Die Begleitgruppe mit (von links) Egon Schuon, Martin Krauss, Günther Graef, Friedrich Schuler, Karin Killinger, Ingrid Jäger und Angela Nisch. Foto: Katzmaier Foto: Schwarzwälder Bote

Absetzgelände: Informationen eingefordert

Im Zuge der Bürgerbeteiligung für das geplante Absetzgelände in Haiterbach hat das Land in der Kuckucksstadt und in Nagold Begleitgruppen ins Leben gerufen, in der sich Bürger einbringen können. Ob das Land mit der Haiterbacher Gruppe ganz glücklich ist, kann man anzweifeln, denn diese kritisiert vor allem das Land und dessen Informationspolitik.

Haiterbach. Die Haiterbacher Begleitgruppe sieht sich als unabhängig. Man sei kein Sprachrohr des Landes, jedoch auch nicht der Bürgerinitiative. Obwohl in Sprache und Stil doch gewissermaßen die Ursprünge der Gruppe liegen. Als der Aufruf zur Einrichtung der Begleitgruppe kam, meldeten sich die früheren UBL-Gemeinderäte Friedrich Schuler und Günther Graef als erste. Man habe einen Kontrapunkt zum aggressiven Auftreten der Bürgerinitiative setzen wollen, erklärt Schuler.

Keinen Kontrapunkt zu deren Position gegen das Absetzgelände, wie nicht zuletzt aus dem Leitbild der Gruppe hervorgeht. Die Begleitgruppe sei kein Befürworter oder Gegner des Absetzgeländes. Obwohl die inzwischen sieben Mitglieder der Begleitgruppe Kategorien wie Befürworter und Gegner für selbst als nicht passend sehen. Man könnte sagen, die einen haben etwas mehr, die anderen weniger Verständnis für die Einrichtung eines Absetzgeländes.

Neben Schuler und Graef gehören Karin Killinger, Angela Nisch, Ingrid Jäger, Martin Krauss und Egon Schuon der Begleitgruppe an. Auch wenn sie durchaus abweichende Positionen vertreten (im Leitbild heißt dies "wir müssen keine homogene Gruppe sein"), seien ihnen der gegenseitige Respekt und ein angemessener Umgang miteinander wichtig. Die Treffen der Gruppe seien unregelmäßig, erklärt Killinger.

Ein weiterer Punkt aus dem Leitbild, das als erster Schritt erarbeitet wurde: "Die Begleitgruppe arbeitet unabhängig und lässt sich nicht instrumentalisieren." Offenbar nicht nur fürs Papier niedergeschrieben. Im Gespräch dringt durch, dass man das Gefühl hatte, dass das Land die Gruppe als Sprachrohr betrachtete.

Der Eindruck dürfte auch beim Land schnell ein gegenteiliger geworden sein. Schnell kritisierte die Begleitgruppe die Informationspolitik des Landes als unzureichend. "Man hat das Gefühl, es werden gerade immer die Informationen rausgegeben, die sich nicht mehr zurückhalten lassen", sagt Schuler, der die schärfsten Worte formuliert: "Ich fühle mich vom Staatsministerium veräppelt." Man habe den Eindruck, die Entscheidung für Haiterbach als Standort sei lange vor der Beteiligung gefallen, stehe also fest. Es sei eine Alibi-Beteiligung, keine Bürgerbeteiligung. Wobei Staatsrätin Gisela Erler und ihr Einsatz positiv betrachtet werden. Problematischer wird da der "Beamtenapparat" drumherum gesehen.

In den Augen von Ingrid Jäger wurde die Begleitgruppe ins Leben gerufen, "um die Stimmung vor Ort abzuschöpfen". Nisch kritisiert, dass Informationen, beispielsweise Flugpläne, die anderenorts öffentlich einsehbar seien, als geheim eingestuft würden. Jäger kritisiert die erfassten Flugtage und zeigt auf, dass man sich in einer Aufrüstungsspirale befände, aus der sich mehr Aktivitäten in der Zukunft ableiten ließen.

Ein Ausfluss auf die Forderung nach mehr Informationen seien die Informationsblätter und die Sprungübung. Das Infoblatt Nummer vier dürfe man nun erstmals vor der Veröffentlichung sehen.

Auch wenn die persönlichen Ansichten sich unterscheiden, ist die Gruppe sich einig, dass es die Einrichtung Bundeswehr und Absetzgelände irgendwo geben muss. Nur müssten die Auswirkungen so gering wie möglich sein. Und vor allem müssten alle Informationen auf den Tisch, wie Egon Schuon einen für ihn wichtigen Punkt herausstellt. Die Reaktionen der Menschen auf die Begleitgruppe seien genauso unterschiedlich wie die bezüglich des geplanten Absetzgeländes selbst. Man höre solche und solche Rückmeldungen.

Was man aber häufiger höre, sei ein Bedauern darüber, dass die Stadt Haiterbach in dieser Sache drei Jahre festgelegt sei, quasi handlungsunfähig. Denn die Stadt und der Gemeinderat, so ist die einhellige Auffassung, müsse eigentlich das Heft des Handelns in der Hand haben.

Einige Bürger sagen laut Nisch, dass ihnen nicht klar gewesen sei, dass dies mit ihrer Abstimmung beim Bürgerentscheid die Folge sei.

Die Kritik an Kompensationsgeschäften kann die Gruppe nicht nachvollziehen. Das sei nichts schlechtes. Ohne solche hätte Haiterbach einst nicht seine neue Wasserversorgung erhalten, erinnert Krauss. "Und Haiterbach hätte sich nicht so gut entwickeln können." Nisch und Schuler sehen so die Sicherung des Schulstandortes als gute Kompensation.

Günther Graef blickt derweil auf den nächsten Termin. Es ist der Scopingtermin (27. Februar, 10 Uhr, in der Nagolder Stadthalle) im Vorfeld des Umweltgutachtens. Es ist ein öffentlicher, aber nicht (rede)offener Termin. Zwei Mitglieder der Begleitgruppe dürfen sich auch zu Wort melden. Für Naturschutzfragen seien genug Fachleute eingeladen worden. Die Begleitgruppe wolle so auf die Folgen für die Menschen eingehen.