Nach den Wetterkapriolen der vergangenen Monate müsssen Hausbesitzer künftig tiefer in die Tasche greifen. Foto: Danner

Unwetterschäden in den Sommermonaten lassen die Versicherer die Prämien nach oben treiben.

Oberndorf - Hausbesitzer kriegen gerade unangenehme Post vom Wohngebäudeversicherer. Die vielen Klimakapriolen treiben die Prämien hoch. Wer seine Unterschrift verweigert, dem droht die Kündigung.

Vielen Hausbesitzern hat es die Laune verhagelt: Die Wohngebäudeversicherung wird teurer. Die Anbieter haben auf breiter Front die Prämien erhöht. Während Branchenriese HUK-Coburg von Kunden beispielsweise um die 7 Prozent mehr Beitrag will, pocht Konkurrent Ergo gleich auf durchschnittlich 14 Prozent mehr Geld. Die Kosten für manchen Altvertrag aus den 60er-Jahren sollen sich gar verdoppeln.

Etwa 120 000 Ergo-Kunden wird zudem mitgeteilt, dass Policen von vor 2006 gleich ganz beendet und von den neuen, teureren abgelöst werden. Wer nicht zustimmt, dem droht die Kündigung. "Ein Rauswurf sollte unbedingt vermieden werden", sagt Rita Reichard von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Was die Prämien so in die Höhe schießen lässt, sind nach Angaben der Versicherer die überdurchschnittlich vielen Unwetterschäden der vergangenen Monate. Die Folgekosten der sintflutartigen Regenfälle, Sturm-, Hagel- und Frostschäden machen ihnen arg zu schaffen. Gesellschaften wie die Sparkassenversicherung oder die VGH beispielsweise beklagten allein im August das jeweils größte Hagelereignis in ihrer Geschichte. Jetzt haben sie Schadenzahlungen von geschätzten 600 beziehungsweise 75 Mio. Euro am Bein. Rund 70 Prozent aller Schäden durch Klimakapriolen sind ein Fall für die Wohngebäudeversicherung, sagen auch Experten von Stiftung Warentest.

Verbraucherschützerraten zum Versichererwechsel

Hausbesitzer sollen sich über die Preissteigerung nicht ärgern – sondern sich nach einem günstigeren Anbieter umsehen. Das rät Hajo Köster vom Bund der Versicherten (BdV). Wird nämlich die Versicherungsprämie, aber nicht die Leistung erhöht, hat der Kunde ein außerordentliches Kündigungsrecht. Das gilt nicht bei einer im Vertrag verankerten dynamischen Anpassung.

Aber Vorsicht: Bloß nicht vorschnell selbst kündigen und eine Versicherungslücke riskieren, warnen Verbraucherschützer. Zuerst gilt es, eine günstigere, gute Alternative zu suchen – und erst dann zu kündigen. Die Wohngebäudeversicherung ist für Hausbesitzer ein Muss. Sie schützt ihn vor Risiken aus Feuer-, Sturm-, Hagel- und Leitungswasserschä-den, die den Totalverlust der Immobilie bedeuten können. Banken wollen die Police sehen, noch bevor sie 1 Cent an Baukredit vergeben. Will der Käufer später den Versicherer wechseln, muss er die Zustimmung seiner Bank oder Sparkasse einholen, wenn diese im Grundbuch eingetragen ist.

Wer jetzt ein neues, teureres Angebot von seiner bisherigen Versicherung auf den Tisch bekommen hat, das die alte Police ablöst, sollte nicht auf stur schalten und den Rauswurf riskieren, warnt Reichard. Viel besser sei, möglichst komplett zu wechseln. Oder bei Zeitnot erst einmal das teure Angebot anzunehmen und sich danach in aller Ruhe zu verabschieden. Gekündigte Kunden haben es schwer, wieder einen attraktiven Vertrag an Land zu ziehen. Sie gelten als eine Art wandelndes Versicherungsrisiko.

Wer sich nach einer günstigeren Wohngebäudeversicherung umschaut, wird schnell merken: Es gibt große Unterschiede. Nicht nur im Preis, wie Reichard betont. Auch die Leistung gehört auf den Prüfstand. Hausbesitzer sollten eine Versicherung wählen, die auf den sogenannten Einwand der "groben Fahrlässigkeit" verzichtet. Bei diesem winzigen Passus kann es um viel Geld gehen. Seit 2009 darf ein Versicherer seine Leistungen je nach Schwere der Schuld des Versicherten kürzen. Verzichtet der Versicherer auf diesen Einwand, "wird im Ernstfall anstandslos gezahlt, viele Tausend Euro gehen nicht verloren", unterstreicht Köster. Trotz des Mehrwerts seien die Policen auch nicht viel teurer als andere.