Prälaturpfarrerin Yasna Crüsemann sprach im Evangelischen Gemeindehaus über fairen Handel. Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Prälaturpfarrerin Yasna Crüsemann zeigt Folgen von Billigproduktion auf

Haigerloch. Wer bezahlt den wahren Preis der Konsumgüter, die von Discountern und Billig-Textilketten angeboten werden? Und was bedeutet Gerechtigkeit? Mit diesen Themen setzte sich der Vortrag "Gerechtigkeit im Einkaufskorb" von Prälaturpfarrerin Yasna Crüsemann im Evangelischen Gemeindehaus auseinander.

Pfarrerin Dorothee Kommer begrüßte dazu knapp 20 Interessierte und erklärte, dass der Vortrag die Evangelische Kirchengemeinde Haigerloch bei ihrer Bewerbung um das Prädikat "Faire Gemeinde" unterstützen könne.

Gerechtigkeit, so die Referentin, bedeute für sie, nur so zu leben, dass alle möglichst gut leben können. Nun bedeute natürlich ein "Gutes Leben" hierzulande etwas anderes als in den armen Ländern auf der südlichen Halbkugel. Genau diese Länder seien aber am meisten betroffen von Ressourcenverschwendung, Raubbau an der Natur und dem Klimawandel mit all seinen Folgen. Während bei uns die Bedürfnisse des Individuums im Vordergrund stünden, sei es in anderen Kulturen die Gemeinschaft.

Martin Luther haben von der "vollen Genüge" gesprochen, wenn es um ein gutes Leben gehe. Laut einer Studie von Brot für die Welt würde das Nahrungsangebot der Erde für zwölf Milliarden Menschen reichen, wenn die produzierten Lebensmittel auf dem Teller landen würden statt in "Trog, Tank oder Tonne".

Was kann der Konsument bei uns also tun, um die Bemühungen um ein "Gutes Leben für alle" zu unterstützen? Zunächst einmal die eigenen Bedürfnisse hinterfragen, riet die Prälaturpfarrerin. Braucht es mehrere Flugreisen im Jahr? Braucht es viele billige Kleidungsstücke? Braucht es jedes Jahr ein neues Smartphone? Billig produzierte Lebensmittel wie Schokolade ließen Bauern verarmen, die dann ihre Kinder zur Arbeit auf Plantagen oder in Minen schicken müssen, was sowohl deren Gesundheit als auch deren Entwicklung gefährde und sie in der Armutsspirale gefangen halte. Eine verarmte Bevölkerung führe zu Landflucht, zu Armutsgürteln in den großen Städten, zu Kriminalität und schließlich zur Flucht.

Crüsemann machte auf die katastrophale Situation von Kinderarbeitern in Afrika und Näherinnen in Bangladesch aufmerksam. Die "wahren Kosten" für billig erzeugte Konsumgüter trügen diese Arbeiter, die Umwelt und auch künftige Generationen.

Was kann der Verbraucher also tun, um die Situation zu verbessern? Mehr fair gehandelte Ware kaufen, denn dafür würden momentan in Deutschland pro Kopf nur 13 Euro pro Jahr aufgewendet, was erschreckend wenig sei. Wichtiger sei vor allem, das eigen Konsumverhalten zu überdenken. Weniger Fleisch essen, Gemüse von regionalen Erzeugern kaufen, beim Kleiderkauf in alternative Läden und Second-Hand-Shops zu gehen, Dinge lange zu verwenden.

Die Weltläden würden garantiert nur fair gehandelte Ware verkauft, diese Läden würden aber nach wie vor ein Nischendasein fristen. Auch Supermärkte würden vermehrt Produkte mit Siegeln des Fairen Handels verkaufen. Auch wenn es hier noch Lücken und Schwächen gebe, werde auch dieser Handel auf seine Fairness geprüft. Auf diese Waren zurückzugreifen, sei also auf alle Fälle "besser als nichts", so Pfarrerin Crüsemann.