Ausstellung: "Evangelisch in Hohenzollern" öffnet interessante Blicke auf ein Kapitel Kirchengeschichte

Auf die Idee zu kommen, Menschen evangelischen und katholischen Glaubens wären sich früher so tolerant gegenübergestanden wie das heute der Fall ist, wäre ein Trugbild.

Haigerloch. Auch das ist eine Erkenntnis, welche die höchst interessante Dauerausstellung "Evangelisch in Hohenzollern" liefert. Nach Stationen in Sigmaringen, Ebingen und Hechingen ist die Geschichte der fünf evangelischen Kirchengemeinden Dettingen, Gammertingen, Haigerloch, Hechingen und Sigmaringen seit Mittwoch auch in Haigerloch zu sehen.

Und zwar an einem Ort, wo sie vor wenigen Jahrzehnten wahrscheinlich noch undenkbar gewesen wäre. Nämlich im alten Pfarrhaus an der Schlosssteige. Dieses war bekanntlich früher von katholischen Pfarrern bewohnt und selbst der letzte dort noch wohnende Pfarrer – der hochverehrte Haigerlocher Ehrenbürger Monsignore Marquard Gulde – hat seine evangelischen Amtskollegen zu seinen Lebzeiten kaum eines Blickes gewürdigt, wie Leute bestätigen, die Gulde noch persönlich gekannt haben.

Insofern ist schon die Präsentation der 22 so genannten Roll-Ups über die bewegte Geschichte der evangelischen Diaspora in den Hohenzollerischen Landen ein Zeichen von gelebter Ökumene statt Abgrenzung und Toleranz im Glauben. Dies empfanden auch Haigerlochs Bürgermeister Heinrich Götz, die evangelische Pfarrerin Dorothee Kommer und Volker Trugenberger, Leiter des Staatsarchives Sigmaringen so, als sie am Mittwoch zur Eröffnung der Ausstellung sprachen.

Evangelisch sein in Hohenzollern, das hieß schon immer einer Minderheit anzugehören, denn Martin Luthers Lehre, so bilanzierte Trugenberger, hätten hier nie nachhaltig Fuß gefasst. Es gab eher zersplitterte reformatorische Glaubensströmungen, zum Beispiel auch Wiedertäufer. Als die Preußen um 1850 hierher kamen, betrug der Anteil der Protestanten an der Bevölkerung zudem nur etwa ein Prozent. Er wuchs erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Heimatvertriebene auf eine signifikante Größe von 16 Prozent (knapp 18 000 Menschen). Und Reformator Martin Luther selbst war leider nie in Hohenzollern, merkte der Staatsarchivar noch an. Auf seiner Reise nach Rom habe er es einfach rechts liegen lassen.