Ein gefährlicher Unfall: Beim Fußball gibt es häufige Fälle von verschluckter Zunge. (Symbolfoto) Foto: Aleksandr Lupin/Shutterstock

Ein heftiger Stoß gegen den Kopf und schon kann es passieren. Was wir im Volksmund als verschluckte Zunge bezeichnen kann schnell zum Ersticken führen. Aber was passiert dabei wirklich? Und wie kann man, im Notfall, Erste Hilfe leisten?

Im Oktober 2023 musste ein Spiel des DJK Villingen gegen den FC Schönwald abgebrochen werden. Ein Schönwälder Spieler war im Zweikampf zu Boden gegangen war und hatte zu allem Überfluss das Knie seines Teamkollegen an den Kopf bekommen, als dieser ihm aufhelfen wollte.

Der junge Mann verschluckte in der Folge seine Zunge, drohte zu ersticken, zog sich schwere Kopfverletzungen zu und wurde im Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen operiert, bevor er in ein künstliches Koma versetzt wurde. Aktuell wird der Spieler, laut Schönwalds Trainer Mario Ketterer, in einer Rehaklinik behandelt und befindet sich weiterhin auf dem Weg der Besserung.

Im Ernstfall muss man schnell handeln

Gerade im Fußball passieren solche Unfälle überraschend häufig, führen zu Spielunterbrechungen und sogar Abbrüchen: Ein Spieler geht im Zweikampf um den Ball, nach einem Zusammenstoß oder einem Kopfball zu Boden, bleibt liegen und droht zu ersticken. Zunge verschluckt, so heißt es im Volksmund, und nun ist schnelles Handeln angesagt.

Ganz korrekt ist die Bezeichnung der verschluckten Zunge eigentlich nicht, denn wirklich verschluckt wird das Sinnesorgan nicht, wie Johannes Bettecken, der ärztliche Leiter des DRK Rettungsdienstes Schwarzwald-Baar, erklärt: „Da die Zunge an ihrer Basis fest mit dem Rachenboden verwachsen ist, ist ein echtes ’Verschlucken’ nicht möglich.“

Die Zunge nimmt im Mund viel Platz ein

Vielmehr ist das Problem, dass die Zungenbasis nach hinten in den Rachen rutscht und so den Eingang zur Luftröhre verschließt. „Das Offenhalten der Atemwege erfordert immer, auch im Schlaf, eine gewisse Aktivität der Schlund- und der Zungenmuskulatur“, führt Bettecken weiter aus. „Die Zunge, die selbst nahezu ein einziger Muskel ist, nimmt im Mund-Rachenraum sehr viel Raum ein. Sie kann potenziell den Zustrom von Luft in die Luftröhre verhindern.“

Gründe hierfür können demnach entweder Schwellungen, etwa durch allergische Reaktionen, oder eben der Verlust der Muskelaktivität in Schlund und Zunge sein. „Der Verlust dieser Muskelspannung kann im Falle tiefer Bewusstlosigkeit eintreten“, sagt Bettecken. „Ursachen einer tiefen Bewusstlosigkeit können zum einen direkte Verletzungen des Gehirns, etwa durch einen Schlag, Stoß oder Sturz auf den Kopf, oder aber die Wirkung von Drogen und Giftstoffen sein.“

„Ein Mensch mit tiefer Bewusstlosigkeit hat keine Kontrolle über seine Körper- und Kopfposition. Liegt der Kopf mit dem Gesicht nach oben kann die Zungenbasis nach hinten in den Rachen rutschen und den Eingang zur Luftröhre verschließen.“ Im Fußball ist es keine Seltenheit, dass Spieler sich, etwa bei Kopfballduellen oder Zweikämpfen, den Kopf hart stoßen. Davon abgesehen gebe es aber, laut Bettecken, keinen spezifischen Zusammenhang im Vergleich zu anderen Sportarten.

Wie kann man helfen?

Wenn jemand nach einem derartigen Stoß zu Boden geht und zu ersticken droht, ist es wichtig zu wissen, wie man helfen kann. Grundsätzlich, so Bettecken, gelte als Erste-Hilfe-Maßnahme: „Atemwege freimachen und frei halten“.

Der sogenannte Esmarch-Handgriff kann im Notfall Leben retten. Foto: Bettecken

Dafür sollte man den Patienten zunächst in stabiler Seitenlage lagern. Der Kopf sollte etwas nach hinten gestreckt werden.

Mit den Fingern beider Hände sollte man an den Unterkiefer fassen und diesen Richtung Gesicht führen. Dabei sollte mit beiden Daumen Druck auf die Kinnspitze ausgeführt werden, um den Mund zu öffnen. Foto: Bettecken

„Dann folgt der sogenannte Esmarch-Handgriff“, erläutert Bettecken, „welcher durch Griff in beide Kieferwinkel, Fassen des Unterkiefers mit den Fingern beider Hände, Zug des Unterkiefers gesichtswärts und Druck mit beiden Daumen auf die Kinnspitze zur Mundöffnung durchgeführt wird.“

Wichtig ist beim Esmarch-Handgriff auch die stabile Seitenlage. Foto: Bettecken

Grundsätzlich sollte immer auch der Rettungsdienst verständigt werden. Beim Ersticken zählt im Zweifel jeder Augenblick.