Ein Leben für die Kunst: Karl Hurm inmittten des Bildermeeres, das die Wände seines Wohnhauses in Weildorf ziert. Foto: Kost

Weildorfer Maler Karl Hurm und Ehefrau Anni binnen eines Tages verstorben. Region trauert um Künstler.

Haigerloch - Der Himmel darf sich auf die Aufnahme zweier besonderer Menschen freuen. Vielleicht wird sich der Maler Karl Hurm dort zu noch farbenfroheren Bildern inspirieren lassen. Und vielleicht wird seine Ehefrau Anni dazu ihre schöne Gesangsstimme erklingen lassen.

Solche Vorstellungen mögen vielleicht all jenen etwas Trost und Hoffnung spenden, die im Moment eigentlich kaum zu trösten sind. Nicht nur die Töchter Magdalene, Michaela und Renate und Sohn Gerd trauern um zwei liebe Menschen, sondern mit ihnen Verwandte, Freunde und Weggefährten von Anni und Karl Hurm.

Große Betroffenheit war zu spüren, als über Pfingsten allmählich die Nachricht die Runde machte, dass das Künstlerehepaar aus Weildorf nahezu zeitgleich verstorben ist. Anni Hurm im Alter von 83 Jahren am Freitag im Altenpflegeheim St. Josef in Haigerloch, Karl Hurm (88) einen Tag später im Krankenhaus in Balingen.

"Ich bin aufgewühlt und tief bewegt", erklärte Hermann- Joseph Speier zum Tode der beiden. Als Galerist, Weggefährte und Freund hatte er 47 Jahre den künstlerischen Lebensweg Karl Hurms maßgeblich begleitet.

Alles begann mit Malwettbewerben

Über das Leben und die Arbeit des weit über Haigerloch hinaus bekannten Künstlers ist unzählige Male berichtet worden. Obwohl Karl Hurms künstlerisches Talent schon erkennbar war, als er noch Kind und Jugendlicher war, so kann es sich doch erst so richtig Bahn brechen, als er und seine Frau Anni sich 1970 aus dem von Karls Vater gegründetem Obst- und Gemüsehandel zurückziehen. Karl Hurm führt fortan den Haushalt und beteiligt sich an Malwettbewerben, Anni arbeitet in ihrem Ausbildungsbetrieb, der Haigerlocher Trikotfabrik Amann, als Industriekauffrau und unterstützt ihren Mann bei der Durchführung von Ausstellungen. Diese werden mit dem wachsenden Erfolg des Künstlers natürlich immer mehr – bis heute waren Werke Karl Hurms in über 200 Ausstellungen zu sehen. 1998 bekommt Karl Hurm in der Ölmühle in Haigerloch ein eigenes Museum, 2006 wird er Ehrenbürger der Stadt.

Geheiratet hatten beide im Jahr 1955. Der am 29. Dezember 1930 geborene Karl Hurm hatte nach Volksschule und abgeschlossener Ausbildung zum Anstreicher 1949 den Gemüse- und Obsthandel seiner Eltern Sofie und Karl übernommen und mit Schwester und Schwager als Firma "Hurm und Sinn" neu gegründet. Anni, geborene Huber, kam am 30. Oktober, 1935 als drittes von fünf Kindern zur Welt Sie liebt die Musik und wird Mitglied im Gesangverein Weildorf und später im örtlichen Kirchenchor Durch ihre schöne Stimme ist sie in jungen Jahren in der Umgebung bekannt.

Humorvoll aber immer bescheiden

Beide bleiben stets bodenständig. Karl und Anni Hurm sind im Vereinsleben in Weildorf eingebunden und tragen auch zur Pflege der Städtefreundschaft zwischen Haigerloch und Noyal-sur-Vilaine bei. Karl Hurm ist bekannt für seinen Humor und seine Bescheidenheit, Anni für ihre fröhliche Offenheit und fürsorgliche Art. So pflegte sie ihre schwerkranke Mutter und betreute nach dem Tode ihres Vaters ihren behinderten Bruder bis zur Eröffnung eines Wohnheimes der Lebenshilfe Zollernalb in Sickingen.

Anni Hurm selbst erleidet im Herbst 2015 eine schwere Hirnblutung und wird bis zu ihrem Tode an diesem Freitag in St. Josef in Haigerloch gepflegt. Karl Hurms gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich Anfang dieses Jahres. Er muss schließlich in die Klinik nach Balingen. Bis kurz vor seinem Tode hat er gemalt und besonders freute es ihn, dass noch 2018 seine Werke in einer Ausstellung zusammen mit Arbeiten von Pablo Picasso gezeigt werden.

Bleiben wird die Erinnerung an ein sypmathisches und beliebtes Paar. Die Trauerfeier für Karl und Anni Hurm findet am Freitag, 21. Juni, am 14 Uhr in der Haigerlocher Annakirche statt.