"The Emporium", ein Wohnturm in Birmingham, ist eines der Projekte der Firma Meva in England. Foto: Meva Foto: Schwarzwälder Bote

Brexit: Firma Meva geht das Thema dennoch eher gelassen an / Bautätigkeit in London hat sich abgekühlt

Gibt es einen harten Brexit? Kommt eine Zollunion mit Großbritannien zustande? Oder folgt gar ein weiteres Referendum? Der Ausstieg Englands aus der Europäischen Union beschäftigt auch die Wirtschaft. Die Firma Meva aus Haiterbach beobachtet die Entwicklung, geht das Thema aber unaufgeregt an.

Haiterbach. Die Firma Meva ist in vielen Teilen der Welt tätig, auch in Großbritannien. "England ist kein unwichtiger Markt für uns", sagt Florian Dingler, Inhaber und Geschäftsführer des Schalungsspezialisten. Der Anteil mache schätzungsweise fünf bis sieben Prozent am Gesamtumsatz des Unternehmens aus.

Seit 1990 sei man auf der Insel aktiv, erklärt Firmengründer Gerhard Dingler. Meva habe dort ein gutes Image.

Eine Besonderheit gebe es im Vergleich zu anderen Märkten. Während Meva Großprojekte wie im Hochhausbau selbst abwickelt, ist das Mietgeschäft in England über einen dort ansässigen, heimischen Händler abgedeckt. Ein Aspekt, der die Firma Meva die Entwicklung gelassener sehen lässt. Den anderen nennt Gerhard Dingler: Am Ende seien alle betroffen, auch die Mitbewerber. "Wir sehen die Sache recht unaufgeregt." Dazu komme, dass ein inhabergeführtes Unternehmen wie Meva sehr flexibel reagieren könne.

Es gebe jetzt zwar viel Unsicherheit, sagt Florian Dingler. Allerdings könne man auch beobachten, dass sich Wirtschaft und Unternehmen darauf eingestellt hätten. Was daran liege, dass man spätestens seit 2009 weltweit mit zunehmenden Unsicherheiten umgehen müsse. "Seit 2009 haben wir aber auch eine positive wirtschaftliche Entwicklung weltweit", sagt Florian Dingler.

Da Meva auf dem Weltmarkt tätig ist, können Schwankungen besser abgefangen werden. Manchmal auch durch Zufälle oder glückliche Entwicklungen. So wurden im Zuge der Finanzkrise ab 2008 vorübergehend die Philippinen zum größten Markt für Meva.

Zwei Studenten von dort, die sich selbstständig machten, hatten Kontakt zu dem Haiterbacher Unternehmen aufgenommen und entwickelten in der Folge mit den deutschen Qualitätsprodukten einen bislang unerschlossenen Markt. Meva generiert zwei Drittel seines Umsatzes im Ausland.

Auswirkungen durch den Brexit könne man schon jetzt beobachten. Was Bautätigkeiten angehe, habe sich der Markt in London etwas abgekühlt. Gefragter seien inzwischen Liverpool oder auch Manchester, erklärt Florian Dingler. Zudem seien Investoren – ein Großteil des Geldes für Bauprojekte komme aus dem Ausland – vorsichtiger geworden.

Nun hofft man bei Meva, dass es zumindest gelingt, eine Zollunion zwischen der EU und Großbritannien einzurichten. Allerdings gebe es ja fast wöchentlich neue Entwicklungen. Und Gerhard Dingler geht sogar so weit, vorherzusagen, dass das Gesamtthema Brexit noch nicht vom Tisch ist. Er kann sich gut vorstellen, dass die politischen Kräfte an einem zweiten Referendum arbeiten. Am Ende werde es wohl eine Lösung geben, bei der alle Beteiligten ihr Gesicht wahren könnten.

Komme es zum harten Brexit, befürchte man, dass der Baumarkt an Dynamik verliere, die Bautätigkeit allgemein zurück gehe, sagt Florian Dingler.

Auch wenn man bei Meva mit dem Thema Brexit ruhig umgeht, wird es nicht stiefmütterlich behandelt. Man verfolge die Entwicklungen genau und stehe in regelmäßigem Kontakt mit dem Geschäftsführer des englischen Händlers. Der erklärte, dass er selbst – wie viele andere – von dem Brexit-Votum sehr überrascht worden sei. Damit habe man nicht gerechnet.

Auch Florian Dingler kann das Votum für den EU-Ausstieg nicht nachvollziehen. "Für mich basieren die Argumente für einen Austritt nicht auf Fakten, sagt der Geschäftsführer. Deutschland selbst habe wirtschaftlich von der EU profitiert.

Auch wenn es noch eine Randerscheinung ist, wird auch das Geschäft von Meva durch die Politik immer wieder beeinflusst. So sei der russische Markt nicht mehr rentabel. Einen früheren syrischen Kunden dürfe man nicht mehr beliefern. Und nach der Dual-Use-Verordnung der Europäischen Union für die Kontrolle der Ausfuhr von Gütern und Technologien mit doppeltem Verwendungszweck würden Kunden durchleuchtet.

Was der Brexit bringt, wartet der Schalungsspezialist nun zunächst ab. In den Fokus rückt da in diesen Tagen eher die "Bauma 2019" im April, die Leitmesse für die Branche und somit auch ein Taktgeber für das Haiterbacher Unternehmen.