Die Amsel-Kontaktgruppe besuchte am Tag vor Fronleichnam die ehemalige Synagoge in Haigerloch und ließ sich die jüdische Geschichte der Stadt von Klaus Schubert (links) erklären. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder-Bote

Welttag Multiple Sklerose: AMSEL besucht ehemalige Synagoge

Von Thomas Kost

Haigerloch. Gleich zwei Gründe brachten am Tag vor Fronleichnam Mitglieder der AMSEL-Kontaktgruppe Zollernalb nach Haigerloch, wo sie die ehemalige Synagoge im Haag besichtigten.

Zum einen war am Mittwoch der Welt-MS-Tag. Und weil dessen Motto in Deutschland diesmal "Selbst bestimmt leben mit Multipler Sklerose" ist, wollte die Gruppe zeigen, dass das auch möglich ist.

Zum anderen war es der Wunsch des im März verstorbenen Werner Siedler aus Gruol, dass die AMSEL-Kontaktgruppe eine barrierefreie Einrichtung in Haigerloch besucht. Siedler, selbst an Multipler Sklerose erkrankt und an den Rollstuhl gebunden, lag die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Haigerloch und die Arbeit des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge sehr am Herzen, zuletzt hatte er sich außerdem für einen barrierefreien Zugang zur Haigerlocher Annakirche eingesetzt. Dieser wurde dann auch realisiert.

Begleitet von Werner Siedlers Witwe Maria traf sich die 15-köpfige Gruppe zuerst vor der Synagoge, wo sie von Klaus Schubert, Vorsitzender des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge begrüßt wurde. Er freute sich, dass die AMSEL-Gruppe die ehemalige Synagoge zum Ziel ihres Ausfluges gemacht hatte.

Schubert erklärte zunächst, wie die Juden ins Haag gekommen sind und sich dort ab dem 16. Jahrhundert eine Gemeinde etablierte, die zu ihrer Blütezeit rund 300 Leute zählte. Damit machte sie mehr als ein Viertel der Haigerlocher Bevölkerung aus. 1941 endete die jüdische Geschichte in Haigerloch mit den Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslager.

Die AMSEL-Kontaktgruppe lauschte Schuberts Worten sowohl vor der Synagoge und auch nachher in der Ausstellung "Spurensicherung – Jüdische Geschichte in Hohenzollern" aufmerksam und stellte einige Fragen. Sophie Jaillet, eine der AMSEL-Verantwortlichen, bedankte sich für die Führung.

Danach ging es in die Gastronomie Querbau nach Stetten, der trotz Umbau-Arbeiten extra geöffnet hatte. Im Querbau trifft sich die Gruppe (etwa 130 Mitglieder im Zollernalbkreis) wegen dessen Barrierefreiheit regelmäßig zu Stammtischen. 16- bis 18 000 Menschen allein in Baden-Württemberg haben Multiple Sklerose. In Deutschland sind es etwa 200 000 und weltweit 2,5 Millionen.