foto: Müller

Gruppe handelt losgelöst von der Stadt. Bindeglied zwischen Land und Bürger.

Haiterbach - Das geplante KSK-Absetzgelände erhitzt in Haiterbach die Gemüter. Auf Anraten des Staatsministeriums bildete sich nun eine sechsköpfige Begleitgruppe. Diese soll eine Scharnierfunktion zwischen Land, Stadt und Bürgern einnehmen und vor allem die Angelegenheit entemotionalisieren und versachlichen.

Während die Nagolder Begleitgruppe zum KSK-Absetzgelände im Verborgenen agiert, trat die Haiterbacher Begleitgruppe nun an die Öffentlichkeit – so wie es laut Staatsministerium für eine solche üblich ist.

Sechs Personen erklärten sich bereit, Teil der Begleitgruppe zu sein: Friedrich Schuler, Günther Graef, Egon Schuon, Karin Killinger, Martin Kraus und Angela Nisch. Ihre Aufgabe liegt laut Beteiligungsportal des Landes Baden-Württemberg darin, "das weitere Verfahren zu begleiten. Es geht nicht um die Lösung inhaltlicher, planungsrelevanter Fragen. Eine Begleitgruppe dient der Transparenz. Bürgerinnen und Bürger, Bürgerinitiative, Gemeinderäte und Multiplikatoren aus den Orten sollen sehen, wer was plant, was die nächsten Schritte sind und wer für was zuständig ist. Die Begleitgruppe gibt Anregungen für das Verfahren."

"Wir haben einen gemeinsamen Nenner"

Denn obwohl sich die Haiterbacher Bürger beim Bürgerentscheid vor fast genau einem Jahr mit 61 Prozent mehrheitlich gegen das Absetzgelände entschieden haben, hält das Land Baden-Württemberg als Betreiber des Verfahrens an dem Vorhaben fest.

Staatsrätin Gisela Erler erklärte nach dem Bürgerentscheid, trotz des Votums auf Bürgerbeteiligung zu setzen und legte daraufhin die Konstitution einer Begleitgruppe nahe, "die das rechtliche Verfahren dauerhaft begleiten soll".

Daraufhin meldeten sich Friedrich Schuler, ehemaliger Gemeinderat Haiterbachs, Günther Graef und Egon Schuon beim Staatsministerium. Da drei Personen zu wenig für eine Begleitgruppe seien, konstituierte sich die Gruppe erst jetzt, nachdem sich Karin Killinger, Martin Kraus und Angela Nisch, Mitglied im Oberschwandorfer Ortschaftsrat, bereit erklärten, mitzuwirken.

Schuler erklärte seine Motivation hinter der Teilnahme: "Mich hat die völlig verkorkste Informationsveranstaltung vom Staatsministerium verärgert. Zudem vertritt das aggressive Vorgehen der Bürgerinitiative mich als Haiterbacher nicht."

"Es gibt eine große Anzahl von Bürgern, die sagen, wenn das Absetzgelände kommt, dann kommt’s", erklärt Karin Killinger. "So auch wir". Sie betont jedoch, dass innerhalb der Begleitgruppe unterschiedliche Meinungen existieren – sowohl pro Absetzgelände als auch contra. "Wir wollen Informationen und ein Stück weit Bindeglied zwischen Staatsministerium und den Haiterbachern sein".

Graef ergänzt: "Wir haben einen gemeinsamen Nenner: Die Sache zu entemotionalisieren und zu versachlichen." Killinger: "Diese emotionale Stimmung und die Angst, seine Meinung kund zu tun, ist nicht gut für unsere Stadt."

Die Mitglieder übten unisono Kritik am Vorgehen des Staatsministeriums und wollen vor allem eins: Informationen. "Ich wollte mitmachen, weil ich von verschiedenen Stellen Informationen möchte, um für mich und die Bevölkerung einen klaren Sachstand zu bekommen und nicht mit Unsachlichem und Halbwahrheiten Angst zu verbreiten", sagt Schuon zu seiner Motivation. "Wenn man weiß, was genau vor sich geht, dann kann man auch dementsprechend handeln."

Hölzlberger hat mit Kritik schon gerechnet

Die Gruppe werde sich nun als solche erst mal finden müssen und schauen, wie sie weiter vorgehen wird, erklärt Schuler. Derzeit stehe man bereits mit Kollegen aus Renningen in Kontakt, wo derzeit das KSK-Absetzgelände angesiedelt ist.

Die Begleitgruppe möchte mit dem Staatministerium in einem für die Bürger transparenten Dialog stehen. "Ich sehe meine persönliche Aufgabe darin, das Staatsministerium zu ärgern, um an Informationen zu kommen und diese den Haiterbachern zugänglich zu machen", so Schuler weiter. "Vor allem geht es darum, Unwahrheiten aus der Welt zu schaffen und Klarheit zu bringen", ergänzt Killinger.

Alle beim Pressegespräch anwesenden Mitglieder betonen, dass in der Gruppe verschiedene Meinungen zum Absetzgelände vorherrschen und sie losgelöst von der Stadt handeln. "Wir haben kein Handlungsmandat für die Stadt. Wir haben eine Scharnierfunktion zwischen allen Beteiligten", so Schuler. "Wir sind nicht das Sprachrohr der Stadt Haiterbach." Diese müsse sowieso laut Bürgerentscheid "alle rechtlich zulässigen Maßnahmen ergreifen, um zu erreichen, dass das geplante KSK-Übungsgelände mit Flugplatz beim Dürrenhardter Hof nicht realisiert wird." Ein Zusammenwirken mit der Nagolder Begleitgruppe besteht noch nicht, doch werde es bestimmt Treffen geben. Dennoch möchte die Haiterbacher Begleitgruppe eigenständig bleiben. "Denn die Nagolder Betroffenheit und Interessen sind andere", erklärt Schuler.

Kritik an der Konstitution der Begleitgruppe kam unmittelbar nach dem Pressegespräch von der Bürgerinitiative, die sich im Rathaus eingefunden hatte. Die siebenköpfige Gruppe störte sich vor allem daran, dass das Treffen im Rathaus im Beisein von Bürgermeister Andreas Hölzlberger stattgefunden hat. Eine solche Unterstützung der Begleitgruppe sehen die Gegner des KSK-Absetzgeländes als klaren Verstoß gegen den Bürgerentscheid.

Mit dieser Kritik schien Hölzlberger bereits gerechnet zu haben. Eingangs des Gesprächs betonte er: "Es wird sicher einige stören, wenn ich als Bürgermeister bei der Vorstellung der Begleitgruppe vor Ort bin." Da es sich um ein Thema handelt, "das die Bevölkerung spaltet", hält er es für richtig, als Bürgermeister Interesse zu zeigen. "In dieser aufgeheizten Stimmung finde ich es toll, dass sich sechs Personen dazu bereit erklärt haben, trotzdem als Begleitgruppe den Fokus in Richtung Sachlichkeit zu rücken."