Eine Stocherkahnfahrt auf dem Neckar in Tübingen ist wirklich eine feine Sache. Foto: Fritz Engelhard

"Neckar Caruso" erzählt in seinem Stocherkahn interessante Geschichten über einen verurteilten Mann.

Haiterbach/Tübingen - Das "Chörle" aus Haiterbach besuchte dieser Tage, bei sengender Hitze, die Stadt Tübingen und durfte allerhand erfahren.

Die Universitätsstadt Tübingen liegt am Neckar, rund 40 Kilometer südlich der Landeshauptstadt Stuttgart, zwischen dem Naturpark Schönbuch und der Schwäbischen Alb. Sie ist aus allen Richtungen bequem zu erreichen.

Die reiselustigen Sängerinnen mit ihren Begleitern zog es gleich zu Beginn in die Altstadt zum Rathaus. Meeresgott Neptun thront auf dem Marktplatz, den Dreizack in den Himmel reckend, auf dem Brunnen. So erfuhr man, dass das Rathaus von 1435 anfangs als Markthalle für die Bäcker, Metzger und Salzhändler zur Verfügung stand. Das vierstöckige Gebäude wird geziert durch eine von Johannes Stoffler geschaffene astronomische Uhr aus dem Jahre 1511 (500 Jahre alt!), die den Lauf der Gestirne und die Mondphase zeigt. Die Fassade erhielt ihr heutiges Gesicht 1877 – zum 400-jährigen Jubiläum der Universität.Im Obergeschoß sind drei Allegorien (Gerechtigkeit, Ackerbau und Wissenschaft) zu erkennen, darüber sechs Medaillons verdienter Männer der Stadt, sowie unter der Uhr Graf Eberhard V. im Bart, der Gründer der Universität, die heute 15 Fakultäten mit mehr als 80 Studiengängen zählt. An der Südseite zur Haagasse gibt es ältere, wohl barocke Fassadenmalerei.

Mit Blick auf die Bürgerhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert genossen die Mitglieder des "Chörles" in einem Café am Marktplatz einen Eiscafé.

Der Zutritt in die Stiftskirche löste eine respektvolle Bewunderung bei den Besucherinnen aus. Der steinernde Lettner trennte einst den Chor und das Kirchenschiff in die Priester- sowie die Laienkirche. Diese Trennung wurde mit der Reformation aufgehoben. Er gilt als einer der schönsten gotischen Lettner Süddeutschlands mit kleinen Statuetten eine prächtige Steinmetzarbeit, daneben ein reich verzierter Taufstein aus dem Jahre 1497 sowie eine meisterhafte Steinkanzel mit Maria und den Kirchenvätern. In der Folge bestimmte Herzog Ulrich den Chorraum zur Grablege des württembergischen Herrscherhauses mit 14 Herrschern und deren Gemahlinnen. Die Chorpfeiler sind mit Apostfiguren geschmückt. Das Altarbild des Klappaltars von 1520 mit der Leidensgeschichte Christi, das ein Werk des Dürer-Schülers Hans Schäuelin ist, machte Eindruck. Die Glasmalereie stammen von 1475 und sind aus der Werkstatt des Peter Hemmel von Andlau. Im Hauptfenster ist neben dem Stifter Graf Eberhard und den Schutzpatron der Kirche St. Georg die Marienlegende zu sehen.

Junger Mann wurde voreilig zum Tode verurteilt

In der Nordwand der Tübinger Stiftskirche am Holzmarkt befindet sich das Bild eines jungen Mannes, der einer Sage nach einem Justizirrtum und voreiligen Todesspruchs zum Opfer gefallen ist. Als vor 100 Jahren zwei Gesellen auf die Wanderschaft zogen, um ihr Handwerk zu treiben und einer davon etliche Jahre danach zurückkam, der andere aber nicht, glaubte man deswegen, er sei umgebracht worden.

So wurde der Erstere ergriffen, und aus einigen Zeichen, zum Beispiel fand man den Dolch des Kameraden bei ihm, für den Mörder gehalten, gerädert (Foltermethode) zu einem Geständnis gezwungen und zum Tode veruteilt wurde. Nicht lange hernach kam jedoch der andere lebendig, frisch und gesund nach Tübingen zurück. Den Dolch hatte er seinem Kameraden geschenkt. Darauf wurde zum ewigen Gedächtnis des Unglücklichen und zur Warnung und Mahnung vor voreiliger Verurteilung das Bildnis des "geräderten Mannes" in Stein gehauen und verewigt.

Diese Geschichte und einige mehr, erzählte der "Neckar Caruso", der die Haiterbacher Gäste sicher mit seinem Stocherkahn auf dem Neckar geleitete.

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