Der Webstuhl, an dem Sybille Weber arbeitet, ist so empfindlich wie eine altes Musikinstrument. Ihn mit Fäden einzurichten, dauert mehrere Tage. Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder-Bote

Sybille Weber webt seit 20 Jahren an der Annahalde und ab Ostern auch im Bolzlädle

Von Birgit Fechter

Haigerloch. Ihr Name ist Programm. Sybille Weber webt seit mehr als 20 Jahren in Haigerloch vorwiegend Röcke und Schals. Ab Ostern tut sie das auch öffentlich: Im ehemaligen Bolz-Laden am Marktplatz eröffnet sie das Ladenatelier "FrauWeberWebt".

In der Annahalde wohnt die gelernte Handweberin mit ihrer Familie seit 2001, vorher hat sie zehn Jahre in Trillfingen gewohnt. Im Haus des früheren Zahnarzts Marfilius, dort, wo früher der Behandlungsstuhl stand, steht jetzt ein imposanter Webstuhl. Der bleibt auch dort stehen, denn er kann nicht so einfach auf- und abgebaut werden. Nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seiner Empfindlichkeit. Das ist beinahe wie mit einem Musikinstrument: So ein wertvoller Webstuhl muss sorgfältig austariert werden, damit er funktioniert. Im Bolzhaus wird deshalb ein kleineres Exemplar stehen.

Im Haus an der Annahalde stellt die Handweberin vor allem Röcke und Schals in Kleinserien her. "Man muss sich auf einige wenige Produkte konzentrieren, denn die Einrichtung des Webstuhls mit Fäden dauert mehrere Tage", erklärt sie. Für ihre Produkte verwendet sie ausschließlich hochwertige Materialien, denn sonst mache die Handarbeit ja keinen Sinn. So verwendet sie schwedische Leinengarne und Bio-Baumwolle für Röcke und Kaschmir und Merino-Wolle aus Österreich für Schals. Es sei nicht immer ganz einfach, die Materialien zu bekommen, da sie von kleinen Firmen kaufe und diese gelegentlich Lieferschwierigkeiten hätten.

Ihre Ausbildung zur Handweberin hat Sybille Weber an der Webschule in Sindelfingen gemacht, die es inzwischen aber nicht mehr gibt. Seit mehr als 20 Jahren ist sie mit ihren Produkten auf Messen und Märkten unterwegs und hat sich dort einen Namen gemacht. Inzwischen bekommt sie auch Einladungen zu Kunstmessen, wie der "Eunique" in Karlsruhe, einer Messe für angewandte Kunst und Design, oder zum großen Webermarkt in Haslach in Österreich. Sybille Weber genießt dort das große Publikumsinteresse und den Austausch mit Kollegen, der im reizvollen Kontrast zur "einsamen" Arbeit am heimischen Webstuhl steht.

Auch im Haus an der Annahalde hat sie schon gelegentlich ihre Werkstatt für Besucher geöffnet, aber der Zugang zum Haus ist für ältere Menschen doch etwas schwierig, und es fehlt an Parkplätzen. Dagegen bietet jetzt das Ladenatelier am Marktplatz sehr gute Bedingungen. Ab Ostern bis Ende Oktober können ihr die Besucher dort bei der Arbeit über die Schulter schauen und auch Ware bestellen. Die Handweberin schätzt dort auch die Nähe zu neuen Museum der Textilkünstlerin Alraune Siebert im benachbarten "Schwanen", das ebenfalls an Ostern eröffnet wird, zum Atomkeller und zu den Kunstmuseen.