Der Prozess wurde eingestellt. (Symbolbild) Foto: © BillionPhotos.com/Fotolia.com

Spieler und Ordner nach Eklat bei Partie zwischen VfR Beihingen und Altay Nagold zeitweise gesperrt.  

Haiterbach-Beihingen/Nagold - Vom Fußballplatz in den Gerichtssaal: Nach einer Schlägerei sind vier Spieler und ein Ordner mit einem blauen Auge davongekommen. Richter Martin Link stellte das Verfahren wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht Nagold gegen die fünf Angeklagten ein. Ein Sportgericht hatte zeitweise Sperren gegen die Fußballer und den Ordner verhängt.

Der Fall hatte im August 2017 für Aufsehen gesorgt: "So etwas habe ich bislang noch nie erlebt", sagte damals Roland Balke, Pressesprecher des VfR Beihingen, dem Schwarzwälder Boten. Statt der Trillerpfeife hatte an diesem Tag ein Polizeieinsatz die Begegnung zwischen dem VfR und Altay Nagold beendet. In der 90. Minute beim Stand von 0:0.

Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft war auf dem Beihinger Sportplatz kurz vor Ende des Spiels ein Streit über eine Schiedsrichterentscheidung ausgebrochen. Im Zuge dessen soll ein heute 25-jähriger Altay-Spieler einem Sportler der Heimmannschaft unvermittelt ins Gesicht geschlagen haben.

Daraufhin soll der Vater des Verletzten aufs Spielfeld gestürmt sein. Er war bei dem Spiel als Ordner im Einsatz. Der heute 53-Jährige soll den Angreifer in den Schwitzkasten genommen haben, bis sich drei weitere Altay-Spieler einmischten. Diese sollen ihm "in Kung-Fu-Manier" erst in den Bauch und später weiter auf ihn eingetreten haben. Andere Spieler und die hinzugerufene Polizei beendeten die Schlägerei schließlich.

Gut eineinhalb Jahre später trafen sich die Beteiligten vor Gericht wieder. Die Sitzung wurde wegen der großen Zahl an Angeklagten in den Kubus verlegt.

Der Verein Altay Nagold hat sich inzwischen aufgelöst, was aber nichts mit der Schlägerei zu tun habe, wie die anwesenden Spieler versichern. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Tübingen wegen Körperverletzung stehen allerdings noch im Raum. Die vier Spieler und der Ordner müssen sich in insgesamt drei Strafsachen verantworten.

Bis auf eine Trommelfell-Verletzung, die sich der 53-Jährige zugezogen hatte, sind die überwiegend leichten Blessuren längst verheilt. "Bevor wir hier weitermachen, möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen", verkündet Link kurz nach Verhandlungsbeginn. An mindestens drei weiteren Verhandlungstagen wären noch etwa 30 Zeugen zu vernehmen. "Wenn jeder sein Bedauern ausspricht schlage ich vor, das Verfahren für alle Angeklagten einzustellen." Bei den Worten des Richters steht den Spielern die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, einzig beim 53-Jährigen regt sich zunächst Widerstand. Richter Link weist den Angeklagten darauf hin, dass dieser im Falle einer Verhandlung auch eine Verurteilung in Kauf nehme. "Sie als Ordner hatten auf dem Spielfeld nichts zu suchen", fügt er hinzu. Schließlich lenkte auch der 53-Jährige ein und mit der Zustimmung der Staatsanwältin stellte Link das Verfahren ein.

Er zitierte einen Mitspieler, der bei seiner Vernehmung zur Polizei gesagt hatte: "Es hat mich richtig geärgert, dass es zu dieser Eskalation gekommen ist. Wir kennen uns alle irgendwie. Es hätte nie zu dieser Auseinandersetzung kommen müssen." Die vier Spieler nicken zustimmend. Nach der Auflösung des Altay Nagold gehen sie inzwischen zumindest auf dem Fußballplatz getrennte Wege.